Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Dopfer war es auch gewesen, der die Ärzte in Hannover davon überzeugte, seine Patientin zu operieren. Aus seiner Sicht sprach die hohe Übereinstimmung der Lungen der Eltern mit den Gewebemerkmalen der Tochter für einen solchen Eingriff. Auch damals hatte der Onkologe Erfolg: Die Kollegen nahmen den Eingriff vor.

 

Dopfer erzählt also eine Erfolgsgeschichte. Aber ist sie auch der Beweis dafür, dass die Lebendspende der Königsweg für mukoviszidosekranke Kinder und Jugendliche ist? Ist sie der Ausweg aus dem Mangel an Spenderorganen, die als sogenannte Leichenspende transplantiert werden? Dopfers Nein kommt sofort. Er spricht von Sondersituationen, in denen man eine Lungenlebendspende erwägen könne. Der Impuls dazu sei in dem Fall der jungen Studentin vom Vater selbst gekommen.

Auch eine Transplantation bringt keine Heilung

„Grundsätzlich bringt eine Lungentransplantation nicht die Heilung der Erkrankung“, macht Dopfer klar. Zwar werde damit jenes Organ ersetzt, dessen eingeschränkte Funktion das Leben der Mukoviszidosekranken am stärksten begrenzt. Aber wegen Abstoßungsreaktionen sei auch die Lebensdauer der neuen Lunge begrenzt. Er verweist zudem auf Zahlen, nach denen es bei 20 Prozent der Spender zu Komplikationen kommt, zwar nicht zu tödlichen, aber dennoch so massiv, dass eine weitere Operation notwendig ist. „Will man das einem gesunden Menschen zumuten?“, fragt er. Außerdem seien auch die Lungenteile der Eltern in der Regel nur zu 50 Prozent kompatibel – also nur halbidentisch.

Anders als in dem von ihm vorangetriebenen Fall, bei dem die Gewebeeigenschaften von Vater und Tochter zu 100 Prozent übereinstimmten. Dopfer konnte sich also sicher sein, dass diese Lunge nicht abgestoßen werden würde. Zwei spendebereite erwachsene Geschwister für eine Spende zu finden, sei hingegen sehr ungewöhnlich. „Das wäre fast wie ein Sechser im Lotto.“