Dem Ditzinger Lebenslauf hat es nicht geschadet, dass er in diesem Jahr von Ende auf Anfang April verlegt wurde. Das Wetter auf der Laufstrecke ist so gut, dass sich die Veranstalter kaum vor dem Andrang retten können.

Ditzingen - Es gibt Tage, die sind perfekt. Für die Organisatoren des Ditzinger Lebenslaufs dürfte der Sonntag ein solcher sein. Die Sonne strahlte, die Temperaturen stiegen bis auf 20 Grad. Weil sich der Regen am Samstag in Grenzen gehalten hat, war der Boden für Jogger auch völlig in Ordnung. Diese Bedingungen lockten nicht nur die Triathlon-Europameisterin von 2012, Julia Gajer, bei „perfektem Laufwetter“ an das Schulzentrum in der Ditzinger Glemsaue, sondern auch rund 3800 andere Teilnehmer. Die Rekordmarke aus dem Jahr 2011 wurde damit nicht überschritten, aber im Vergleich zum Vorjahr stieg die Teilnehmerzahl. Deshalb fällt das Fazit der Veranstalter eindeutig aus: „Wir sind mit dem Ergebnis voll und ganz zufrieden, es hat alles gepasst“, sagt Petra Fix vom Verein Mukoviszidose Regionalgruppe Ludwigsburg-Heilbronn.

 

Team der Börse läuft für eine Kollegin

Einer der ersten, die den Andrang zu spüren bekamen, war Frank Baumann. Als Fahrer einer der beiden Shuttle-Busse gehörte er zu den Menschen, die rund um den Lebenslauf ohne Pause unterwegs waren. Von acht Uhr an am Vormittag pendelte er zwischen den Parkplätzen am Trumpf-Areal und dem Schulzentrum hin und her. „Wir haben jetzt bestimmt schon 1200 Leute hier runtergefahren“, schätzte Baumann um 11 Uhr am Vormittag, als noch weitere fünf Stunden und ein zweiter Ansturm ab 13 Uhr vor ihm lagen. Dass er dadurch einen privaten herrlichen Frühlingssonntag verpasste, schien ihn nicht zu stören. „Als Busfahrer muss man immer davon ausgehen, dass man auch mal an Sonntagen arbeiten muss. Und wenn es dann für einen guten Zweck ist, macht es noch mehr Spaß“, sagte Baumann.

Neben vielen Einzelläufern waren auch 109 Teams von Unternehmen, Schulen oder Verbänden in der Glemsaue unterwegs. Eine der größten Gruppen stellte in diesem Jahr die Börse Stuttgart um Simone Ipp, die selbst unter Mukoviszidose leidet. Wegen ihrer Krankheit konnte sie aber nicht mitlaufen. Umso größer war ihr Stolz, dass 180 ihrer Kollegen, Bekannten und Freunde für die Börse an den Start gingen. „Das ist einfach gut, dass sie jedes Jahr dabei sind und es immer mehr werden“, sagte Simone Ipp. Als die Börsenmitarbeiter vor einigen Jahren zum ersten Mal in der Glemsaue aufliefen, bestand das Team noch aus 15 Mann. Nun waren 150 angemeldet, gelaufen sind letztlich noch 30 mehr. Selbst die anfangs zögerlichen Kollegen seien mittlerweile mit Spaß dabei. „Das ist halt der Vorteil hier, dass jeder selbst entscheiden kann, wie weit er laufen möchte“, sagte Peter Becker von der Börse.

Auch Kurzstreckenläufer bringen Spenden

Erika Deplewski gehört zu den Menschen, die praktisch immer in den Lebenslauf verstrickt werden. Denn als Anwohnerin bekommt sie das Treiben auf der Laufstrecke in der Glemsaue hautnah mit. In der Vergangenheit war sie schon als Läuferin oder als Helferin aktiv. In diesem Jahr beobachtete sie den Lauf aber von ihrem Haus aus und hatte ihre Freude. „Das ist doch eine tolle Sache, wenn man aus dem Fenster schaut und sieht, wie die Leute laufen, um Spenden zu sammeln“, sagte sie. Will heißen: in ihrem Haus ist man stolz darauf, dass man beim Lebenslauf live dabei sein darf. Da ist es auch egal, dass es mal ein bisschen lauter ist als an den meisten anderen Sonntagen im Jahr.

Die rund 3800 Läufer sind zusammen 51 224 Kilometer gelaufen, wovon ein jeder eine Spende für den Mukoviszidose-Verein abwirft. Ungefähr 15 Kilometer davon dürfte Julia Gajer beigesteuert haben – wenn sie sich an ihre Ansage vor dem Start gehalten hat. Für einen professionellen Ausdauersportler ist das kein sonderlich langer Lauf. Der Ditzinger Oberbürgermeister dagegen scheint vor dieser Strecke eher zurückzuschrecken: „Ich bin zwei lockere Anstandsrunden gelaufen, damit ich morgen noch die Treppen im Rathaus hochkomme“, sagte Michael Makurath. Das macht maximal sieben Kilometer für das Stadtoberhaupt. Was nicht weiter schlimm sein dürfte. Das Motto der Veranstaltung lautet bekanntlich: „Jeder Schritt zählt.“