Wie wird sich das Gelände der Wilhelmschule verändern? Die Grundschule in der Ditzinger Ortsmitte wird aufgegeben, offen ist, was folgt.

Ditzingen - Philipp Dechow wusste offensichtlich, dass seine Studenten einen guten Job gemacht hatten. Der Professor an der Hochschule für Technik in Stuttgart ahnte daher, dass das städtebauliche Konzept des beauftragten Büros, dem er angehörte, es schwer dagegen haben würde. „Es kommt einem vielleicht nüchtern vor, klarer“, sagte er kurz vor der Sommerpause an die Ditzinger Stadträte gewandt.

 

In der Diskussion zeigte sich dann, wie sehr die Räte von den sieben studentischen Entwürfen angetan waren. Er sei „überwältigt von der Unterschiedlichkeit“, sagte etwa Ulrich Steller (Grüne) in einer ersten Reaktion im Ausschuss für Umwelt und Technik. Es seien „sehr interessante Vorschläge“, meinte Horst Ludewig (FDP) auch wenige Tage später noch im Gemeinderat. Wie sehr die Räte beeindruckt waren, zeigte sich am Ende der Diskussion: Sie vertagten die Entscheidung.

Grundschule wird aufgegeben

Die Studenten hatten sich ebenso wie das beauftragte Büro Internationales Stadtbauatelier (ISA) mit dem Areal der Wilhelmschule befasst. Die Stadt hatte das ISA beauftragt, Dechow hatte daraus zudem eigens ein Studienprojekt gemacht.

Die zentral in der Ditzinger Ortsmitte gelegene Schule wird aufgegeben, bis voraussichtlich 2027 soll sie an den Ortsrand verlagert werden. Das Hauptgebäude ist denkmalgeschützt, doch wie gut die Bausubstanz ist, ist noch unklar. Wie das Gelände letztlich genutzt wird, hängt auch davon ab. Gleichwohl haben die Stadträte bereits beschlossen, die Fläche neben einer Bebauung mit bezahlbarem Wohnraum auch für die Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen, etwa für die Kitabetreuung oder den Bau eines mittelgroßen Veranstaltungsraums, den es im Ort bisher nicht gibt.

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Das ISA hatte bereits drei Alternativen mit je mehreren Untervarianten vorgelegt. Sie werden nach der Sommerpause diskutiert, ebenso wie die ergänzenden Ideen der Studenten. Neben dem Erhalt des Schulgebäudes wird der Gemeinderat auch über das Maß der Bebauung entscheiden, auch dazu gibt es mehrere Überlegungen. Er wird sich mit der studentischen Idee eines Parkhauses befassen, das zu einem späteren Zeitpunkt zum Wohngebäude umgebaut werden kann.

Vor allem aber steht die Idee im Raum, die Schule mit einem Glaskubus zu überbauen. „Eine zweite Elbphilharmonie wollen wir hier nicht bauen, vielleicht eine Glemsphilharmonie“, so Bürgermeister Ulrich Bahmer.

Gemeinderat hat weiterhin Diskussionsbedarf

In Ditzingen ist die Beteiligung von Studenten an Bauprojekten nicht neu, dass deren Ideen besonders Gefallen finden, ist aus Sicht des Bürgermeisters nicht ungewöhnlich. Die Beteiligung angehender Stadtplaner und Architekten sei „eine bewährte Methode“, da die Studentinnen und Studenten oftmals Lösungen aufzeigten, welche die langjährigen Profis im Fach nicht oder nicht mehr sehen.

Die Studenten direkt zu beauftragen ist nicht möglich. Da sie im Rahmen ihres Studiums diese Arbeiten erstellten, könne kein Direktauftrag an sie erfolgen, so Bahmer. Abgesehen davon seien sie formal noch nicht als Planer oder Architekt qualifiziert. Das wäre für die Beauftragung durch die Kommune Voraussetzung.

Auf Anregung von SPD-Fraktionschefin Sabine Roth wurde vor der Sommerpause keine Entscheidung mehr getroffen. „Ich sehe noch keinen Bedarf, einen Entschluss zu fassen“, sagt Roth. Auf Anregung der Verwaltung sollen offene Punkte wie die Bausubstanz der Schule zunächst geklärt werden.

Der Anlass liegt mehr als zehn Jahre zurück

Die Idee
 Einige Schulgebäude sind in die Jahre gekommen und renovierungsbedürftig. Weil die Statistiker zudem einen Rückgang der Bevölkerung prognostizierten, lautet die Grundüberlegung der Verwaltung, ein Schulgebäude einsparen zu wollen. Damit würden langfristig auch die Unterhaltungskosten für die Gebäude sinken.

Die Entscheidung
 Nach vielen Diskussionen im Rahmen der Schulentwicklung beschloss der Gemeinderat mehrheitlich, die Wilhelmschule in der Ortsmitte aufzugeben. Die Grundschule wird mit der Konrad-Kocher-Grundschule an deren Standort, am östlichen Ortsrand zusammengelegt.