Das Divan-Orchester lebt den friedlichen Weg vor. Bereits seit zehn Jahren besteht das Orchester. Vor dem Hintergrund der Militäraktion im Gazastreifen wird Dirigent Barenboim zwei Sonderkonzerte an der Berliner Staatsoper geben.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Der Weltenwanderer spielt gerade wieder sein wichtigstes Stück: Mit großem Einsatz, wenngleich noch vergeblich, setzt sich der Dirigent Daniel Barenboim für ein Ende der Gewalt in Gaza ein. Dabei könnte es so einfach sein, wenn man sich das West-Eastern Divan Orchester als Vorbild nähme, das der Starmusiker 1999 mit dem palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward Said in Weimar gegründet hat und das jetzt eine Welttournee beginnt: Man muss nur die Kunst des Zuhörens beherrschen.

 

Wie kein anderes Ensemble stehen die Musiker aus Israel, Palästina, Ägypten, Jordanien und anderen Nationen für Toleranz, Respekt und den Dialog zwischen den Kulturen des Nahen Ostens. Dennoch hatten sich einige Mitglieder von dem Krieg zum Schlagabtausch via Facebook und Twitter verleiten lassen. Sogar Beleidigungen wurden geäußert. Dann trafen sie sich zum Tourneeauftakt in Argentinien und sprachen sich aus. Seither herrscht wieder Harmonie, niemand sagte seine Teilnahme ab. Die Gemüter hätten sich beruhigt, erzählt eine Oboistin. Dies wäre nicht so, wenn weiter über die sozialen Netzwerke gestritten worden wäre. Das Verständnis sei im Gespräch gewachsen. Alle eint die Einsicht, dass es keine militärische Lösung geben kann.

In Israel gibt es die besseren Entwicklungsmöglichkeiten

Schon lange lebt der Maestro mit dem palästinensischen Pass die Völkerverständigung vor. Barenboim wurde 1942 in Buenos Aires geboren. Zehn Jahre später siedelte die Familie nach Israel über, wo der Vater für seinen am Klavier hochbegabten Sohn die besseren Entwicklungsmöglichkeiten sah. In der Tat eroberte Daniel Barenboim die Herzen der Menschen – der erste Premierminister des Landes, Ben Gurion, nahm an seiner Hochzeitsfeier teil.

Doch Barenboim warb um Aussöhnung mit den Palästinensern. Während diverser Kriege Israels hat er in der Heimat Konzerte gegeben. Die Musik sieht er als seine „Waffe“. Sein Multikulti-Orchester, das nach Goethes Gedichtzyklus „West-östlicher Divan“ benannt wurde und schon in Ramallah aufgetreten ist, sieht er als „kleine Flamme der Hoffnung in diesen schwierigen Tagen“. Nach dem Tourneestart folgen sieben Auftritte in Buenos Aires. Dann geht es nach Luzern, London, Salzburg und Ende August in Barenboims Wahlheimat Berlin.