Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Was ist die Divestment-Bewegung?

Zum Begriff:
Diese Bürgerbewegung hat ihre Ursprünge in Amerika – dort heißt sie „350.org“ oder „Fossil free“, bei uns tritt sie zudem unter dem nicht wirklich verständlicheren Begriff „Divestment“ auf. Dabei fordern Bürger und Parteien Städte, Banken und Unternehmen auf, kein Geld mehr in solche Firmen zu investieren, die Kohle, Öl und Gas fördern oder damit Energie erzeugen – konkret richtet sich die Kampagne also gegen Kohle- und Erdölindustrie sowie gegen Energiekonzerne mit Kohlekraftwerken. Ziel ist es, den Unternehmen den Geldhahn abzudrehen und sie damit zum Ausstieg aus den fossilen Energieträgern zu bringen. So soll der CO2 -Ausstoß verringert werden.

 

Die Erfolge:
Die Idee kann schon einige Erfolge vorweisen. Städte wie Münster oder Oslo haben sich verpflichtet, ihre Geldanlagen aus fossilen Energieträgern abzuziehen. Die Allianz oder die Axa Versicherung, die ja oft die negativen Folgen des Klimawandels versichern, wollen dies ebenfalls tun. Mittlerweile sind auch große Banken wie Crédit Agricole oder die Bank of America aufgesprungen. Sogar der weltweit größte Staatsfonds, der „Norwegian Government Pension Fund Global“ mit einem Vermögen von 835 Milliarden Euro, will sich zumindest aus Geldanlagen in Kohle zurückziehen. Das ist bemerkenswert, weil der Fonds reich geworden ist mit norwegischen Öl.

Die Wirtschaft:
D - ie Städte und Unternehmen haben aber nicht nur ökologische Gründe für ihren Schritt, sondern handfeste wirtschaftliche Interessen. Wenn die jüngste Pariser Klimakonvention umgesetzt wird, dürften 80 Prozent der vorhandenen Reserven an Kohle, Öl und Gas nicht mehr aus der Erde gehoben werden – die Kohle- und Ölindustrie würde also buchstäblich der Boden entzogen für ihre Prosperität. Laut dem grünen Europaabgeordneten Reinhard Bütikofer, der stark in der Bewegung engagiert ist, könnten diese Konzerne bald 30 bis 40 Prozent ihres Wertes verlieren. Kluge Anleger, so argumentieren die Aktivisten, ziehen ihr Geld deshalb rechtzeitig ab.