Ungewöhnliches Schauspiel im Rocker 33: DJ Claudia Roth legt eine wilde Mischung aus Icona Pop, Daft Punk und Rio Reiser auf.

Stuttgart - Weshalb die meisten der Gäste am Dienstagabend ins 33, dem kleinen Club im Rocker 33, gekommen sind, ist klar. „Claudi“ schreien sie, ganz egal, welcher Programmpunkt der Wahlkampfveranstaltung gerade abgearbeitet wird. Über das konkrete Wahlprogramm von Bündnis 90/Die Grünen informieren an diesem Abend höchstens die Prospekte, die am Eingang auf einem Tisch ausgebreitet liegen. Cem Özdemir, Biggi Bender und Gäste aus Spanien, die auf dem Podium über die Situation der Jugendlichen in ihrem Land informieren, halten sich kurz. „Wir wollen nicht lange reden, damit Claudia gleich auflegen kann“, sagt Cem Özdemir.

 

Und dann steht sie da, in gestreiftem Shirt, mit grüner Perlenkette um den Hals. Auch Kopfhörer hat Claudia Roth, die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen pflichtbewusst umgelegt, in Benutzung sind diese jedoch kaum, neben ihr stehen zwei DJs, die sich um die technische Durchführung bemühen. DJ Claudi ist vielmehr für die Stimmung zuständig. Auch ihre Ansprache fällt knapp aus: „Wenn ihr eine andere Politik in Europa wollt, dann müsst ihr ganz einfach Cem wählen!“

Dann wird das erste Lied abgespielt. Von Aufwärmphasen hält DJ Claudi nicht viel: Kaum an den Plattentellern wird ein Gassenhauer nach dem anderen raus gehauen. Zuerst Labrassbanda („Wir starten mit einer europäischen Band aus dem Ausland – aus Bayern“), dann Icona Pop, Seeed und Daft Punk. Rund hundert Gäste tummeln sich vor ihrem DJ-Pult, kurzer Schockmoment, als plötzlich „Er gehört zu mir“ von Marianne Rosenberg aus den Lautsprechern tönt, dann „99 Luftballons“ von Nena und „I am what I am“ von Gloria Gaynor. Vor Stilbrüchen hat DJ Claudi keine Angst, strahlt über beide Backen und springt auch schon mal selbst auf die Tanzfläche vor Freude. An der Decke leuchten derweil die LED-Lichter in rot und grün, auch grüne Luftballons fliegen durch den Raum. Nach einer Stunde ist der Spaß vorbei. Nur einen hat sie noch: „Junimond“, ein Lied von Rio Reiser, dessen Band Ton Steine Scherben sie einst gemanagt hat.