Der Name ist Programm: Der Stuttgarter DJ Passion lebt und liebt sein DJ-Dasein. Jetzt hat der Hip-Hopper seine erste House-Platte rausgebracht. Warum er in die Elektro-Richtung geht und was er an seiner Heimatstadt liebt, erzählt er uns im Interview.

Stuttgart - Er hat zwar nur noch neun Zehen, dafür aber alle zehn Finger, die er flink einzusetzen weiß. Seit mehr als einer Dekade ist Özgur Yelmen in den Stuttgarter und nationalen Clubs besser unter dem Namen DJ Passion bekannt. Verwurzelt in der Hip-Hop-Szene, gilt er als vielseitiger, experimentierfreudiger DJ, der den frischen, urbanen Club-Sound und neue Trends der internationalen Blogs in die Clubs transportiert. Außerdem hat sich Yelmen selbst das Handwerkszeug eines Produzenten angeeignet. Jetzt hat er unter dem Pseudonym Ninetoes seine erste House-Platte rausgebracht. Warum ihm Hip-Hop nicht (immer) genug ist, er nur neun Zehen hat und warum er nicht aus Stuttgart wegziehen würde, verrät das Stadtkind dem Stadtkind.

Wenn man dich beim Auflegen beobachtet, merkt man schnell: dein Name ist Programm. Du bist leidenschaftlich bei der Sache. Was bedeutet es für dich ein DJ zu sein?

DJ zu sein, heißt heutzutage nicht nur Platten auflegen und Partys rocken, sondern man ist Promoter, Socializer und Booker in einem. Deswegen lebe ich eigentlich 24/7 mein DJ-Dasein - und ich genieße es. Es macht mir immer noch so viel Spaß wie am ersten Tag. Ich sehe es als eine Art Dienstleistung: Ich will Menschen helfen, aus ihrem Alltagsstress zu entfliehen und Spaß zu haben - auch wenn es nur für paar Stunden sind.

 


Du wurdest Ende der 1990er Jahre in der Stuttgarter Hip-Hop-Szene bekannt, unter anderem durch den Hip-Hop-Donnerstag im Hi. Denkst oft an diese Zeit zurück?
Ja, vor allem, wenn ich an der Ex-Hi-Bar vorbeilaufe (Nadlerstraße, neben Gül-Kebab alias Discodöner, wie er im Nachtleben gerne genannt wird, Anm. d. Red.). Dank den Betreibern Andreas Vogel und André Herzer habe ich die Chance bekommen, in der Hi-Bar aufzulegen. Das war eine sehr wichtige Plattform, sich und sein Können der damaligen Szene zu zeigen und seinen Stand zu festigen - und natürlich die geilsten Partys zu feiern und unfassbar viel Spaß zu haben.

Mehr als zehn Jahre nach der goldenen Endneunziger-Ära ist Hip-Hop mit all seinen Schubladen heute in der Stuttgarter Clubszene präsenter als je zuvor. Dein Kollege Schowi, der zwischenzeitlich in Berlin lebt, meinte vor ein paar Monaten staunend beim Anblick ausrastender Clubgäste: „Hip-Hop UND Stuttgart ist einfach ein Phänomen.“
(lacht) Da hat der Herr Schowi recht. Stuttgart und Hip-Hop werden wohl nie getrennte Wege gehen. Stuttgart ist in den Köpfen immer noch die Hip-Hop-Stadt in ganz Deutschland, obwohl sich der Fokus raptechnisch immer wieder auf eine andere Stadt konzentriert. Man merkt das auch, wenn man in einer anderen Stadt auflegt. Da gibt es immer wieder Leute im Publikum, die einfach STUTTGAAAAART schreien und dich nur wegen deiner Herkunft feiern.