Für DJ Robin ist das zu Ende gehende Jahr das erfolgreichste seiner bisherigen Karriere gewesen. Die enorme mediale Aufmerksamkeit erhielt Robin Leutner auch wegen eines Songs, für den er heftig kritisiert wurde.

Ein Heimspiel. Vor wenigen Tagen trat DJ Robin in Ditzingen auf, in jener Stadt also, in der er, Robin Leutner, groß geworden ist, auch musikalisch. Die Halle war voll, DJ Robin kam mit Sänger Schürze und anderen Musikerkollegen. Er selbst betrat am späten Abend die Bühne vor einem Publikum, in dem sich Auswärtige, aber eben auch Freunde und Familie befanden. Es sei wie ein Familienfest gewesen, sagt Ditzingens Bürgermeister Ulrich Bahmer (CDU) und fügt an: „Es war für unsere kleine Stadt schon ein bemerkenswerter und werbender Abend.“ Für Leutner selbst war es ein Schlusspunkt nach zwölf ungewöhnlichen Monaten. „Es war ein surreales Jahr für mich.“

 

Er habe 2022 hierzulande, aber auch auf Mallorca, seine bisher erfolgreichste, die „beste Saison“ erlebt – „nach zwei Jahren auf Null, weil die Leute wegen Corona nicht feiern gehen konnten“. Dies sei die Grundstimmung gewesen, in er dann „Layla“ veröffentlichte – einen Song, für den er viel kritisiert wurde. Doch er wurde auch zum erfolgreichsten Titel des Jahres in den offiziellen deutschen Singlecharts. Dass ein Ballermann-Song Nummer eins wurde, das habe es noch nie gegeben, sagt Robin Leutner.

Sexismus-Kritik am Liedtext

Spätestens damit war die Kritik verstummt, die mit der Veröffentlichung des Songs laut geworden war. „Layla“ stand erst im Juni in der Kritik, als das Lied auf dem Hessentag der Jungen Union in Kassel gespielt wurde. Die Kritik ebbte ab, ehe sie im Juli erneut aufkam. Denn manche Menschen finden den Text von Schürze, der eigentlich Michael Müller heißt, sexistisch. Es war ein Musikwissenschaftler, der als erstes Sexismus herausgelesen hatte. Dabei gehe es in dem Song nicht um Prostituierte, sondern um eine Puffmutter, entgegnete DJ Robin damals darauf, der die Kritik nicht nachvollziehen konnte. Im Text heißt es: „Ich hab’ nen Puff und meine Puffmama heißt Layla, sie ist schöner, jünger, geiler.“

Die Kritik an dem Song ging so weit, dass er mancherorts tabu war. So hatte die Stadt Würzburg beschlossen, dass „Layla“ auf dem Kiliani-Volksfest nicht gespielt werden darf, die Kirmes in Düsseldorf zog mit einem Verbot kurze Zeit später nach.

Selbst der Bundesjustizminister meldet sich zu Wort

Rückendeckung erhielt der junge Musiker allerdings auch. Der Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) schaltete sich auf Twitter in die Sexismusdebatte ein. Ihm gingen die Verbote zu weit. Man müsse Schlagertexte nicht mögen, könne sie sogar doof oder geschmacklos finden, schrieb er. „Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zuviel.“ Der promovierte Musikwissenschaftler Markus Henrik, auch bekannt als Musikcomedian Dr. Pop, äußerte sich ähnlich. Seiner Meinung nach ist der Text vor dem Hintergrund der „wichtigen Me-too-Debatte natürlich kalkuliert sexistisch“. Doch ob man den Song nun mag oder nicht: Verbote von Behörden seien das schlechteste Mittel der Wahl, meinte Markus Henrik mit Verweis auf die Kunstfreiheit „als ein sehr hohes Gut“.

Dass DJs und das Publikum – diejenigen, die nach Ansicht von Henrik über das Schicksal von Songs bestimmen sollten – sich entschließen, auf „Layla“ zu verzichten, weil sie es für problematisch halten, hatte Markus Henrik indes bezweifelt, denn „die ganze Debatte macht den Song natürlich noch bekannter“. Der Musikwissenschaftler sollte Recht behalten.

Vier neue Songs sind produziert

Auf dem Erfolg des Hits „Layla“, der auch in den Bestenlisten des Streamingdiensts Spotify landete, hat sich der 26-Jährige nicht ausgeruht. 200 Auftritte hat Robin Leutner dieses Jahr gehabt, er tingelte zwischen Ballermann und dem „ZDF-Fernsehgarten“, zwischen Wiesn und Wasen. Dass die Fans dabei so regelmäßig wie laut nach „Layla“ riefen, daran hat sich der DJ schnell gewöhnt – der auch nächstes Jahr einiges vorhat.

Bereits vier Songs sind laut Leutner produziert. Er hofft natürlich weiterhin auf Erfolg, aber dass auch nur ein Song davon so außergewöhnlich erfolgreich sein werde wie Layla, das, so Leutner, werde wohl „nicht mehr der Fall sein“. Gendergerecht soll es bei den nächsten Songs auch zugehen, Schwiegermütter, Männer und Frauen werden besungen. „Wir wollten und wollen nicht absichtlich provozieren“, sagt der erfolgreiche DJ. Drei der vier neuen Songs sind erneut mit seinem Kollegen Schürze entstanden, der vierte wurde für ihn alleine geschrieben.

Die Kritik lässt DJ Robin kalt

Ob mit oder ohne Provokation – die Kritik derer, die sich negativ äußern, lässt Robin Leutner kalt. „Sie ist mir relativ egal, solange sie nicht persönlich und beleidigend ist“, sagt der Ditzinger. Sie interessiere ihn nicht – zumal er über all die Jahre hinweg gelernt habe, damit umzugehen. Die Partymusik, für die er seit jeher steht, habe schließlich immer auch Kritiker gehabt. Das sei schon zu Schulzeiten so gewesen.

Er war in Ditzingen zur Schule gegangen – Musik machte er schon damals. Er legte privat auf, bei Familienfesten, dann bei Partys der Narrenzunft Titzo, der er als Guggenmusiker der Los Titzos angehörte. Später wurden die Feste und Partys größer, seine Auftrittsorte lagen immer weiter entfernt. Inzwischen ist er auch auf Mallorca fest im Geschäft. Sein Freundeskreis, seine Heimat bleiben. „Einmal Ditzinger, immer Ditzinger“, sagt DJ Robin.