In Berkeley arbeitet Peter Walentek in der Krebsforschung – in Stuttgart tritt er als DJ Piwi in den Clubs auf. Seine Sets leben vor allem vom Dubstep, bei dem die Bässe tief hämmern.

Stuttgart - Auf den ersten Blick mag der Job eines DJs mit dem eines Forschers nicht viel gemein zu haben. Unterhält man sich aber mit Peter Walentek, fallen einem die Parallelen plötzlich wie selbstverständlich ins Auge. „Als DJ habe ich Auftritte vor Publikum, als Wissenschaftler halte ich Vorträge, als DJ produziere ich Musik und versuche sie unters Volk zu bringen und als Forscher will ich meine Ergebnisse publizieren“, sagt der 32-Jährige. „Eigentlich geht es in beiden Fällen vor allem ums Netzwerken.“

 

Peter Walentek muss wissen, wovon er spricht. Denn seine Stelle an der Universität Berkeley in Kalifornien hat der gebürtige Pole mit Zoologie-Doktortitel einem Professor zu verdanken, der ihn fördern wollte. Und auch für seine Karriere als DJ war Peter Walentek zunächst auf Clubbetreiber angewiesen, die ihm zutrauten, das Publikum zum Tanzen zu bringen.

Seit 17 Jahren legt Peter Walentek als DJ Piwi elektronische Musik auf. Mit 14 kaufte er sich mit dem Geld, das er in den Sommerferien bei einer Großgärtnerei verdient hatte, den ersten Plattenspieler und das erste Mischpult. Zunächst sorgte er bei Schulpartys für die passenden Klänge, später machte er in Cafés und Clubs Musik. Spielte er anfangs noch Techno und House, entdeckte er bald seine Liebe für Breakbeats. Heute leben seine Sets vor allem vom Dubstep, einer minimalistischen Musikrichtung, die den Bass überbetont.

40 Mal pro Jahr an den Plattentellern

Mit seinem Schulfreund Jan Votteler alias Jayvee rief er vor rund zehn Jahren im Stuttgarter Club Colibri die Reihe „Lucky Break“ ins Leben, 2009 gründeten die beiden ihr gleichnamiges Label. Bis heute produzieren sie ihre eigene Musik, aber auch Tracks für andere Künstler. Und auch an den Plattenspielern trifft man die beiden häufig im Doppelpack an – ob bei der Drum’n’Bass Partyreihe U-  Turn im Universum, wo sie an diesem Freitag zu Gast sind, in der Ha Bar in der Torstraße, in der Schräglage oder bei der Reihe „Stuttgart Kaputtdubben“.

In den vergangenen Jahren, erzählt Piwi, habe er etwa 40 Mal pro Jahr aufgelegt und dadurch kaum ein Wochenende Freizeit gehabt. „Das zehrt schon an einem – auch wenn das Musik machen natürlich Spaß macht“, sagt er. „Aber nach drei Nächten, die man hintereinander aufgelegt hat, merkt man schon, dass die Energie nachlässt.“ Auch deshalb, erklärt Walentek, sei für ihn immer klar gewesen, dass er den Job als DJ nie hauptberuflich machen wollte.

Seine wirkliche Berufung sieht der 32-Jährige in seiner wissenschaftlichen Arbeit. Wenn er über seine Forschungen spricht, fangen seine Augen an zu leuchten und man bekommt fast den Eindruck, dass sein Labor an der Universität Berkeley eine Art zweites Zuhause für ihn ist. Seit vergangenen Oktober untersucht er dort am Beispiel des afrikanischen Krallenfroschs, inwieweit ein bestimmtes Molekül für die Entstehung von Krebs verantwortlich ist.

Walentek will in der Forschung bleiben

Schon während seiner Doktorarbeit in Zoologie, die er nach seinem Biologie-Studium geschrieben und im Sommer 2012 an der Universität Hohenheim abgeschlossen hat, beschäftigte er sich mit der Funktion dieses Moleküls. Nun will er sich als Postdoktorand noch intensiver mit seinen Forschungen befassen – mitunter aus ganz persönlichen Gründen.

„Während meiner Doktorarbeit habe ich ein Magengeschwür bekommen und das bedeutet, dass man ein erhöhtes Magenkrebsrisiko hat“, erzählt Walentek. „Deshalb hat mich interessiert, welche Rolle das Molekül bei der Krebsentstehung spielt.“

Bis Herbst 2015 will er noch in Berkeley bleiben, um dann wieder nach Europa zurück zu kehren. Wohin es ihn dann verschlagen wird, weiß Peter Walentek noch nicht. Klar ist aber, dass er sich der Wissenschaft möglichst immer widmen will. „Ich will auf jeden Fall aktiv in der Forschung bleiben“, sagt er. „Leider gibt es in Deutschland nicht so viele unterschiedliche wissenschaftliche Stellen und als Professor macht man oft selbst keine Experimente mehr. Das ist in den USA anders. Daher bleibe ich eventuell auch noch länger dort.“

Doch nicht nur der Forschung will der 32-Jährige treu bleiben. Auch die Musik soll weiterhin eine Rolle in seinem Leben spielen – wenn auch nebenberuflich. Denn schließlich, meint er, gleiche die ihn aus, wenn er viel Kopfarbeit leisten müsse. Und „irgendetwas Künstlerisches“ brauche er auch, um zufrieden zu sein. Ob er in zehn Jahren aber eher als Produzent oder auch noch als DJ arbeiten möchte, weiß er noch nicht sicher. „Das hängt davon ab“, sagt er, „ob der aktuelle Musikstil dann noch zu meinem passt“.