Kultur: Adrienne Braun (adr)

Das begehrteste Fotomotiv steht schon jetzt fest: Imposant ragt auf dem Friedrichsplatz der Parthenon der zensierten Bücher von Marta Minujín auf, der allerdings trotz großer Spendenaktionen nur zur Hälfte mit Büchern bestückt ist. Man entdeckt unter den eingeschweißten Titeln Thomas Manns „Zauberberg“ oder „Alice im Wunderland“. Wann, wo oder gar weshalb die Bücher zensiert wurden, verrät diese etwas undifferenzierte Installation freilich nicht. Hauptsache monumental und spektakulär.

 

So verschieden die Orte, so heterogen die Werke der rund 200 Künstlerinnen und Künstler. Auch die einzelnen Ausstellungen weisen meist keine klare Linie auf, sondern springen kreuz und quer durch Zeiten, Themen, Kontexte. Da finden sich historische Positionen neben aktuellen Arbeiten zu Kassel – ob es Projekte sind zu dem NSU-Mord in Kassel, der Enteignung eines jüdischen Kunstsammlers oder zu Heimatvertriebenen und Gastarbeitern in Kassel.

Insgeheim ist die „d 14“ eine Documenta der Frauen – mit den starken, mit Gewalt aufgeladenen Bildern von Miriam Cahn, mit den Schreibmaschinenarbeiten von Ruth Wolf-Rehfeldt oder Arbeiten der Sex-Aktivistin Annie Sprinkle, die Ehen zwischen Natur und Mensch propagiert. Gerade in der Neuen Galerie kann man interessante Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts kennenlernen wie Geta Bratescu, 1926 in Rumänien geboren, die in ihren Videos in den Siebzigern ihr Atelier sondierte und köstlich sinnfrei mit Objekten und Kleidungsstücken experimentierte. Alina Szapocznikow (1926-1973) hat dagegen Tumore nachgebildet, amorphe Wucherungen aus Polyester – sie starb an Brustkrebs.

Die Solidarität mit Athen ist halbherzig

Was diese Documenta sympathisch macht ist, dass sie sich vom aufgeregten „Who is who“ des Kunstbetriebs weitgehend fernhält. Im Gegenzug findet sich dafür wenig Aktuelles, das wirklich beeindruckt, fesselt oder „das Wir betont“, wie man versprochen hat. Denn in erster Linie soll es auf der „d 14“ nicht um Kunst gehen, sondern darum, menschlich zu sein und Verantwortung zu übernehmen, wie Szymczyk es nennt. Deshalb hat er aus Zeichen seiner Solidarität mit den Griechen sogar das Herzstück der Documenta den Kollegen aus Athen überlassen: Im Fridericianum wird die Sammlung des Athener Nationalmuseums für Zeitgenössische Kunst ausgestellt. Neben einigen internationalen Arbeiten handelt es sich dabei um die regionale Kunstszene Athens. Keine schlechten Arbeiten, aber offensichtlich wären sie nicht einmal Szymczyk gut genug gewesen, um für eine internationale Ausstellung wie die Documenta ausgewählt zu werden. In der zentralen Publikation der „d 14“ werden die Künstlerinnen und Künstler zumindest nicht erwähnt. Sie seien nicht Teil der „d 14“, heißt es sophistisch, sondern nur die Einladung sei Teil der Documenta – womit diese Geste plötzlich sehr unangenehm gönnerhaft wirkt.

Auch wenn es recht wenige Arbeiten im öffentlichen Raum sind, ziehen sich auch diesmal die Ausstellungsorte wieder quer durch die Stadt. Die „d 14“ ist im Stadt- und im Landesmuseum zu Gast, aber auch in verlassenen Fabrikgebäuden oder in der Alten Post, einer riesigen Halle, in der es so munter flimmert und flirrt, wie man es sich von zeitgenössischer Kunst erwartet. Daniel Knorr bläst aus dem Zwehrenturm Rauch, im Park der Karlsaue hat Antonio Vega Macotela eine „Blutmühle“ aufgebaut, bei der mit Menschenkraft Münzen geprägt werden – in Erinnerung an Sklavenarbeit.

Insgeheim ist es eine Documenta der Frauen

Das begehrteste Fotomotiv steht schon jetzt fest: Imposant ragt auf dem Friedrichsplatz der Parthenon der zensierten Bücher von Marta Minujín auf, der allerdings trotz großer Spendenaktionen nur zur Hälfte mit Büchern bestückt ist. Man entdeckt unter den eingeschweißten Titeln Thomas Manns „Zauberberg“ oder „Alice im Wunderland“. Wann, wo oder gar weshalb die Bücher zensiert wurden, verrät diese etwas undifferenzierte Installation freilich nicht. Hauptsache monumental und spektakulär.

So verschieden die Orte, so heterogen die Werke der rund 200 Künstlerinnen und Künstler. Auch die einzelnen Ausstellungen weisen meist keine klare Linie auf, sondern springen kreuz und quer durch Zeiten, Themen, Kontexte. Da finden sich historische Positionen neben aktuellen Arbeiten zu Kassel – ob es Projekte sind zu dem NSU-Mord in Kassel, der Enteignung eines jüdischen Kunstsammlers oder zu Heimatvertriebenen und Gastarbeitern in Kassel.

Insgeheim ist die „d 14“ eine Documenta der Frauen – mit den starken, mit Gewalt aufgeladenen Bildern von Miriam Cahn, mit den Schreibmaschinenarbeiten von Ruth Wolf-Rehfeldt oder Arbeiten der Sex-Aktivistin Annie Sprinkle, die Ehen zwischen Natur und Mensch propagiert. Gerade in der Neuen Galerie kann man interessante Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts kennenlernen wie Geta Bratescu, 1926 in Rumänien geboren, die in ihren Videos in den Siebzigern ihr Atelier sondierte und köstlich sinnfrei mit Objekten und Kleidungsstücken experimentierte. Alina Szapocznikow (1926-1973) hat dagegen Tumore nachgebildet, amorphe Wucherungen aus Polyester – sie starb an Brustkrebs.

Die Solidarität mit Athen ist halbherzig

Was diese Documenta sympathisch macht ist, dass sie sich vom aufgeregten „Who is who“ des Kunstbetriebs weitgehend fernhält. Im Gegenzug findet sich dafür wenig Aktuelles, das wirklich beeindruckt, fesselt oder „das Wir betont“, wie man versprochen hat. Denn in erster Linie soll es auf der „d 14“ nicht um Kunst gehen, sondern darum, menschlich zu sein und Verantwortung zu übernehmen, wie Szymczyk es nennt. Deshalb hat er aus Zeichen seiner Solidarität mit den Griechen sogar das Herzstück der Documenta den Kollegen aus Athen überlassen: Im Fridericianum wird die Sammlung des Athener Nationalmuseums für Zeitgenössische Kunst ausgestellt. Neben einigen internationalen Arbeiten handelt es sich dabei um die regionale Kunstszene Athens. Keine schlechten Arbeiten, aber offensichtlich wären sie nicht einmal Szymczyk gut genug gewesen, um für eine internationale Ausstellung wie die Documenta ausgewählt zu werden. In der zentralen Publikation der „d 14“ werden die Künstlerinnen und Künstler zumindest nicht erwähnt. Sie seien nicht Teil der „d 14“, heißt es sophistisch, sondern nur die Einladung sei Teil der Documenta – womit diese Geste plötzlich sehr unangenehm gönnerhaft wirkt.