Der Politik hat Karl-Theodor zu Guttenberg den Rücken gekehrt. Doch als Moderator will er in einer Dokumentation auf RTL+ hinter die Kulissen der Machtpolitik von Wladimir Putin blicken – und sonnt sich selbst wieder im Rampenlicht.

„Ich war einmal der beliebteste Politiker Deutschlands.“ Mit diesen Worten stellt der ehemalige Bundesminister Karl-Theodor zu Guttenberg sich selbst in der Fernsehdokumentation „KT Guttenberg – Auf den Spuren der Macht: Der Fall Putin“ vor. Eine Vorstellung, die nach wenigen Sätzen beendet ist und als Erklärung dafür dienen soll, warum er sich bestens eignet, um durch die Doku zu führen. Denn wie Macht funktioniert, habe er selbst erfahren.

 

In der ersten von zwei geplanten Dokus, die bei dem Streamingdienst RTL+ zu sehen sein werden, befasst sich zu Guttenberg mit Russlands Präsident Wladimir Putin. Ein umfassendes Porträt Putins soll gezeichnet werden, von seinen Anfängen in St. Petersburg, über seine Zeit beim KGB in Deutschland, bis hin zu seinem Aufstieg in Moskau. Dabei will zu Guttenberg der Frage nachgehen, wie sich der Westen von Russland so abhängig machen konnte und ob hinter Putins Wirken von Anfang an ein großer Plan stand.

Für die 90-minütige Produktion ist zu Guttenberg unter anderem in die vom Krieg völlig zerstörte Stadt Butscha in der Nähe von Kiew, in die USA und nach England gereist. Er sprach mit Experten, deutschen Spitzenpolitikern wie Sigmar Gabriel, Theo Waigel und Volker Beck, aber auch mit russischen Oppositionellen, den Klitschko-Brüdern oder der Band Pussy Riot.

Zu Guttenbergs Sicht auf die Ereignisse

Als Moderator und Interviewer will zu Guttenberg zwar das eigentliche Rampenlicht seinen zahlreichen Gesprächspartnern und -partnerinnen überlassen. Und doch spielt auch Karl-Theodor zu Guttenberg und seine Sicht eine Rolle. Optisch gibt sich der 50-Jährige leger, mit Bart, offenem Hemd, Lederarmbändchen und Jeans. Eine deutliche Abgrenzung also von dem Politiker, den man mit zurückgegelten Haaren, glatt rasiert und mit Anzug und Krawatte kannte. In Überleitungen ist er in einem abgedunkelten Raum zu sehen. Mal werden Archivaufnahmen an die Wände projiziert, mal schaut zu Guttenberg nachdenklich in zahlreiche Fernseher oder sieht sich Fotos an. Dann wieder begleitet ihn die Kamera bei seinen Reisen.

Die Dokumentation erinnert eindringlich an Kritiker Putins, die ihren Mut mit dem Leben bezahlten. So spricht zu Guttenberg mit der Witwe des ehemaligen Geheimagenten Alexander Litwinenko, der 2006 durch eine Poloniumvergiftung qualvoll sterben musste. Marina Litwinenko schildert diese für ihre Familie so schrecklichen Tage und wie ihr Mann noch selbst dafür gesorgt hatte, dass ein Bild von ihm im Krankenbett um die Welt ging. Auch die Gespräche mit den Bandmitgliedern von Pussy Riot machen deutlich, wie es in Russland den Menschen geht, die die Regierung hinterfragen. Bewegend ist auch die Reise zu Guttenbergs in die Ukraine und sein Besuch in Butscha. Aber nur kurz kommen die Frauen zu Wort, die dort noch leben und alles verloren haben.

Die Dokumentation ist mit Experten überfrachtet

Zu viel Zeit will zu Guttenberg keinem Gesprächspartner einräumen, denn die Dokumentation ist mit Experten überfrachtet. Und so gewinnt man den Eindruck, dass beispielsweise Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck vor allem deswegen etwas zu Putins inszenierten Fotos sagen darf, weil es sich bei ihm um einen Duzfreund von zu Guttenberg handelt. Auch der ehemalige Schachweltmeister Garri Kasparow gehört offenbar zum Freundeskreis. Zu Guttenberg nutzt deshalb auch die Gelegenheit, um auf einen gemeinsam verfassten Artikel zu verweisen, in dem frühzeitig vor Putin gewarnt wurde. „Niemand hat das beachtet, warum eigentlich?“, fragt er seinen Freund.

Das Rampenlicht scheint zu Guttenberg durchaus auch für sich beanspruchen zu wollen. Im Licht des Glamourpaares Ashton Kutcher und Mila Kunis – die Wurzeln in der Ukraine hat – sonnt er sich dann letztlich bei seinem letzten Besuch. Auf der Suche nach den Beweggründen Putins können die Hollywoodstars freilich nicht weiterhelfen – doch sie bieten eine weitere Gelegenheit für zu Guttenberg, um seinen illustren Freundeskreis vorzustellen.

KT Guttenberg – Auf den Spuren der Macht: Der Fall Putin. Der Dokumentarfilm ist von Mittwoch, 30. November, an auf RTL + zu sehen.