Doku über Donzdorfer Boxer Wie Arslan das Ende des Ramadans erlebt

Firat Arslan ist einer der Protagonisten von „Ramadan in a day“. Es geht um die letzten Stunden des Fastenmonats. Foto: Giacinto Carlucci

Der Boxer Firat Arslan aus Donzdorf ist Protagonist eines Films, der in der ARD-Themenwoche läuft. Auch der Produzent des Streifens, Gabriel Rühle, kommt aus dem Landkreis Göppingen.

Die Uhr zeigt 3.38 Uhr. Firat Arslan steht in seiner Küche in Donzdorf, er sieht müde aus. Der Boxer bereitet sich sein Frühstück zu, die letzte Mahlzeit vor Sonnenaufgang. Es gibt einen Shake, später noch jede Menge Spiegeleier. Der ehemalige Weltmeister im Cruisergewicht telefoniert währenddessen, schaut immer wieder auf die Uhr. Nur noch wenige Minuten bleiben dem Deutschen türkischer Abstammung, um zu essen, bevor es hell wird. „Ramadan in a day“ heißt die einstündige Dokumentation, die sechs Menschen durch den letzten Tag des Fastenmonats Ramadan begleitet. In Deutschland leben rund 4,5 Millionen Muslime, gut eine Handvoll zeigt in dem Film, welche Bedeutung der Ramadan religiös, aber auch familiär und gesellschaftlich für sie hat. Die Doku, eine Auftragsproduktion des SWR, ist in der ARD-Mediathek während der ARD-Themenwoche zu sehen. Sie rückt in diesem Jahr Menschen und deren Projekte in den Mittelpunkt, die aktiv zum Zusammenhalt in der Gesellschaft beitragen.

 

Nicht nur einer der Protagonisten des Films kommt aus dem Kreis Göppingen, sondern auch der Produzent. Gabriel Rühle aus Jebenhausen hat die Doku als Producer für die Firma Turbokultur umgesetzt. Der 31-Jährige, der an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg studiert hat, arbeitet derzeit freiberuflich und will vielleicht in wenigen Jahren seine eigene Firma gründen. „Aber erst einmal will ich Erfahrungen sammeln“, sagt der Wahl-Berliner. Dies konnte er beim Dreh zu „Ramadan in a day“. Der Regisseur, den er aus Ludwigsburg kennt, hat ihn dazu geholt, erzählt Rühle. Ursprünglich sei die Doku als siebte Folge einer Serie gedacht gewesen, die sich um das Leben einer muslimischen Familie dreht. Nun hat es der Film als eigener Beitrag in die ARD-Themenwoche geschafft. Das Spannende daran: „Es gibt drei Regisseure, die etwas zum Islam erzählen können“, berichtet der Produzent. Alle drei hätten einen entsprechenden Hintergrund.

Film switcht zwischen drei Hauptpersonen

Im Film überlassen sie den sechs Protagonisten die Bühne, lassen die Bilder sprechen. Erzählt wird aus der Innenperspektive, „so kommt man viel näher an die Figuren heran“, erläutert der Fachmann. Das heißt, es gibt keine Erzählstimme, es kommen nur die sechs Muslime zu Wort, die in den letzten Stunden des Fastenmonats begleitet werden, sie beim Beten zeigen, beim Durch-den-Tag kommen, mit Hunger und Müdigkeit, bei der Freude auf das Fastenbrechen. Der Film switcht zwischen den Hauptpersonen, zeigt eine Mode-Designerin, im nächsten Moment eine Erzieherin, dann wieder Firat Arslan. Die Kamera fängt den Boxer beim Hanteltraining ein und beim Spaziergang mit seinen Hunden in der Morgendämmerung. Währenddessen erzählt der Athlet, wie er in diesem Moment die Energie der Natur spürt und „die unendliche Macht Allahs“.

Gabriel Rühle kennt Firat Arslan. So lag es nahe, ihn in den Film einzubinden „und Göppingen eine Plattform zu geben“, sagt der Produzent. Naturaufnahmen vom Hohenstaufen und der Schwäbischen Alb untermauern aber auch, wie für den prominenten Sportler aus Donzdorf Gott und Natur zusammenhängen. „Der Film gibt Einblicke in diese Welt“, fasst Rühle zusammen.

Es ist nicht der erste Film, den der gebürtige Jebenhäuser produziert hat. Bereits am Werner-Heisenberg-Gymnasium, wo er das Abitur geschrieben hat, machte er bei einem Kurzfilmprojekt mit. „Das war so ein Pubertätsding“, blickt Rühle zurück, Thema: „Vom Jungen zum Mann“. Beim zweiten Film „Geheimakte Heisenberg“ habe er dann schon „richtig Blut geleckt“, erzählt er. Dem Dreh sei ein Casting vorausgegangen, es habe ein richtiges Drehbuch gegeben. „Ich bin schon ein bisschen stolz auf diesen Film“, sagt er.

Bei den „Rosenheim-Cops“ reingeschnuppert

Er hat den Anstoß gegeben, den Berufswunsch weiterzuverfolgen. Ein Praktikum bei einer kleinen Produktionsfirma in Stuttgart sei „die Eintrittskarte in die Filmszene“ gewesen. Bei den „Rosenheim Cops“ schnupperte er Film- und Produktionsluft direkt am Set. Nun arbeitet Gabriel Rühle als freiberuflicher Produzent, arbeitet an einer Serie für ZDFneo und seinem ersten Langspielfilm. Und liebt die Natur seiner Heimat – wie sein Filmprotagonist Firat Arslan.

Song zur Themenwoche kommt von Mark Forster

Thema
 Die Suche nach dem großen „Wir“ in der Gesellschaft steht im Mittelpunkt der ARD-Themenwoche vom 6. bis 12. November. In Fernsehen, Hörfunk und Internet wurde dafür zu einer bundesweiten Mitmachaktion „WIR GESUCHT – das Projekt“ aufgerufen. Die federführenden ARD-Sender der Themenwoche sind der Südwestrundfunk und Hessischer Rundfunk (HR).

Ansatz
 „Statt konfliktzentrierter Berichterstattung wollen wir bewusst lösungsorientierten Journalismus zeigen“, wird SWR-Intendant Kai Gniffke in einer Pressemitteilung zitiert. „Dieses Jahr hat die ARD-Themenwoche durch die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen an Aktualität gewonnen“, ergänzt HR-Intendant Florian Hager. Den Song zur Themenwoche „Memories and Stories“ präsentiert Mark Forster. 

Programm
 Zum Auftakt der Themenwoche spricht Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 6. November im „Bericht aus Berlin“. Die ganze Woche über laufen im Ersten und in der ARD-Mediathek Filme. „Ramadan in a day“ ist zunächst nur in der ARD-Mediathek zu sehen.

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