Welche Rolle spielten bei der Wahl von Donald Trump gesammelte Daten und gezielt gestreute Nachrichten? Und wie zog ein Milliardär im Hintergrund die Fäden? Eine Doku auf Arte gibt Antworten.

Stuttgart - Robert Mercer ist Milliardär. In seinem Anwesen auf Long Island hat er eine große Modelleisenbahn aufgebaut, er liebt Schusswaffen und Poker - und ist verantwortlich dafür, dass Donald Trump im November 2016 zum Präsidenten der USA gewählt worden ist. Wie er das geschafft hat, beleuchtet der Franzose Thomas Huchon in der Dokumentation „Fake America great again - Wie Facebook und Co. die Demokratie gefährden“.

 

Im Zentrum des Films steht die Firma Cambridge Analytica, deren zweifelhafter Umgang mit Nutzerdaten aus sozialen Netzwerken durch den Whistleblower Christopher Wylie öffentlich wurde. Wie Huchon zeigt, spielte der Milliardär Robert Mercer bereits während der Gründung von Cambridge Analytica 2013 eine wichtige Rolle, ebenso wie Trumps ehemaliger Chefstratege Stephen Bannon. Denn der ultra-konservative Mercer war auch einer der Anteilseigner der von Bannon geleiteten Medienplattform Breitbart-News.

In drei Teilen beschreibt „Fake America great again“ weitere Verbindungen zwischen Trump und Mercer und beleuchtet das Ausmaß der Einflussnahme auf die Präsidentschaftswahlen. Entscheidend war die gezielte Nutzung von Daten. Für Mercer ein bekanntes Feld: Angefangen hat er als IT-Spezialist bei IBM und wurde reich, indem er Daten auswertete, um den Verlauf von Aktienkursen vorauszuberechnen.

Computer wissen besser Bescheid als Lebenspartner

Wie Cambridge Analytica die Daten von Millionen von Nutzern sammelte, auswertete und für die Manipulation einer kleinen, aber entscheidenden Gruppe von Wählern verwendete, zeigt der Film detailliert. Erschreckend sind die genannten Zahlen: Zwischen 4000 und 5000 Informationen besaß das Unternehmen über jeden der 230 Millionen Erwachsenen in den USA. Sie kamen von Versicherungen oder aus dem Zensus, aber eben auch im großen Stil von Google oder Facebook. Die Genauigkeit, mit der Algorithmen die Zahlen und Fakten in Persönlichkeitsprofile umwandeln, führt die Doku ebenso eindrücklich vor Augen: Nach 230 Facebook-Likes ist das von einem Computer erstellte Personenprofil zutreffender als die Angaben des jeweiligen Lebenspartners.

Cambridge Analytica nutzte die so erstellten Profile, um rund 77 000 Unentschlossene in den für die Wahl entscheidenden Staaten Wisconsin, Pennsylvania und Michigan zugunsten von Donald Trump zu beeinflussen. Wie genau die Firma dabei vorging, legt die Dokumentation ebenso verständlich dar wie die komplizierten Verstrickungen zwischen Robert Mercer, Cambridge Analytica, den aktuellen und ehemaligen Kabinettsmitgliedern Trumps und den sozialen Medien. Der massive Einfluss auf das Weltgeschehen aus dem Hintergrund kann dem Zuschauer düstere Zukunftsängste verschaffen.

Die Recherchen zum Film enden kurz vor der Aussage Mark Zuckerbergs vor dem US-Kongress. Huchon schlägt dabei mit Blick auf den Datenschutz noch hoffnungsvollere Töne an. Weiß man um den Ausgang der Aussage des Facebook-Chefs, jagt einem dieses Ende der hervorragenden Dokumentation allerdings einen weiteren eiskalten Schauer über den Rücken.

Ausstrahlung: Arte, 9. Oktober 2018, danach in der Mediathek des Senders.