Das Porträt der Motorsportlegende Michael Schumacher ist ab 15. September bei Netflix zu sehen. Es zeigt die Karriere des Rekord-Weltmeisters – gibt aber auch bewegende Einblicke in das Leben der Familie nach dem tragischen Skiunfall.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Im Dezember 2013 beklagte sich Michael Schumacher bei seiner Frau Corinna über den mäßig guten Schnee in den französischen Alpen. Er hatte erwogen, lieber nach Dubai zu reisen, um Fallschirm zu springen – noch so eine Leidenschaft des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters. Schumacher blieb aber in Méribel und hatte am 29. Dezember einen Skiunfall mit schwerwiegenden Folgen für ihn, seine Familie und auch für seine Fans weltweit, die bis heute nicht wissen, wie es Michael Schumacher geht.

 

Vom 15. September an gibt es bei Netflix eine Dokumentation zu sehen, die schlicht und ergreifend den Titel „Schumacher“ trägt. Nun könnte die Öffentlichkeit meinen, endlich etwas zu erfahren über den Gesundheitszustand des Rennfahrers, der die Formel 1 geprägt hat wie kein anderer Pilot. Die Dokumentation ist eine Stunde und 52 Minuten lang, und in dem etwa 20-minütigen letzten Abschnitt des Filmes sprechen Familienangehörige und Freunde sehr offen über ihre Gefühle und ihr Leben mit dem Ex-Rennfahrer.

Aber: Das allgemeine Interesse an Schumachers Gesundheitszustand, der womöglich auch als eine Art Voyeurismus zu bezeichnen ist, wird nicht bedient – so viel vorab. Die Familie hat sich ganz im Sinne des Ehemannes und Vaters dazu entschieden, die Privatheit zu wahren. „Michael hat uns immer beschützt, jetzt beschützen wir ihn“, sagt Corinna Schumacher – eine ganz zentrale Aussage der Netflix-Dokumentation.

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Ob es richtig oder falsch ist, die sicher traurige Geschichte hinter Verschluss zu halten, darüber werden immer wieder Debatten geführt. Schumacher sei eine öffentliche Person, also müsse es doch möglich sein, etwas über ihn zu erfahren – sagen die einen. Andere sind der Meinung, dass es einzig und allein die Angelegenheit der Familie ist, wie da verfahren wird, und sie respektieren die Privatsphäre. Doch lässt sich sagen, dass sich die sehr sympathische Familie Schumacher erstaunlich offen und nah präsentiert in der Dokumentation. Sogar so, dass man sich doch ein gewisses Bild von Schumachers Gesundheitszustand machen kann. Kein eindeutiges, doch aber ein vages.

Corinna Schumacher vermisst ihren Mann. „Ganz klar, dass mir Michael jeden Tag fehlt, nicht nur mir. Die Kinder, die Familie, sein Vater, alle, die um ihn herum sind, vermissen ihn – aber Michael ist ja da“, sagt die Frau des Ex-Rennfahrers und bekräftigt damit, dass nichts mehr ist, wie es einmal war – also dass Michael Schumacher seit seinem tragischen Skiunfall ein anderer Mensch ist. Einer, zu dem es offenbar nur schwer einen Zugang gibt.

Mick hat nur einen Wunsch

Auch sein Sohn hätte gerne wieder seinen „alten“ Vater zurück. „Ich glaube, dass Papa und ich uns verstehen würden“, sagt Mick Schumacher, der seit diesem Jahr Formel-1-Pilot ist wie früher sein Vater. Schließlich würden sein Papa und er ja die Motorsportsprache sprechen. „Wir hätten viel zu bequatschen, und das ist auch die meiste Zeit in meinem Kopf, wo ich mir denke: Das wäre cool, das wäre es jetzt. Ich würde alles aufgeben – nur für das“, bekennt Mick Schumacher, der sich nichts sehnlicher wünschen würde, als mit seinem Vater über die Formel 1 zu fachsimpeln. Aber das geht nicht.

Gina-Maria Schumacher, die erstgeborene Tochter, erinnert sich noch sehr gut an die alten Zeiten, in denen die Familie gemeinsam zur Rennstrecke fuhr. „Als wir immer mitgegangen sind auf die Rennen und gesehen haben, was da alles los ist und wie toll ihn andere Menschen fanden und bewunderten, da war ich froh, dass er mein Vater ist“, sagt sie mit Stolz.

Einzigartige Karriere

In dem Film wird diese einzigartige Rennfahrerkarriere dokumentiert – vom ersten Rennen in Spa bis zum letzten bei Mercedes. Schumacher wird darin von Fahrerkollegen und Freunden beschrieben als Mensch mit zwei Gesichtern. Er ist als liebevoller Vater und feiner Freund in Erinnerung – aber auch als knallharter Rennfahrer, dessen enormer Ehrgeiz oft zu Konflikten mit Fahrerkollegen führte. Es gab famose Siege und krachende Niederlagen – diese Karriere hat gut unterhalten und bewegt. Sie aber noch einmal in einer ausführlichen Dokumentation dargelegt zu bekommen ist angesichts Michael Schumachers aktueller Situation eher schwierig und hemmt die Lust auf die Verfilmung der Lebensgeschichte dieses einzigartigen Sportlers.

Der Skiunfall hat eben alles verändert. „Ich habe nie dem lieben Gott einen Vorwurf gemacht, warum das jetzt passiert ist. Es war einfach richtig Pech, mehr Pech kann man im Leben nicht haben“, sagt Corinna Schumacher, die nur ein Ziel verfolgt: Sie möchte kämpfen um ihren Mann. „Wir therapieren, wir machen alles, dass es Michael besser geht und er den Familienzusammenhalt spürt.“

„Schumacher“ (Netflix) ab 15. September