Im 300 Jahre alten Dominikanerkloster in Rottweil wird eine Kulturjugendherberge eröffnet. Die Sanierung hat ein privater Investor übernommen, Betreiber ist das Jugendherbergswerk – ein im Land erstmals praktiziertes Modell.

Rottweil - In die älteste Stadt Baden-Württembergs zieht wieder junges Leben ein: die Jugendherberge kehrt zurück. Von „einem Glücksfall“ für die Stadt spricht ihr Oberbürgermeister Ralf Broß. Immerhin verspricht sich Rottweil davon einen echten Schub für die Übernachtungszahlen und damit wichtige Impulse für den örtlichen Einzelhandel und die Gastronomiebetriebe. Aber auch für die Schulen – in Rottweil gibt es allein sechs Gymnasien – und den internationalen Jugendaustausch werde die neue Herberge mit dem Profil Kultur eine wichtige Rolle spielen.

 

Der Oberbürgermeister rechnet durch die neue Jugendunterkunft, die 34 Zimmer mit insgesamt 135 Betten hat, mit jährlich rund 15 000 bis 20 000 Übernachtungen. Das wäre eine deutliche Steigerung für die historische Stadt, die beim Tagestourismus mit geschätzten 735 000 Besuchern jährlich wesentlich stärker ist. Das Statistische Landesamt weist für Rottweil derzeit rund 38 500 Übernachtungen in gewerblichen Betrieben (mehr als acht Betten) aus. Dazu kommen geschätzte rund 18 500 Übernachtungen bei Privatvermietern und Betrieben mit weniger als acht Betten.

Ehemalige Polizeidienststelle wird wieder genutzt

Ein weiteres dickes Plus für die Stadt ist für Broß die Reaktivierung eines lange Zeit leer stehenden Gebäudes von historischer Bedeutung am Rand der Altstadt. „Dank der Sanierung verschwindet nicht nur ein städtebaulicher Missstand. Wir erhalten zudem ein sehr attraktiv gestaltetes Gebäude im Entree zur historischen Innenstadt hinzu“, erklärte der Oberbürgermeister.

Den kostspieligen Umbau des rund 300 Jahre alten ehemaligen Klosters, das zuletzt als Polizeidienststelle genutzt wurde, hätten allerdings weder Stadt noch das Jugendherbergswerks (DJH) stemmen können. Erstmals finanziert ein privater Investor eine Jugendherberge in Baden-Württemberg. Oberbürgermeister Broß und Karl Rosner, der Geschäftsführer des DJH-Landesverbands, freuen sich über das „Rottweiler Modell“: Die Activ-Group aus Schemmerhofen (Kreis Biberach) trägt die Hälfte der Kosten von vier Millionen Euro. Weitere Mittel kommen aus einem Bund-Länder-Programm (eine Million Euro), die Stadt Rottweil steuert 800 000 Euro bei und gewährt dem Jugendherbergswerk ein Darlehen von 250 000 Euro. Und das Land, das jahrelang einen Käufer für die denkmalgeschützte Immobilie gesucht hatte, verschenkte schließlich das stark renovierungsbedürftige Gebäude an den Investor. Dieser wiederum hat sich verpflichtet, das Gebäude mindestens 25 Jahre lang an das Deutsche Jugendherbergswerk zu vermieten. Von einer „Win-win-Situation“ sprechen denn auch Broß und Rosner.

Mitte Januar werden die ersten Gäste in dem barrierefreien Haus erwartet: Lehrer, die dort auf Fortbildung sind.Die offizielle Eröffnung mitsamt einem Tag der offenen Tür ist für den 16. März geplant.