Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Nicht nur Marinarium darf auf weiteres Wachstum hoffen. Urlaubsziele in der Karibik sind weltweit so beliebt wie nie zuvor, mit einem Zuwachs von gut fünf Prozent auf mehr als 26 Millionen Besucher feierte die Inselwelt zwischen Nord- und Südamerika voriges Jahr einen historischen Rekord. Das soll erst der Anfang sein. Die Dominikanische Republik will die wichtigste Einnahmequelle massiv ausbauen, schon bis 2020 soll sich die jährliche Touristenzahl von 4,5 auf 10 Millionen mehr als verdoppeln. Dafür lässt der seit 2012 amtierende Präsident Danilo Medina die Infrastruktur auf der Insel mit Hochdruck und ausländischem Kapital modernisieren. So wurde kürzlich der wichtigste Flughafen in Punta Cana, über den fast zwei Drittel der Urlauber ins Land kommen, für 100 Millionen Dollar mit einem dritten Abfertigungsgebäude erweitert. Auch an der Nordküste in Puerto Plata wurde der Airport ausgebaut. Im Sommer will der US-Kreuzfahrtkonzern Carnival zudem einen 65 Millionen Dollar teuren neuen Kreuzfahrthafen für jährlich 250 000 Gäste eröffnen.

 

Wer auf der Insel unterwegs ist, stellt erfreut fest, dass die zuvor langen Fahrzeiten deutlich kürzer geworden sind. Private Konsortien haben neue Autobahnen von der Hauptstadt Santo Domingo zu den Touristenzentren im Osten und Norden der Insel gebaut. Allerdings kassieren die Unternehmen dafür nun hohe Mautgebühren von allen Nutzern. Ein großer Teil der zehn Millionen Dominikaner kann sich allerdings gar kein Auto leisten. Viele besitzen bestenfalls ein Moped, auf dem nicht selten die ganze Familie Platz finden muss. Zwar hat sich die Lage seit der schweren Wirtschaftskrise vor zehn Jahren gebessert, doch mehr als 40 Prozent der Dominikaner leben nach Regierungsangaben noch immer unterhalb der Armutsgrenze. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, Millionen Menschen sind weiterhin auf staatliche Hilfsprogramme abgewiesen.

Die „Domrep“ will vom Billigimage weg

Julio Almonte will das ändern. „Die Urlaubsbranche ist einer der wichtigsten Wachstumsmotoren weltweit, und auch wir können damit unseren Wohlstand verbessern“, glaubt der erfahrene Experte, der mehr als 30 Jahre in der Hotelbranche arbeitete. Als Vizeminister für Tourismus und guter Freund des Regierungschefs soll er nun wieder für mehr Betrieb an der Nordküste sorgen. Dort begann der Fremdenverkehr vor vierzig Jahren einst in Puerto Plata mit Kreuzfahrtgästen, dann bauten vor allem spanische Konzerne erste große Hotels. Bald entwickelte sich die Insel zum Ballermann der Karibik, zum Billigziel auch für viele Sauf- und Sextouristen. In den neunziger Jahren flogen zeitweise mehr als 400 000 Deutsche auf die „Domrep“, gelockt von Tiefpreisen teils unter 1000 D-Mark für 14 Tage alles inklusive. Die Qualität war entsprechend. Das hat den Ruf des Landes ramponiert; die Zahl deutscher Gäste hat sich seit damals mehr als halbiert. Hinzu kam 1996 der Absturz einer deutschen Chartermaschine, bei dem alle 189 Insassen starben.

Vom Billigimage will das Land weg. Almonte kündigt eine große Investitionsoffensive der Regierung an. Denn auch die touristische Konkurrenz in der Karibik, im mexikanischen Yucatán, auf Kuba und Jamaika, schläft nicht. Schon in den nächsten zwei Jahren sollen sich die Bettenzahlen entlang der Nordküste von 15 000 auf 22 000 erhöhen, auch neue Regionen zwischen Monte Christi und der idyllischen Halbinsel Samana erschlossen werden. „Wir haben noch viele endlose, wunderschöne Strände“, schwärmt der Vizeminister. Ein neues Gesetz soll Investoren erlauben, schneller und höher zu bauen. Noch ist die Höhe der Palmen die Grenze, was allzu schlimme Bausünden wie in anderen Teilen der Karibik bisher vermieden hat. Allerdings beteuert Almonte, man wolle nachhaltiges und umweltschonendes Wachstum und „eine geordnete Entwicklung“.

Für den Wachstumskurs wird das Land Gastarbeiter wie Hector Charles dringend brauchen. Der Haitianer, der nur wenig Freizeit hat, kann seine Familie daheim in Haiti nur selten besuchen. Selbst das Weihnachtsfest, das einen hohen Stellenwert hat, verbrachte er mit Ausflugsgästen. „Das tut mir sehr leid“, sagt er, „aber das ist der Preis, den man in diesem Job zahlen muss.“ Auch an diesem Tag muss er noch eine zweite Tour absolvieren. Vielleicht eröffnet sich für Hector in der Heimat eine Perspektive. Reisekonzerne wie Tui erwägen, wieder Urlaubsreisen nach Haiti anzubieten.

Bei Marinarium Excursions will man sich das nicht nachsagen lassen. „Wir behandeln alle unsere Mitarbeiter fair, geben ihnen feste Jobs und sorgen für eine Krankenversicherung“, betont Managerin Melanie Durand. Damit sei man, anders als mancher Wettbewerber, Vorbild in der Branche. Die resolute 33-jährige Kanadierin hat es aus dem kühlen Montreal in die Karibik getrieben. Bei Marinarium sorgt sie für den reibungslosen Ablauf der Touren. Das Unternehmen, vor zwölf Jahren gegründet, betreibt sieben Ausflugsschiffe mit mehr als 700 Plätzen und hat vom touristischen Aufschwung profitiert. Amerikaner, Kanadier, Russen und Deutsche gehören zu den häufigsten Gästen an Bord.

Urlaubsziele in der Karibik sind so beliebt wie nie

Nicht nur Marinarium darf auf weiteres Wachstum hoffen. Urlaubsziele in der Karibik sind weltweit so beliebt wie nie zuvor, mit einem Zuwachs von gut fünf Prozent auf mehr als 26 Millionen Besucher feierte die Inselwelt zwischen Nord- und Südamerika voriges Jahr einen historischen Rekord. Das soll erst der Anfang sein. Die Dominikanische Republik will die wichtigste Einnahmequelle massiv ausbauen, schon bis 2020 soll sich die jährliche Touristenzahl von 4,5 auf 10 Millionen mehr als verdoppeln. Dafür lässt der seit 2012 amtierende Präsident Danilo Medina die Infrastruktur auf der Insel mit Hochdruck und ausländischem Kapital modernisieren. So wurde kürzlich der wichtigste Flughafen in Punta Cana, über den fast zwei Drittel der Urlauber ins Land kommen, für 100 Millionen Dollar mit einem dritten Abfertigungsgebäude erweitert. Auch an der Nordküste in Puerto Plata wurde der Airport ausgebaut. Im Sommer will der US-Kreuzfahrtkonzern Carnival zudem einen 65 Millionen Dollar teuren neuen Kreuzfahrthafen für jährlich 250 000 Gäste eröffnen.

Wer auf der Insel unterwegs ist, stellt erfreut fest, dass die zuvor langen Fahrzeiten deutlich kürzer geworden sind. Private Konsortien haben neue Autobahnen von der Hauptstadt Santo Domingo zu den Touristenzentren im Osten und Norden der Insel gebaut. Allerdings kassieren die Unternehmen dafür nun hohe Mautgebühren von allen Nutzern. Ein großer Teil der zehn Millionen Dominikaner kann sich allerdings gar kein Auto leisten. Viele besitzen bestenfalls ein Moped, auf dem nicht selten die ganze Familie Platz finden muss. Zwar hat sich die Lage seit der schweren Wirtschaftskrise vor zehn Jahren gebessert, doch mehr als 40 Prozent der Dominikaner leben nach Regierungsangaben noch immer unterhalb der Armutsgrenze. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, Millionen Menschen sind weiterhin auf staatliche Hilfsprogramme abgewiesen.

Die „Domrep“ will vom Billigimage weg

Julio Almonte will das ändern. „Die Urlaubsbranche ist einer der wichtigsten Wachstumsmotoren weltweit, und auch wir können damit unseren Wohlstand verbessern“, glaubt der erfahrene Experte, der mehr als 30 Jahre in der Hotelbranche arbeitete. Als Vizeminister für Tourismus und guter Freund des Regierungschefs soll er nun wieder für mehr Betrieb an der Nordküste sorgen. Dort begann der Fremdenverkehr vor vierzig Jahren einst in Puerto Plata mit Kreuzfahrtgästen, dann bauten vor allem spanische Konzerne erste große Hotels. Bald entwickelte sich die Insel zum Ballermann der Karibik, zum Billigziel auch für viele Sauf- und Sextouristen. In den neunziger Jahren flogen zeitweise mehr als 400 000 Deutsche auf die „Domrep“, gelockt von Tiefpreisen teils unter 1000 D-Mark für 14 Tage alles inklusive. Die Qualität war entsprechend. Das hat den Ruf des Landes ramponiert; die Zahl deutscher Gäste hat sich seit damals mehr als halbiert. Hinzu kam 1996 der Absturz einer deutschen Chartermaschine, bei dem alle 189 Insassen starben.

Vom Billigimage will das Land weg. Almonte kündigt eine große Investitionsoffensive der Regierung an. Denn auch die touristische Konkurrenz in der Karibik, im mexikanischen Yucatán, auf Kuba und Jamaika, schläft nicht. Schon in den nächsten zwei Jahren sollen sich die Bettenzahlen entlang der Nordküste von 15 000 auf 22 000 erhöhen, auch neue Regionen zwischen Monte Christi und der idyllischen Halbinsel Samana erschlossen werden. „Wir haben noch viele endlose, wunderschöne Strände“, schwärmt der Vizeminister. Ein neues Gesetz soll Investoren erlauben, schneller und höher zu bauen. Noch ist die Höhe der Palmen die Grenze, was allzu schlimme Bausünden wie in anderen Teilen der Karibik bisher vermieden hat. Allerdings beteuert Almonte, man wolle nachhaltiges und umweltschonendes Wachstum und „eine geordnete Entwicklung“.

Für den Wachstumskurs wird das Land Gastarbeiter wie Hector Charles dringend brauchen. Der Haitianer, der nur wenig Freizeit hat, kann seine Familie daheim in Haiti nur selten besuchen. Selbst das Weihnachtsfest, das einen hohen Stellenwert hat, verbrachte er mit Ausflugsgästen. „Das tut mir sehr leid“, sagt er, „aber das ist der Preis, den man in diesem Job zahlen muss.“ Auch an diesem Tag muss er noch eine zweite Tour absolvieren. Vielleicht eröffnet sich für Hector in der Heimat eine Perspektive. Reisekonzerne wie Tui erwägen, wieder Urlaubsreisen nach Haiti anzubieten.

Die Insel mit den zwei Staaten

Aufwärtstrend:
Die Dominikanische Republik ist ein aufstrebendes Entwicklungsland mit gut zehn Millionen Einwohnern und einem Wirtschaftswachstum von zuletzt gut vier Prozent. Das Land umfasst den östlichen Teil der Karibikinsel Hispaniola. Wichtigste Einnahmequellen sind der Tourismus, rund 60 Freihandelszonen, Agrarexporte und die Transferzahlungen von rund 1,4 Millionen Dominikanern, die im Ausland leben und ihr Glück vor allem in den USA und Spanien gesucht haben.

Konsolidierungspolitik: Seit 2012 wird die Republik von DaniloMedina regiert. Seine Konsolidierungspolitik steht unter Beobachtung des Internationalen Währungsfonds (IWF), mit dessen Hilfe das Land vor zwölf Jahren die schwerste ökonomische Krise seiner Geschichte in den Griff bekam. Die Verschuldung ist hoch, die Handelsbilanz seit zehn Jahren negativ. Nach Deutschland werden vor allem Bananen, Kaffee und Kakao exportiert. Das Pro-Kopf-Einkommen beträgt rund 5800 US-Dollar im Jahr, die Unterschiede zwischen Arm und Reich sind wie überall in Lateinamerika groß.

Haiti: Trostloser ist die Lage im Nachbarland Haiti, das im westlichen Drittel von Hispaniola liegt. Das Pro-Kopf-Einkommen beträgt nur 810 US-Dollar; damit ist Haiti das ärmste Land der westlichen Welt. Vier von fünf Menschen müssen mit weniger als zwei Dollar am Tag auskommen. Beim verheerenden Erdbeben in der Hauptstadt Port-au-Prince starben vor fünf Jahren 250 000 Menschen und 1,5 Millionen Menschen wurde obdachlos. 85 000 Haitianer hausen immer noch in Zelten.

Ökologie: Ökologie Politische Instabilität, Korruption und Kriminalität gelten als Probleme, denen nur schwer beizukommen ist. Hinzu kommt ein ökologisches Desaster. Anders als die Nachbarrepublik ist Haiti fast völlig abgeholzt worden, was das Land noch anfälliger für verheerende Überschwemmungen und Wirbelstürme macht.