In Mexiko City spricht Donald Trump von Respekt und Zusammenarbeit, doch einige Stunden später in Arizona macht er für Fehlentwicklungen in Amerika vor allem die Einwanderer verantwortlich.

Washington - Donald Trump schlägt eine Volte nach der anderen. Erst gibt er bei einem Besuch in Mexiko den seriösen Staatsmann. Nur Stunden später lässt er die Maske fallen und kündigt bei einer Wahlkampfrede in Arizona eine „Null-Toleranz-Politik“ gegenüber illegalen Einwanderern in den USA an. Der Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner will offenbar mit Wendungen dieser Art aus dem Umfragetief kommen.

 

Selbst Trump-Kritiker sind überrascht über die sanften Töne, die der Bau-Unternehmer in Mexiko anschlägt. Es ist das erste Gespräch Trumps mit einem ausländischen Staatsoberhaupt, seit er im Juni vor einem Jahr in den Wahlkampf eingestiegen ist und viele der in den USA lebenden Mexikaner als Vergewaltiger und Kriminelle verunglimpft hat.   Bei dem Kurzbesuch in Mexiko City auf Einladung des mexikanischen Präsidenten klingt er ganz anders.

Bereit zur Zusammenarbeit

Trump liest ein vorbereitetes Statement ab, in dem es heißt, der Präsidentschaftskandidat bewundere und respektiere die hart arbeitenden US-Bürger mexikanischer Abstammung. Den mexikanischen Präsidenten Enrique Pena Nieto nennt Trump einen Freund. Zwar sagt der Populist auch, dass er weiter eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen wolle. Doch spricht er auch von Zusammenarbeit der USA mit dem südlichen Nachbarland, um die Kriminalität in der Grenzregion zu bekämpfen.

Nur in einem Punkt scheinen sich Trump und Pena Nieto nicht einig zu sein. Während Trump sagt, er habe mit dem mexikanischen Präsidenten nicht darüber gesprochen, wer die Mauer bezahlen solle, twittert Pena Nieto nach dem Treffen, er habe gleich zu Beginn des Gesprächs gesagt, Mexiko werde ganz sicher nicht bezahlen.

Dennoch scheint es für einen Moment, als habe sich in Trump die Einsicht durchgesetzt, dass seine schrillen Töne in der Einwanderungspolitik möglicherweise viele Wählerinnen und Wähler in den USA davon abhalten werden, für ihn zu stimmen. Doch dieser Eindruck erweist sich schnell als falsch.

Illegale Einwanderer

Denn nur wenige Stunden später steht Trump in einer Veranstaltungshalle in Phoenix/Arizona und zieht vom Leder, als habe es den Besuch in Mexiko nie gegeben. Vor Tausenden kündigt Trump an, dass die etwa elf Millionen Menschen, die ohne Papiere in den USA leben, vom ihm keine   Milde zu erwarten haben. „Wir werden jedem gegenüber fair und mitfühlend sein“, brüllt Trump in die Menge: „Aber unser größtes Mitgefühl gilt dem amerikanischen Volk.“ Illegale Einwanderung verursache pro Jahr Kosten in Höhe von 113 Milliarden US-Dollar, behauptet Trump. Das sei Geld, das besser amerikanischen Staatsbürgern zu Gute kommen solle, sagt Trump.

In seiner Rede zeichnet Trump das Bild eines Landes, in dem Tausenden von Ausländern schwere Verbrechen an Amerikanern begehen. Zu Unterstützung dieser These holt Trump einige Frauen und Männer auf die Bühne, die Familienangehörige verloren haben und dafür illegale Einwanderer verantwortlich machen. Die Schuld dafür trügen der amtierende Präsident Barack Obama und seine frühere Außenministerin Hillary Clinton, so Trump. Sie hätten 300 000 kriminellen Ausländern die Rückkehr in die USA erlaubt.

Kein Weg zur Staatsbürgerschaft

Er dagegen werde vom ersten Augenblick seiner Amtszeit an kriminelle Ausländer abschieben, sagt Trump. Das sind seiner Darstellung nach mehr als zwei Millionen Menschen. Zwar spricht er nicht mehr davon, alle elf Millionen Illegalen sofort nach Amtsantritt zu deportieren. Doch einen Weg zur US-Staatsbürgerschaft will Trump – anders als Hillary Clinton – den vor allem aus Lateinamerika stammenden Einwanderern nicht eröffnen.

  Diese Menschen sollten sich, so der Kandidat, nach der Abschiebung wieder an der Grenze anstellen und sich auf legalem Weg um Einreisevisa bemühen. Trump spricht von einem Zehn-Punkte-Plan, mit dem er das Einwanderungsproblem lösen will. Dazu gehört die Mauer an der Grenze zu Mexiko. Trump will 5000 neue Grenzpolizisten einstellen und Menschen, die aus Ländern wie Syrien und Libyen in die USA reisen wollen, Visa nur noch nach „Extrem-Überprüfungen“ ausstellen.

Dann ist da noch die Finanzierung der Mauer. Trump kündigt an, dass Mexiko den Bau des Grenzwalls vollständig finanzieren müsse. „Sie wissen es vielleicht noch nicht, aber sie werden bezahlen müssen“, sagt er. Es folgt lauter Beifall. Dass Mexiko die Sache anders sieht, geht in diesem Moment im Gebrüll unter.

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