Ein weißrussisches Model und ein Organisator von erotischen Veranstaltungen werden in Thailand festgenommen. Die Frau behauptet, sie könne eine Verbindung des Kremls mit dem Wahlkampfteam von Donald Trump beweisen. Will sie nur ihre Haut retten oder weiß sie wirklich etwas?

Pattaya - Es geht um Sex, den Kreml, russische Oligarchen und mögliche Verbindungen zum US-Präsidenten. Bislang hatte das weißrussische Model Anastasia Waschukewitsch vor allem mit pikanten Fotos auf Instagram auf sich aufmerksam gemacht. Am vergangenen Wochenende wurde sie in Thailand verhaftet, weil sie Sexunterricht ohne Arbeitserlaubnis gegeben haben soll. Aus dem Gefängniswagen sagte sie der Nachrichtenagentur AP, sie fürchte um ihr Leben, und bot brisante Informationen im Tausch für ihre Freiheit an.

 

Bei den Informationen handele es sich um mutmaßliche russische Verbindungen zum Wahlkampfteam von Donald Trump, erklärte Waschukewitsch. Nähere Details oder Beweise nannte sie nicht - und ob sie überhaupt welche hat, ist unklar.

Waschukewitsch wurde Anfang Februar bekannt, als der russische Oppositionsführer Alexei Nawalny eine Untersuchung veröffentlichte, die sich auch auf Posts der Weißrussin auf der Social-Media-Plattform Instagram berief. Diese Aufnahmen legten mögliche Korruptionsverwicklungen zwischen dem Milliardär Oleg Deripaska und dem stellvertretenden russischen Ministerpräsidenten Sergej Prichodko nahe. Waschukewitsch behauptete, sie habe eine Affäre mit Deripaska gehabt.

Model will Verbindung von Trump zum Kreml herstellen können

In Russland fokussierte man sich auf die Verbindungen zwischen Deripaska und Prichodko. Doch nun behauptet Waschukewitsch, sie könne - ohne freilich Beweise zu nennen - eine Verbindung vom Kreml zu Trump und dessen früheren Wahlkampfleiter Paul Manafort herstellen, der vor zehn Jahren für Deripaska gearbeitet hatte. US-Sonderermittler Robert Mueller hat jedoch keine Beweise für eine Verwicklung Manaforts in mögliche Manipulationen bei der Präsidentschaftswahl vorgelegt.

Und auch Nawalny sagte der Nachrichtenagentur AP am Mittwoch, er habe „gewisse Zweifel“, dass Waschukewitsch eine direkte Verbindung zwischen Russland und dem Trump-Wahlkampfteam nachweisen könne. „Ich denke, solche Aussagen werden gemacht, weil sie Angst um ihr eigenes Leben hat“, sagte er zur Festnahme in Thailand und fügte an, dass diese Ängste begründet seien. In Nawalnys Bericht wurde ohnehin nicht gesagt, das Waschukewitsch etwas über russische Aktionen zur Beeinflussung der US-Wahl gewusst hatte.

Deripaska hat seine angeblichen Verbindungen zu Prichodko als Unsinn bezeichnet. Ein Sprecher sprach von „skandalösen und verlogenen Annahmen“, die von Sensationsgier getrieben seien und die man auf das entschiedenste zurückweise. Deripaska verklagte Waschukewitsch und ihren Sex-Guru Alexander Kirillow wegen Verletzung der Privatsphäre. Nawalnys Internetseite wurde gesperrt, bis er die Videos mit Waschukewitsch auf Deripaskas Jacht gelöscht hatte.

In Pattaya beim Sex-Unterricht festgenommen

Am Sonntag wurde Waschukewitsch mit neun anderen Personen, darunter Kirillow, im thailändischen Badeort Pattaya festgenommen, während sie rund 40 russischen Touristen Sexunterricht gaben. Ein Polizeisprecher sagte, sie hätten ohne Arbeitserlaubnis gearbeitet, zudem sei bei einer Person das Visum abgelaufen. Laut thailändischen Medien kam es zu der Razzia, nachdem sich Hotelangestellte über merkwürdige Geräusche beklagt hatten.

Kirillow arrangiert öffentliche erotische Veranstaltungen mit zahlreichen leichtbekleideten Frauen. Eine von ihnen ist Waschukewitsch. Beide dokumentieren ihre Aktivitäten ausführlich in sozialen Netzwerken unter Pseudonymen, sie als Nastya Rybka, er als Alex Lesley.

Als Waschukewitsch am Mittwoch in eine Haftanstalt für illegal Eingewanderte verlegt wurde, rief sie Reportern zu: „Ich kann nur etwas sagen, wenn ich an einem sicheren Ort bin. Tut mir leid, ich habe Angst um mein Leben.“

Bereits zuvor hatte sie - offenbar aus der Haft in Pattaya - sich in einem Post auf Instagram an die amerikanischen Medien gewandt und erklärt, sie könne alle Teile des Puzzles zusammensetzen, habe Videos und Tonmitschnitte, die Verbindungen russischer Politiker mit Manaford und Trump belegten im Zusammenhang mit der US-Wahl.

Putin-Sprecher weist Mutmaßungen zurück

Kirillow vermutet hinter den Verhaftungen den russischen Staat. „Politische Gründe. Wir wissen so viel. Sie wollen, dass wir nach Russland gehen“, rief er bei der Verlegung. Er und Waschukewitsch glaubten, dass sie schon bald dorthin kämen. „Ich denke, ihr werdet uns verlieren und niemals wiedersehen.“

Putin-Sprecher Dmitri Peskow wies am Mittwoch Mutmaßungen zurück, wonach die Festnahmen mit einem Thailand-Besuch von Nikolai Patruschew zu tun hätten, dem Sekretär des Sicherheitsrats der russischen Föderation.

Nawalny ist sich da nicht so sicher. „Ich weiß nicht, was ich denken soll“, sagte er. „Fernsehsendungen wie „Homeland“ sehen plötzlich total realistisch aus, wenn wir uns ansehen, was in Russland gerade passiert. Wir dachten, die Drehbuchautoren hätten sich die unmöglichsten Dinge ausgedacht. Aber in Russland sind die absurdesten Dinge möglich.“