Der erzkonservative und lautstarke Nachrichtensender Fox News galt lange als PR-Maschine von Donald Trump. Doch seit längerem kriselt die Beziehung. In der Wahlberichterstattung hat es dann gekracht.

Washington - Donald Trump traut sich alles zu. Aber er weiß, dass er den Weg ins Weiße Haus ohne Hilfe nicht geschafft hätte – schon gar nicht ohne die Hilfe des extrem konservativen und maßlos polemischen Nachrichtensenders Fox News. Man kann sich seinen Schock also gar nicht groß genug vorstellen, als ausgerechnet Fox News im amerikanischen Wahlauszählungskrimi allen anderen Nachrichtensendern vorauseilte und erklärte, die Mehrheit im wichtigen Bundesstaat Arizona habe Joe Biden errungen.

 

Aus deutscher Sicht mag das wie bloße Forschheit erscheinen. In den USA nimmt man das ganz anders wahr, je nach politischer Sympathie als längst überfälliges Freiwinden aus einer Kumpaneiumarmung oder als hinterhältigen Dolchstoß. Der dem Medienzaren Rupert Murdoch gehörende Sender Fox News trat 1996 mit einem klaren Kampfauftrag an. Man wolle einem angeblich linkslastigen Medienkartell in den USA einen konservativen Blick auf die Welt entgegensetzen, lautete dessen milde Variante. Im Klartext müsste man sagen: Man wollte die politische Landkarte verändern und hat das auch geschafft. Fox News wurde dabei der meistgesehene Nachrichtsender der USA.

Im Wahlstudio: ein Demokrat

Trump und Fox News, das schien lange ein Duo frisch aus den Albträumen der Politikwissenschaft. Der als lesefaul und ungeduldig geltende Trump bezog sein Welt- und Problembild aus den Erregungs-Infotainment-Nachrichten von Fox News. Im Gegenzug speiste Fox jede Luftnummer von Trump als seriöses Politikthema in den Nachrichtenzirkel ein.

Dass Fox News nun mitten in der Wahl genau jenen Paukenschlag wagte, den Trump überhaupt nicht hören wollte, wird von manchen Beobachtern als Sieg der journalistischen Handwerker über die ideologischen Hardliner gedeutet. Die Leitung der Analyseabteilung des Fox-Wahlstudios hat nämlich Arnon Mishkin inne, und der ist kein republikanischer Scharfmacher. Der 65-jährige externe Berater hat früher als Wahlkampfstratege gearbeitet – für demokratische Politiker. Für Fox News ist er seit 1998 tätig, und der Sender hat an hitzigen Wahlabenden beste Erfahrungen mit seinem Sachverstand gemacht.

Zeit für die Ablösung

Donald Trumps Stab habe, berichtet die „New York Times“, fruchtlos versucht, Fox News zur Rücknahme der Arizona-Entscheidung zu bringen. Trumps Schwiegersohn Jared Kushner soll gar bei Rupert Murdoch persönlich angerufen haben. Dass Murdoch schon so lange Mishkins Expertise zukauft, lässt vermuten, dass diese Einmischungsbitten stets ergebnislos verlaufen wären. Im vergangenen Jahr allerdings gab es deutliche Anzeichen eines Erkaltens der Beziehung von Trump und Murdoch. Immer wieder mal widersprach der Sender nun dem Präsidenten, und Trump mäkelte via Twitter an Fox News herum.

Mishkin und sein Team mögen aus besten journalistischen Erwägungen gehandelt haben, aber sie agieren in einem Land, in dem man, auch dank Fox News, jede Nachricht als Propagandaoffensive sieht. So wird die Arizona-Prognose zur Brüskierung Trumps und die zum Mahnruf, dass die Republikaner sich von Trump selbst dann lösen sollten, wenn er Präsident bliebe. Tatsächlich wird das kommen müssen, und beim Umbau der Republikaner wird Fox News eine wichtige Rolle spielen – aller bisherigen Erfahrung nach keine bloß journalistisch begleitende.