Erst Schloss, später Rathaus: Die Ölschinken des Grafen haben den Bürgermeister auf die Idee für Kunstausstellungen gebracht.

Region: Corinna Meinke (com)

Donzdorf - Eigentlich sind die Ölschinken schuld, die der Graf von Rechberg und Rothenlöwen als Dauerleihgabe zurückließ, als er das Schloss 1987 an die Stadt Donzdorf verkaufte. Die imposanten und großformatigen Gemälde jedenfalls haben den Bürgermeister Martin Stölzle (parteilos) auf die Idee gebracht, noch mehr Kunst, und vor allem Zeitgenössisches, hinter den historischen Mauern zu präsentieren. Seit 15 Jahren dient nun das Rathaus im Schloss als städtische Galerie. Das ist Anlass für eine Jubiläumsausstellung mit allen Ankäufen, die sich die Kommune geleistet hat.

 

Bei manchen Mitarbeitern hängt ihr Lieblingswerk über dem Schreibtisch

„In den zurückliegenden Jahren sind 60 Arbeiten zusammengekommen“, berichtet Stölzle und führt vor, welche Werke sein Dienstzimmer schmücken: Zu sehen gibt es Arbeiten von Harry Meyer, Bettina van Haaren, Jörg Mandernach, Gerhard Kraner und Hans Sieverding. Auch in den meisten anderen Büros sei Kunst zu finden, und auf diese Weise spare sich die Stadt ein Archiv. „Manche Mitarbeiter haben sich ihr Lieblingsbild ausgesucht und über den Schreibtisch gehängt“, erklärt Stölzle.

Sein eigenes Lieblingswerk sei ein Hochformat von Hans Sieverding, erklärt der Verwaltungschef unumwunden. „Ich betrachte es vor allem inhaltlich. Da steckt so vieles drin: Bewegung, Lebenslauf und Veränderung. Und hier wird eine Person zur anderen, das fasziniert mich.“

Hohe Räume vertragen große Formate

Bewegt geht es auch bei Diana Ahr eine Tür weiter zu. Die Rathausmitarbeiterin koordiniert nicht nur die Termine für ihren Dienstherrn, als Leiterin des Kulturamts laufen bei ihr auch alle Fäden rund um die vier bis fünf Ausstellungen pro Jahr mit jungen, aber auch mit arrivierten Künstlern zusammen.

„Blau und Grün sind meine Lieblingsfarben und das Gelb dazu wirkt schön frisch.“ Diana Ahr zeigt auf die Arbeit Dschungel von Stefan Kunze, die sie sich nach Kunzes Ausstellung in Donzdorf 2016 für ihr Büro ausgesucht hat. „Ich mag so große Formate und hier in unseren hohen Räumen kommt das Bild wunderbar zur Geltung“, schwärmt Ahr, bevor sie wieder zum Telefonhörer greift.

Für den Bürgermeister ist Kunst ein elementarer Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. „Man soll sie nicht nur im Museum erleben. Kunst gehört in den öffentlichen Raum und in die öffentlich zugänglichen Gebäude, so wie bei uns: Sie kommen aus dem Aufzug raus und gehen automatisch an den Bildern vorbei“, denn es gehöre zum Konzept, dass die Ausstellungen immer in den Fluren rund um den Roten Saal gezeigt werden.

Professionelle Kuratoren haben die Reihe von Anfang an begleitet

„Das kann emotional berühren auch ohne philosophischen Hintergrund“, meint der Verwaltungschef, der sich für die Betreuung der Donzdorfer Kunstreihe von Anfang an professionelle Unterstützung sicherte. Konrad Hummel war der Kurator der ersten Jahre. Stölzle engagierte den Maler, nachdem Hummel im Rathaus vorstellig geworden war, weil er eine alte Scheune im Ort als Atelier umbauen wollte. Und es gehöre zu Hummels Konzept, dass die Kommune von jeder Ausstellung ein Werk ankaufe, damit sich die Sache für die Künstler lohne. Rund 1000 Euro vom jeweiligen Ausstellungsbudget seien dafür reserviert. Auf Hummel folgten später die Kuratorinnen Anja Luithle und Simone Jung. Aus dem Stuttgarter Künstler-Freundeskreis um Luithle habe sich auch die Zusammenarbeit mit Rosemarie und Karl Vollmer ergeben, die die Ausstellungsreihe nun bereits seit mehreren Jahren engagiert kuratierten.

Eine Stiftung steht zur Seite

Ideelle und finanzielle Unterstützung erhalten die Schauen von der Donzdorfer Kunst- und Kulturstiftung, die auch die jährliche Kammerkonzertreihe mitverantwortet. Der künstlerische Leiter und Pianist Hans-Peter Stenzl hat diesmal einen Donzdorfer Klavierherbst mit fünf Klavierabenden ausgerufen, darunter ein Kinderkonzert in der Messelbergschule.