Fünf Vorbildkommunen, die ihre Grünflächen seit Jahren umweltfreundlich bepflanzen, zeigen anderen Kommunen, wie man das Stadtsäckel schont und etwas für die Umwelt tut.

Donzdorf - Man kann sich nur wundern, dass es nicht viel mehr Städte so machen wie Donzdorf, Ostfildern (Kreis Esslingen), Esslingen, Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) und Heidenheim: Statt ihre Grünflächen mit den immer gleichen Stiefmütterchen, Geranien und Petunien zu besetzen, pflanzen diese Kommunen langlebige heimische Stauden auf ihre Rabatten und lassen auf größeren Grünflächen heimische Feldblumen wachsen. Insekten wie die selten gewordenen Wildbienen finden dort einen reich gedeckten Tisch und billiger als alle paar Wochen neu einzupflanzen ist es auch. Der Naturschutzbund Nabu betrachtet diese Kommunen deshalb als Vorbilder für ein „naturnahes Grünflächenmanagement“ und hat mit ihnen und dem Gemeindetag einen Workshop für rund 50 Kommunen aus dem Regierungsbezirk Stuttgart in Donzdorf veranstaltet.

 

Die Stadt hat die klassische Begrünung 2004 ad acta gelegt

Unter dem Motto „Mehr Natur ins Siedlungsgrün“ haben Experten aus den fünf Vorbildkommunen Vertretern der anderen Städte und Gemeinden am Donnerstag erklärt, wie sich auf Verkehrsinseln, Zierbeeten und Grünflächen bunte und sehr lebendige Rückzugsgebiete für seltene Insekten machen lassen. Wie das in der Praxis aussieht, zeigte der ehemalige Donzdorfer Stadtbiologe und Umweltschutzbeauftragte Georg Krause den Besuchern bei einer Exkursion durch den Schlosspark.

Im Jahr 2004 hat die Stadt die klassische Begrünung ad acta gelegt. „In diesen Beeten haben wir früher im Sommer rund 6000 Stiefmütterchen gepflanzt – und sie nach ein paar Wochen wieder rausgeholt. Mit den Stauden liegt die Ersparnis im fünfstelligen Bereich“, erzählt Krause und deutet auf die Rabatte-Beete vor dem Schlossrestaurant Castello. Katzenminze, Lavendel, Storchenschnabel. . . das Beet bietet nicht nur dem Auge etwas. Bienen und Hummeln summen von Blüte zu Blüte, wenn es noch ein Weilchen warm bleibt, werden sich Schmetterlinge und andere Insekten dazugesellen.

Sogar auf dem Bolzplatz wachsen heimische Gräser und Kräuter

Die Stadt hat aber nicht nur ihre besonders repräsentativen Beete am Schloss mit heimischen Stauden bepflanzt, die sich für den jeweiligen Standort – von sonnig bis schattig, von trocken bis feucht – am besten eignen. Versteckt zwischen uralten Parkbäumen befindet sich eine 1000 Quadratmeter fassende Hochstaudenwiese. Im Spätsommer schießen die Pflanzen zwei Meter in die Höhe. Blutweiderich, Sterndolden, Trollblumen und 1300 Stück sibirische Wiesen-Iris sowie viele andere Arten bilden dann einen dichten Dschungel, den Spaziergänger auf einem schmalen Pfad erkunden können. Viele der Pflanzen blühen erst im Hochsommer und Herbst – ein Fest für Insekten, denn in dieser Zeit ist das Nahrungsangebot rar. „Was hier im Hochsommer los ist, das ist irre“, sagt Krause.

Der Biologe hat seine Arbeit allerdings nicht auf Staudenbeete beschränkt. Seit die Wiesen im Schlosspark nur noch zweimal im Jahr möglichst spät gemäht und nicht mehr gedüngt werden, breiten sich dort langsam wieder Feldblumen aus: weiße Margeriten, gelbe Pippau, wilde Narzissen, rosa Zaunwicken oder die seltene weiße Teufelskralle zum Beispiel.

Auch entlang des renaturierten Storzenbaches blühen inzwischen Feldblumen und selbst der Bolzplatz unweit des Schlosses ist inzwischen naturnah angelegt: Statt der üblichen geklonte Grashalme sprießen dort heimische Grassorten und Wildkräuter. Die wachsen Krause zufolge sogar besser als die hochgezüchteten Klone, denn sie stammen aus der Region und sind für die hiesigen Verhältnisse von Natur aus optimal gerüstet. Im Grunde, so der Biologe, sei die Pflege der heimischen, naturnahen Pflanzen viel einfacher, als die Pflege herkömmlicher Anlagen – sofern eines erfüllt sei: „Man muss wissen, was man tut und welche Pflanze sich wo wohlfühlt.“