Mit dem Ablauf seiner Dopingsperre im August 2013 wollte Jan Ullrich endlich den berühmten Schlussstrich unter seine Vergangenheit ziehen. Aber sie holt ihn immer wieder ein - jetzt in Form eines drohenden Prozesses.

Mit dem Ablauf seiner Dopingsperre im August 2013 wollte Jan Ullrich endlich den berühmten Schlussstrich unter seine Vergangenheit ziehen. Aber sie holt ihn immer wieder ein - jetzt in Form eines drohenden Prozesses.

 

Berlin - Jan Ullrich sehnt sich so sehr nach einem Schlussstrich. Aber seine dunkle Vergangenheit als Radprofi holt ihn immer wieder ein. Sein früherer Arbeitgeber Günther Dahms hat den Ex-Profi auf Rückzahlung von drei Monatsgehältern in Gesamthöhe von rund 300.000 Euro verklagt. Ein Verfahren vor der fünften Zivilkammer des Landgerichts Essen ist für den 12. Februar 2014 anberaumt, wie ein Justizsprecher am Dienstag mitteilte. Allerdings müsse die Kammer zunächst klären, ob sie überhaupt zuständig sei - Ullrich wohnt in der Schweiz.

Fünf Jahre nach seinem Prozess-Erfolg gegen den Boutiquenbesitzer Dahms hat sein früherer, längst insolventer Sponsor den einzigen deutschen Tour-de-France-Gewinner verklagt: Ullrich habe 2003 vertragswidrig Dopingmittel eingesetzt und sich das Geld deshalb erschlichen. „Das wird eine ganz heiße Kiste, weil Ullrich damals unter Eid ausgesagt hat“, erklärte Sportrechtler Michael Lehner, der Dahms früher einmal in dem Fall vertreten hatte. „Ullrich hat keinen Bock mehr, dazu etwas zu sagen“, ließ der neue Manager des einstigen Topstars, Ole Ternes, wissen.

2008 hatte Ullrich Dahms verklagt

Im November 2008 hatte Ullrich das ihm laut Vertrag von Dahms zustehende Geld - plus Zinsen fast 500.000 Euro - vor Gericht in Essen erstritten. Der heute 39 Jahre alte Ex-Profi hatte unter Eid ausgesagt, während seines Engagements im nur drei Monate bestehenden Rennstall „Coast“ vom 1. Januar bis 31. März 2003 keine Dopingmittel benutzt zu haben. Vom Landgericht Duisburg war Dahms in erster Instanz bereits 2004 zur Zahlung von 1,46 Millionen Euro an Ullrich verurteilt worden. Der Prozessgewinner reduzierte später seine Forderung und verzichtete auf die Siegprämien.

Ullrich, der jetzt nur noch bei Charity-Rennen aktiv ist, war wegen der illegalen Zusammenarbeit mit dem verurteilten Doping-Arzt Eufemiano Fuentes vom Internationalen Sportgerichtshof CAS zwei Jahre bis August 2013 gesperrt. Eine Dopingbeichte wie so viele seiner ehemaligen Teamkollegen bei Telekom und T-Mobile hat der Wahlschweizer nie abgelegt. Über vage Andeutungen ist er nie hinausgekommen.

Nach zahlreichen Geständnissen und Ermittlungsergebnissen steht nicht zuletzt durch den Fall Armstrong fest, dass Topleistungen bei der Tour in Ullrichs aktiver Zeit wohl kaum möglich waren. Der einstige Liebling der deutschen Sportfans wird sein Schweigen aber wohl nicht brechen. Es gebe Nachfragen von TV-Talkshows, „doch wir planen da nichts“, sagte zumindest Ternes.

Im März will der am Bodensee lebende Familienvater wieder Gutes tun. Nach Auskunft seines Managements will Ullrich im kommenden Jahr in Südafrika beim größten Breitensport-Radrennen „Cape Argus“ auf dem Tandem mit Matthias Kessler (34) über an den Start über 110 Kilometer gehen. Sein einstiger Teamkollege ist nach einem Trainings-Unfall 2010 auf Mallorca am Oberkörper halbseitig gelähmt.