Die exquisite Toilette im neuen Club Billie Jean war der Stolz von Yusuf Oksaz. In der Nacht zum Samstag haben Unbekannte sie zerstört. Für den Wirt kam’s noch dicker: Weil die EnBW das Wasser abdrehte, musste er sein Dilayla schließen.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Es gibt Nächte, da versteht man die Welt nicht mehr. So eine Nacht hat Szene-Urgestein Yusuf Oksaz, der drei beliebte Stationen des Stuttgarter Partylebens führt, jetzt erlebt. Erst war er wütend auf die EnBW, weil das Energieunternehmen ausgerechnet zum Wochenende hin, wenn die Geschäfte in einem Club am besten laufen, das Wasser abgedreht hat. Vollblut-Wirt Oksaz musste das Dilayla an der Eberhardstraße schließen. In 22 Jahren sei ihm das an einem Freitag noch nie passiert. Der Clubbetreiber wirft der EnBW vor, für einen großen Umsatzverlust bei ihm gesorgt zu haben.

 

Und dann kam es noch dicker. Um 2.41 Uhr musste Oksaz die Polizei in seinen erst im Februar eröffneten Club Billie Jean an der Lange Straße rufen. Unbekannte hatten die aufwendig eingerichtete Männertoilette, ein Stolz des Wirts, zerstört. Mit roher Gewalt haben die Täter sechs Urinale von der rot gekachelten Wand gerissen. „Es müssen mehrere Täter gewesen sein“, sagt Oksaz, „einer hat wohl Schmiere gestanden, weil es keine Zeugen für den Vandalismus gab.“ Zu dieser Zeit herrschte Hochbetrieb im Club. Die Musik war laut, so dass keiner hören konnte, was auf der Toilette geschah. Die Polizeibeamten haben bisher keine Verdächtigen ermitteln können.

„Ich habe Neider“, sagt der Wirt

„Es waren keine Besucher da, die mir komisch vorkamen“, berichtet der Wirt unserer Zeitung. „Ich habe Neider“, fährt er fort. Den Betrieb im Billie Jean konnte er fortsetzen – die Toilettenkabinen waren noch benutzbar.

Schließen dagegen musste Oksaz sein Dilayla. Der Club an der Eberhardstraße 49 gehört zu den Endstationen des Stuttgarter Nachtlebens. Dort treffen sich seit Dezember 1996 frühmorgens die Gestrandeten – mit Vorliebe Partygänger, die noch nicht nach Hause wollen. Das Kellerlokal ist Wohnzimmer, Bar, Club, gemütliche Lounge und Partyhölle zugleich. Wenn andernorts nichts mehr geht, wenn sonst der Tresen ruht, taucht eine Frage bei den Unermüdlichen immer wieder auf: „Gehen wir noch ins Dilayla?“. Aufs Dilayla, wissen sie, ist immer Verlass!

In der Nacht zum Samstag aber ging selbst im Dilayla nichts mehr – ein Novum im Stuttgarter Partyleben. Am Eingang hing ein Schild. „Heute müssen wir leider zum ersten Mal in der 22-jährigen Geschichte des Dilaylas an einem Freitag die Türen geschlossen halten“, stand da drauf, „der Grund dafür ist, dass uns die EnBW wegen eines Leitungsschadens das Wasser abgedreht hat.“

Scharfe Kritik an der EnBW

Clubbetreiber Yusuf Okasz übt scharfe Kritik am Energieunternehmen. „Mein Umsatzverlust ist erheblich“, klagt er, „und das Personal muss ich auch noch zahlen.“ Dass kein Wasser läuft, habe nichts mit einem „Notfall“ zu tun, sagt er. Vor drei Tagen – für Oksaz ist dies „viel zu kurzfristig“ – habe er die Mitteilung bekommen, dass eine Hauptleitung der Wasserversorgung defekt sei. Wenn in einem Club Hochbetrieb herrsche, also in den Nächten zum Wochenende hin, dürfe man nicht „ohne Not“ alles abdrehen, findet der Dilayla-Chef. Er habe der EnBW vorgeschlagen, die notwendigen Arbeiten an der Wasserleitung in der Nacht von Sonntag auf Montag vorzunehmen. Doch dies sei abgelehnt worden. Am Samstag kann er wenigstens das Dilayla wieder öffnen.