Obwohl Sie die japanische Kultur so gut kennen?
Die Japaner achten sehr darauf, dass man draußen bleibt. Denn sie haben die Vorstellung, sehr anders und sehr besonders zu sein. Niemand ist so wie sie. Und an dem Punkt wird es dann schwierig. Da kracht es dann auch politisch schnell.
Man könnte sagen, Sie sind in Japan eine Außenseiterin geblieben. Wie gehen Sie damit um?
Die Rolle des Außenseiters habe ich immer sehr gerne eingenommen. Denn es ist gleichzeitig auch die des Narren. Weil man die Dinge nicht richtig machen kann, sorgt man eben auch für Heiterkeit. Und mit dieser Heiterkeit befreit man eben auch die Japaner in bestimmten Situationen von ihrer Formelhaftigkeit, in die sie durch ihre vielen gesellschaftlichen Verhaltensregeln gepresst werden. Diese Rolle hat mir immer Spaß gemacht: Ich sorge für Erheiterung, die Japaner genießen es.
Die im Film gestellte Frage lautet: Mache ich genug aus meinem Leben. Wann haben Sie sich diese Frage gestellt?
Die stelle ich mir jeden Tag. Genau diese Fragen, das merke ich auch im Feedback, sind Fragen, die gerade junge Frauen stark bewegen: Wie soll ich mich entscheiden? Wie lebe ich mein Leben richtig? Das ist primär eine Frauenfrage, weil es ja historisch noch immer etwas sehr Neues ist, dass Frauen überhaupt entscheiden dürfen, wie sie leben wollen. Kriege ich Kinder und wenn ja, wie viele? Wie soll mein Lebensentwurf aussehen? So vehement wie es im Moment jetzt anscheinend ist, habe ich es nicht erlebt. Damals gab es eine größere Lässigkeit und nicht so wahnsinnig viel Druck.