Doris Dörrie ist Japan-Expertin. Im Interview spricht sie über ihren neuen Film „Grüße aus Fukushima“ und über ihre eigenen Erfahrungen als „Elefant“ aus dem Westen.

Berlin – - Doris Dörrie wirkt beim Interview in Berlin selbstbewusst und unaufgeregt. Sie will es schon lange nicht mehr allen recht machen und gehört längst zu den renommiertesten Regisseurinnen Deutschlands. In „Grüße aus Fukushima“ (Kinostart 10. März) erzählt sie die Geschichte einer jungen Deutschen, die in das verseuchte Fukushima reist. Dort hilft sie einer alten Japanerin, ihr Haus in der Sperrzone wieder aufzubauen.
Frau Dörrie, Sie haben Ihren Film zu einem großen Teil in der ehemals gesperrten Zone um das zerstörte Atomkraftwerk in Fukushima gedreht. Hatten Sie keine Bedenken?
Nein, hatte ich nicht. Die Strahlung wurde ja ständig gemessen. Und was viele gar nicht wissen, die Strahlung in der Luft ist in machen Gegenden von Fukushima auch nicht höher als in der Münchener Innenstadt. Ich habe alle Drehorte immer wieder mit einem Geigenzähler ausgemessen, wir haben Staubproben genommen, wir sind von Strahlenexperten in Japan und in München beraten worden. Natürlich habe ich mich sehr genau erkundigt, ich wollte mein Filmteam nicht in eine Gegend bringen, die gefährlich ist.
Der Jahrestag der Katastrophe von Fukushima jährt sich am 11. März zum fünften Mal. Erinnern Sie sich noch, was Sie damals gefühlt haben, als Sie die Bilder im Fernsehen gesehen haben?
Das war ein Schock. Ich habe dann sehr schnell zu meinen Freunden in Tokio Kontakt aufgenommen. Sie waren sehr traurig, weil alle Westler nicht nur Tokio, sondern ganz Japan verlassen haben und nicht wiedergekommen sind. Als ich das hörte, habe ich ein schlechtes Gewissen bekommen und mich entschieden, mir die Verwüstungen vor Ort anzusehen. Sechs Monate später bin ich dann nach Japan gereist, unter anderem auch nach Fukushima.
Hatten Sie da kein mulmiges Gefühl?
Doch, na klar. Damals war die Strahlung um ein Vielfaches höher als heute. Und das fand ich schon ziemlich beängstigend. Ich habe damals schon die Leute in den Notunterkünften besucht: Alle dachten damals, dass wird sich auch wieder ändern. Und jetzt fünf Jahre später sitzen sie immer noch da, und es wird sich auch nichts mehr ändern, denke ich.