Beim Spiel BVB Dortmund gegen Hoffenheim fühlten sich einige Fans durch ein "schrilles Geräusch" belästigt. Einer hat Anzeige erstattet.

Stuttgart - Nach dem Doppelinterview, das der Hoffenheimer Gesellschafter Dietmar Hopp und Borussia Dortmunds Vorstandschef Hans-Joachim Watzke diese Woche einer Sportillustrierten gegeben haben, ist über die verbesserte Stimmung zwischen beiden Clubs berichtet worden. Jetzt droht aber schon wieder neuer Ärger zwischen den Vereinen, die immer wieder aneinandergeraten.

 

Vor allem die Hoffenheimer geraten im jüngsten Fall in Erklärungsnot. Die Vorwürfe wiegen schwer, und mittlerweile bestätigte die Staatsanwaltschaft Heidelberg Ermittlungen der Polizei und den Eingang einer Strafanzeige eines BVB-Fans aus Pforzheim wegen Körperverletzung gegen den Verein aus dem Kraichgau. Die Anzeige kommt vermutlich aus dem Kreis jener Dortmunder Anhänger, die in der Rhein-Neckar-Arena beim Bundesligaspiel am vergangenen Samstag über eine Stunde lang Hopp mit Schmähgesängen beleidigten und sich dabei durch Hochfrequenztöne belästigt fühlten. Woher die kamen, ist nicht zweifelsfrei geklärt. Sie traten immer dann verstärkt auf, wenn Hopp als "Sohn einer Hure" beleidigt wurde. Von Dortmunder Seite werden sie als "schrilles lautes Geräusch" beschrieben, die durch die Lautsprecheranlage vor dem Gästeblock zu hören gewesen sein sollen. Verschiedene Stadionbesucher nahmen seltsame Geräusche wahr.

"Vorwürfe sind haltlos"

Die Ermittlungen konzentrieren sich nun auf das vermutlich tischgroße Lärmgerät und darauf, wie das in den Innenbereich des Stadions gelangen konnte. Dazu steht der Vorwurf im Raum, der akustische Gegenangriff sei zumindest mit Duldung des Vereins oder seines Sicherheitsdienstes abgelaufen. "Die Vorwürfe eines vorsätzlichen Handels sind haltlos", ließ 1899 Hoffenheim mitteilen. Man behalte sich seinerseits rechtliche Schritte vor. Das beim Dortmund-Spiel eingesetzte Lärmgerät soll sich angeblich nur mit einer konstanten Stromzufuhr betreiben lassen und wesentlich größer sein als das zunächst verdächtigte. Hoffenheims Pressesprecher Markus Sieger wird vom Dortmunder Vereinskanal "Borussen-TV" so wiedergegeben: Er könne sich nicht erklären, wie das Gerät vor den abgesperrten Bereich des Gästeblocks gelangen konnte.

Dass sich Personen Zugang zum abgesperrten Bereich vor dem Gästeblock verschaffen konnten, klingt bei den heutigen Sicherheitsstandards in Bundesligastadien allerdings sehr abenteuerlich. Dortmunder Fans berichten sogar von einer Soundprobe, die vor Öffnung der Arena zu hören gewesen sein soll.

200 Anzeigen wegen Beleidigung

"Der Vorwurf oder auch nur Verdacht, die Verantwortlichen der TSG hätten bewusst geduldet, dass ein solches Gerät zum Einsatz kommt (sofern das so war) ist schlichtweg falsch", teilte Dietmar Hopp in einer Mail mit. "Es wäre ja grotesk, wenn wir versuchen würden, die beleidigenden Gesänge auf diesem Weg zu bekämpfen, weil dadurch nur das Klima noch mehr angeheizt würde", so Hopp weiter. "Uns ist es wichtig, dass Hoffenheim zu allen Partnerclubs in der Liga ein gutes Verhältnis hat, das durch eine Minderheit sogenannter Fans nicht zerstört werden darf, auch wenn die "Schmähgesänge" weit unter die Gürtellinie gehen. Wenn es tatsächlich zu Belästigungen durch Hochfrequenztöne in unserer Arena als Reaktion gegen diese Gesänge gekommen ist, werden wir uns dafür entschuldigen und die Verantwortlichen disziplinarisch belangen", schrieb Hopp weiter. Die Untersuchungen würden auf Hochtouren laufen.

Von der "Rhein-Neckar-Zeitung" wird Mäzen Hopp so zitiert: "Wer mich 90 Minuten permanent beleidigt, sollte nicht so empfindlich reagieren. Wenn die BVB-Fans Anzeige erstatten, dann müsste ich 200 Anzeigen wegen Beleidigung erstatten." Der Hoffenheimer Geschäftsführer Frank Briel sprach im Hinblick auf die Strafanzeige von einem "schlechten Scherz". Der Verein habe zu keiner Zeit Hochfrequenztöne oder sonstige Beschallungen eingesetzt.