Der US-Leitindex Dow Jones Industrial sackte am Montag zeitweise um knapp 1600 Zähler ab – um so viele Punkte wie nie zuvor an einem einzelnen Handelstag.

New York - An der Wall Street ist zum Wochenstart Panik ausgebrochen. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial sackte am Montag zeitweise um knapp 1600 Zähler ab und damit um so viele Punkte wie nie zuvor an einem einzelnen Handelstag. Die bisherigen Jahresgewinne lösten sich rasend schnell in Luft auf, ebenso wie die seit Anfang Dezember erzielten Gewinne. Zugleich sprang das Angstbarometer, der Vix-Index, das die Kursschwankungen des S&P 500 misst, um fast 100 Prozent hoch.

 

Das letzte Mal, als der Volatilitätsindex kräftig nach oben gesprungen war, hatten Sorgen um die chinesische Wirtschaft für einen Ausverkauf an den Börsen gesorgt. Dieses Mal vermuteten Händler Sorgen um eine schneller als bisher vermutete Zinswende als Grund. Nachdem am Freitag zur Vorlage des Arbeitsmarktberichts der Anstieg der Stundenlöhne bereits Erwartungen an weiter kletternde US-Leitzinsen beflügelt hatte, setzte an diesem Tag das ISM-Stimmungsbarometer für das Nicht-Verarbeitende US-Gewerbe eins drauf. Im Januar wurde der höchsten Stand seit Beginn seiner Erhebung 2008 verzeichnet. Derart starke Daten hätten Befürchtungen ausgelöst, dass 2018 womöglich sogar Zinsschritte seitens der Fed anstehen könnten, hieß es.

Jüngstes Rekordhoch liegt erst wenige Tage zurück

Mit einem Minus von 4,60 Prozent auf 24 345,75 Punkten ging der Dow aus dem Handel. Damit büßte das weltweit wichtigste Börsenbarometer letztlich 1175 Punkte ein. Erst vor wenigen Tagen war noch bei 26 616 Punkten sein jüngstes Rekordhoch bejubelt worden. Der breit gefasste S&P 500 brach am Montag um 4,10 Prozent auf 2648,94 Punkte ein. Der technologielastige Nasdaq 100 verlor 3,91 Prozent auf 6495,92 Punkte.

Marktanalyst Craig Erlam vom Devisenbroker Oanda sprach von einem „Flash Crash“ an der Wall Street und Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners ergänzte: „Viele Anleger sind regelrecht in Panik verfallen.“ Die Flucht aus Aktien sei dabei durch zahlreiche Stop-Orders massiv beschleunigt worden, die Anleger eigentlich setzen, um sich vor allzu großen Verlusten zu schützen. Marktbeobachter Daniel Saurenz von Feingold Research sah im freien Fall des Dow „den schwärzesten Tag für die Aktienmärkte seit Jahren“.

Durch die Panik an der Wall Street sprangen am US-Rentenmarkt die Anleihen zugleich wieder kräftig nach oben, was deren Renditen unter Druck brachte. Richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen kletterten um 23/32 Punkte auf 95 22/32 Punkte und rentierten mit 2,75 Prozent. Der Euro gab bis zum Wall-Street-Schluss kräftig nach und wurde zuletzt zu 1,2385 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,2440 (Freitag: 1,2492) US-Dollar festgesetzt.

Einzelne Aktien rücken in den Hintergrund

Einzelne Aktien rückten angesichts des Ausverkaufs an den Börsen in den Hintergrund. Weder im Dow noch im Nasdaq 100 oder im S&P 100 gab es Gewinner. Die Aktien der US-Bank Wells Fargo büßten 9 Prozent ein. Die Aufseher der US-Notenbank (Fed) sprachen nach einem Skandal um Scheinkonten und andere dubiose Geschäftspraktiken empfindliche Strafen gegen das Kreditinstitut aus. Ein Wachstumsstopp wurde verhängt, bis die Unternehmensführung und die internen Kontrollen ausreichend verbessert sind.

Quartalsberichte wurden nur vereinzelt veröffentlicht. Die Aktien von Bristol-Myers Squibb (BMS) verloren knapp 4 Prozent. Die Umsatzentwicklung im vierten Quartal wurde als stark eingestuft, auch wenn der Pharmakonzern wegen der US-Steuerreform im Jahresvergleich einen Verlust auswies. Zudem berichtete BMS über einen Erfolg bei einer Krebsstudie. Für die Papiere der Alcoa-Abspaltung Arconic ging es um fast 9 Prozent abwärts. Der Gewinnausblick des Metallkonzerns war schwach gewesen.

Der Chipkonzern Broadcom legt beim Buhlen um den Konkurrenten Qualcomm wie erwartet noch eine Schippe drauf: Das Gebot je Aktie wurde um 12 Dollar auf 82 Dollar angehoben. Die Qualcomm-Aktien büßten dennoch 6,6 Prozent ein, während die von Broadcom um 3,1 Prozent nachgaben.