Forscher arbeiten an einer vereinfachten Methode, um die Veranlagung für das Down-Syndrom vorherzusagen. Das wirft ethische Fragen auf.    

Stuttgart - Mitte der 90er Jahre entdeckte der Mediziner Dennis Lo von der Universität Hongkong, dass im Blut einer schwangeren Frau auch Schnipsel der DNA ihres werdenden Kindes zu finden sind. Sie gelangen laufend mit toten Zellen in den Blutkreislauf der Frau und werden dort in ihre Bestandteile zerlegt.

 

Die DNA des Fötus hält sich dann noch etwa 24 Stunden - und kann daher in einer Blutprobe untersucht werden. Inzwischen gibt es Analysemaschinen, die den genetischen Code ermitteln, und Computer, die aus den Fragmenten die DNA in Teilen rekonstruieren. Dadurch sind nun DNA-Tests am Fötus möglich, für die bloß der Schwangeren Blut abgenommen wird.

Dennis Lo hat bereits vor einigen Monaten im angesehenen Fachblatt "British Medical Journal" berichtet, dass es möglich sei, die Veranlagung für das Down-Syndrom (Trisomie 21) auf diese Weise mit einer Zuverlässigkeit von 98 Prozent zu ermitteln. Auch andere Forschergruppen arbeiten an ähnlichen Tests und melden Fortschritte.

Diagnosemöglichkeiten werfen ethische Fragen auf

In Deutschland ist es die Konstanzer Firma Life-Codexx, die angekündigt hat, Ende des Jahres einen Bluttest für Down-Syndrom anbieten zu können. Er soll eine Alternative zur Fruchtwasseruntersuchung sein, bei der über einen Stich durch die Bauchdecke eine Probe aus der Fruchtblase genommen wird.

Bei diesem Verfahren kommt es in einem halben bis einem Prozent der Fälle zu einer Fehlgeburt. Derzeit werden in einer Studie 500 Blutproben analysiert, um die Zuverlässigkeit des neuen Tests zu demonstrieren.

Da sich die allermeisten Frauen für eine Abtreibung entscheiden, wenn die Fruchtwasseruntersuchung die Veranlagung für das Down-Syndrom ergibt, werfen die kommenden Diagnosemöglichkeiten wichtige ethische Fragen auf. Genetiker warnen bereits vor einem stark steigenden Bedarf an ärztlicher Beratung, die durch das Gendiagnostikgesetz vorgeschrieben ist.

Kontorverse Positionen in der CDU

Der CDU-Politiker Hubert Hüppe, der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, hat darüber hinaus von einer drohenden "Selektion" gesprochen. Thomas Rachel (CDU), Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, bezeichnete den risikoärmeren Test hingegen als "Fortschritt".

Hüppe kritisierte zudem, dass die Entwicklung des Tests der Firma Life-Codexx im vergangenen Jahr mit etwa 230.000 Euro vom Bundesforschungsministerium gefördert worden war.

Die Förderung ist Teil der Initiative "KMU Innovativ", in der kleine und mittlere Unternehmen Fördermittel für Forschungsprojekte beantragen können, die das Unternehmen nach vorne bringen könnten, aber deren Erfolgsaussichten schwer abzuschätzen sind.amd