Stuttgarts erste legale Downhill-Strecke nimmt Gestalt an. Derzeit wird kräftig dafür gearbeitet, dass die Extremradler von Mitte Oktober an zwischen Degerloch und Heslach die 27 Hindernisse nehmen können.

Stuttgart - Sieben Jahre Vorarbeit für sieben Minuten Spaß. Was unverhältnismäßig klingt, ist bei der ersten offiziellen Begehung der Downhill-Strecke im Dornhaldenwald am Dienstag Anlass für viel Freude gewesen. Derzeit wird noch kräftig an den 27 im Fachjargon Obstacles genannten Hindernissen gearbeitet, aber von Mitte Oktober an sollen die Downhill-Fahrer ihren Sport erstmals legal in Stuttgart ausüben können. „Die Strecke wird funktionieren, weil die Community in die Planung eingebunden ist“, sagte Dirk Vollmer, der gemeinsam mit seinem Partner Patric Dreher für den Bau der Strecke zuständig ist. So wird das fünfköpfige Bauteam von den künftigen Nutzern der 1,02 Kilometer langen Strecke zwischen Degerloch und Heslach unterstützt.

 

Die schnellsten von ihnen werden den Weg von der Haltestelle der Zacke in Degerloch bis zu der am Marienplatz in sieben Minuten zurücklegen – und vielleicht daran denken, was die Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) bei der Baustellenbegehung sagte: „Was lange währt, wird endlich gut.“ Denn seit das Thema Downhill-Strecke vor sieben Jahren aufkam, hatten die Befürworter mit Hindernissen zu kämpfen, zu denen etwa das Landschaftsschutzgebiet und brütende Spechte zählten.

Frei vom Reiz des Illegalen

„Es war sehr anstrengend, aber die ganzen Behördengänge haben mich reifer gemacht“, sagte denn auch Jannick Henzler von der AG Downhill Stuttgart. Der 25-Jährige ist sich sicher, dass die Strecke ihr Ziel erfüllt und die Downhiller von den illegalen Wegen abzieht. Zum einen sei die Route „total geil“, wie Henzler es voller Begeisterung formulierte. Zum anderen habe der Reiz einer Strecke nie in der Illegalität bestanden: „Es ist viel schöner zu sagen: ,Hey, wir haben das Recht, hier zu sein‘“, erklärte Henzler.

Ob die Downhill-Strecke im Dornhaldenwald tatsächlich so beschaffen ist, dass sie die Fahrer von den unerlaubt genutzten Waldwegen abzuziehen vermag, muss sich in den kommenden zwei Jahren zeigen. Ist das nicht der Fall, geht die „unendliche Geschichte“, wie Susanne Eisenmann die Entstehung nannte, weiter: „Wir haben es uns offengelassen, ob wir die Strecke dann schließen“, sagte Hubert Ott vom Amt für Umweltschutz. Denn die Befreiung vom Landschaftsschutzgebiet, die für die Strecke nötig war, sei nur möglich, wenn sie im öffentlichen Interesse sei. Und das sei sie eben dann, wenn die Downhiller anderswo im Stadtgebiet nicht mehr verbotenerweise die Wege nutzten.

Chickenways und Tables

Damit möglichst viele Downhiller die offiziell abgesegnete Strecke für ihre waghalsigen Fahrmanöver in Anspruch nehmen, ist sie für Anfänger wie Profis ausgelegt: „Es gibt immer auch einen Weg um die Hindernisse herum, sogenannte Chickenways. Und es gibt ausschließlich Tables, also Sprünge ohne Loch, damit sie für jeden geeignet sind“, sagte Jannick Henzler. Wobei das nicht so zu verstehen ist, dass „jeder mit seinem Hollandrad und der Familie“ die Route nutzen könne, wie der Leiter des Sportamts Günther Kuhnigk sagte.

Das Amt für Sport und Bewegung ist für die Koordination des Baus zuständig. Außerdem muss das Amt die Verkehrssicherungspflicht wahrnehmen. Das heißt laut Kuhnigk: „Wir werden gelegentlich auch kontrollieren, wer hier fährt.“ Für Fahrfehler, mangelnde Ausrüstung oder wegetypische Gefahren hafte das Amt allerdings nicht. Auf einer Hinweistafel am Start sollen die Biker darüber aufgeklärt werden, wie ihre Ausrüstung beschaffen sein muss und was es noch zu beachten gilt, etwa, dass unter 14-Jährige nur in Begleitung eines Erwachsenen fahren dürfen.

Die genauen Nutzungszeiten müssen noch geklärt werden. Aber wenn das geschehen ist und der Winter nicht allzu bald nach der Eröffnung kommt, stehen den Downhillern nur noch die gewollten Hindernisse nach unten im Weg.