Dr. Aleks and the Fuckers sorgen im Sindelfinger Pavillon für ein eindrucksvolles Vergnügen. Das liegt nicht nur an der Vielsprachigkeit.

Aleks heißt der Facharzt, und er schreibt hochprozentige Rezepte aus gegen den Weltschmerz, gegen Trumps Amerika und alle anderen Unbilden der modernen Welt. Neben Bier und Sliwowitz enthalten seine Rezepte vor allem Bewegung: „Tanzt!“ ruft Dr. Aleks in den Sindelfinger Pavillon hinaus, „Tanzt, tanzt!“ Und ein Raum voller Menschen, restlos ausverkauft, gehorcht ihm.

 

Stolz darauf, Gastarbeiter zu sein

Mit den Guggenkapellen, die sonst am Samstag an allen Orten gleichzeitig die Trommelfelle zum Platzen bringen, kann man diese Musik nicht verwechseln. Dr. Aleks spielt zwar mächtig Schlagzeug, aber das Instrument, auf das er so furios einschlägt, ist eher klein zusammengestellt, verfügt über ein paar Trommeln und Becken. Aleks, gut bürgerlich Aleks Dropulja, sitzt mittig auf der Bühne, schreit und singt und jubelt in mehreren Sprachen. Um ihn her tanzen seine Begleiter und spielen eine Musik, die kein bisschen nach Schlager klingt, sondern nach scharf gewürzten Speisen: „Sexy Gypsy Balkan Action“.

Aleks Dropulja lebt seit 40 Jahren in Deutschland, ist Sindelfinger ganz und gar, ist stolz darauf, noch immer Gastarbeiter zu sein. Vor und nach seinem Konzert hört man Musik aus der Konserve, die die 1960er Jahre herbeibeschwört: Herb Alpert & The Tijuana Brass spielen „Spanish Fly“, brav swingend. Auf der Bühne, nimmt die Blasmusik gleich handgreiflichere Formen an. Dr. Aleks’ Band nennt sich The Fuckers.

Mit dabei sind Marko Raketa an der E-Gitarre, ein Mensch, der sich Quark nennt, grüne Turnhosen trägt und Bass spielt, und noch mehr Könner, die in kurzen Unterhemden stecken, stählerne Ketten um den Hals tragen, sich haarsträubende Namen gegeben haben, und schwitzen. Zwei Trompeten, Posaune und Saxofon.

Nächstes Jahr sind zwei Konzerte in Folge geplant

Der Jubel im Publikum ist riesengroß. Ein schneller, zickiger Beat liegt gleich zu Beginn in der Luft, gehalten von Gitarre und Bass. Dann kommt Dr. Aleks, setzt sich, beginnt zu spielen, auf unnachahmliche Art: Er schlägt mit beiden Armen schnell auf seine niedrig aufgestellten Trommeln ein, ein bärtiger Koloss, einer, der eine ungeheuer rustikale Energie geradeaus ins Publikum abstrahlt. „One, two, three, four!“, brüllt er, prügelt, die Bläser schrauben eine immer schnellere Karussellfahrt in die Luft, das Saxofon nörgelt orientalisch temporeich dazwischen, Trommelwirbel fliegen, Schlagzeugstöcke klappern.

Das geht so versprochene zwei Stunden lang, ohne Pause. Manch ein Stück scheint als Ballade zu beginnen, bleibt es aber nicht. Die Menschen im Pavillon sind, im Hinblick auf ihr Alter, erstaunlich gut gemischt. Mittendrin der fröhlich schnaubende Dr. Aleks, der weiß: „Sliwowitz macht die Band bekömmlicher“ und sonst auch viele erfreuliche Botschaften hat. Er spuckt Silben im Stakkato, er singt auf Kroatisch und Spanisch. Er verspricht auch, dass er 2026 zwei Tage nacheinander im Pavillon spielen wird, damit dann wirklich alle, die reinwollen, auch reinkommen.

Zwei Stunden lang ohne Probleme

„Wir leben in einer verrückten Welt“, sagt Dr. Aleks, „und es wird immer schlimmer. Wir schauen alle Fernsehen, wir wissen es. Ich möchte, wenn ihr zu einem Dr. Aleks and the Fuckers-Konzert kommt, dass ihr zwei Stunden lang alle Probleme vergesst, ob mit eurem Partner oder mit Donald Trump. Dafür habt ihr dann Morgen früh den Kater!“ Und er spielt noch ein neues Stück, geschrieben just in jenem Monat, in dem Trump erneut zum Präsidenten der USA gewählt wurde – es heißt „Amerika Idiotika“.

Das große Heimspiel für Dr. Aleks & the Fuckers endet mit einem alten antifaschistischen Kampflied, natürlich mit „Bella ciao“, auch das nicht langsam.