Beim 27. Drachenfest des Sportfliegerclubs Malmsheim stiegen Fluggeräte in allen vorstellbaren Farben und Formen in die Lüfte. Da das genutzte Gelände für die Erweiterung des Bosch-Forschungscampus verwendet werden soll, steht die Zukunft der Veranstaltung in den Sternen.

Laut jauchzend und kreischend rennt die bunt gekleidete Kinderschar auf das abgesperrte Gelände und reckt die Hände fordernd gen Himmel. Dort schwebt ein Drache. Groß und, nun, nicht gerade furchterregend anzusehen, sondern weiß-lila und eher harmlos. An ihm hängt das Objekt der Begierde – eine blaue Tasche, die leicht im Wind baumelt. Und plötzlich fängt es an zu regnen. Keine Regentropfen, sondern haufenweise bunte Bonbons. Willkommen zum 27. Drachenfest des Sportfliegerclubs Malmsheim (SFC).

 

„Es gibt nichts, was nicht fliegt“, meint der Moderator, der lässig mit seinem weißen Panamahut auf dem Fluggelände steht und in den Himmel zeigt. Und recht hat er. Drei riesige Teddybären hängen an einer langen Schnur, angehoben von einem Lifter in rund 200 Meter Höhe. Zwar wirken die Bären leicht sediert im gleichmäßigen Wind, aber sie fliegen. Ebenso wie all die anderen fantasievollen und individuellen Drachen, die den Luftraum über dem SFC Malmsheim fest in ihrer Hand haben.

Wie es mit dem Drachenfest weitergeht, ist noch offen

Unsere Zeit ist endlich, aber wann endlich genau ist, wissen wir leider noch nicht“, meint der erste Vorsitzende des SFC, Eckhard Ahrens, zur Frage nach dem neuen Standort des Fliegerclubs und somit auch der Zukunft des beliebten Drachenfests. Eine Alternative zum Bosch-Gelände ist noch nicht gefunden. Hintergrund ist, dass der Eigentümer, das Unternehmen Bosch, den Forschungscampus im Laufe der Jahre erweitern will. Der Öffentlichkeit steht der Flugplatz dann nicht mehr zur Verfügung. Ursprünglich war von 2029 die Rede. Nun soll es laut Bosch jedoch deutlich früher sein. Ahrens hofft auf eine Möglichkeit des Fortbestehens der Halle und des Weiterbetriebs der Gaststätte, da beide Gebäude laut seines Wissens außerhalb des eigentlichen Planungsvorhabens von Bosch liegen. Konkretes liegt derzeit allerdings nicht auf dem Tisch.

Josha Dörner aus Wurmberg treiben derweil ganz andere Dinge um. Er sieht fasziniert einem pinkfarbenen Zauberer nach. Dann überlegt er kurz. „Den blauen Drachen finde ich am besten“, meint der Vierjährige und deutet mit dem Zeigefinger auf ein großes Ungetüm mit weißen Zähnen am Rand des Flugfelds. „Man entdeckt tatsächlich immer wieder was Neues“, weiß seine Mutter zu berichten. „Einfach beeindruckend“, stimmt Oma Schmidt zu und nickt bestätigend. Auch nächstes Jahr werden sie wieder auf dem Flugfeld stehen und fasziniert in den Himmel schauen.

Von einem Buch mit dem Drachenvirus infiziert

Währenddessen kämpft ein zehn Kilogramm schwerer Hund mit den Luftverwirbelungen, für die die hohen Bosch-Gebäude verantwortlich sind. Mühsam versucht er sich aufzurichten, bis es ihm gelingt, ein paar tapsige Schritte zu machen. Ungelenk schwebt er für wenige Sekunden über dem niedergetrampelten Feld, bevor er erneut in sich zusammensackt. Zehn Minuten später liegt er ordentlich verschnürt im weißen Anhänger seines Besitzers.

„Er hat sein Bestes gegeben, denke ich“, meint Peter Buder aus Bad Dürrheim. „Pass mal auf hier“, ruft seine Frau Monika dazwischen und zeigt auf ein Zebra, das der Drachenschnur gefährlich nahe kommt. Buder ist Mitorganisator des Drachenfests und heute mit über 100 Drachen angereist. „Die Leute sind alle gut drauf. Es ist eine tolle Truppe“, freut sich der stolzer Besitzer von über 400 Drachen in den Größen von 15 Zentimeter bis 65 Meter. „Ein Buch hat mich mit dem Drachenvirus infiziert“, berichtet er. 1997 stand Buder dann das erste Mal mit seinem selbst gebauten Drachenmodell auf dem Flugfeld in Malmsheim. Kein Wunder also, dass für ihn dieses Fest nicht nur „das größte, sondern natürlich auch das schönste ist“, schmunzelt er und gibt seinen Drachen noch ein wenig mehr Schnur.