Buntheit ist Trumpf und das Motto „Vampire und Magier“ nicht ganz so eng zu fassen: Die Dragon Days bieten von Donnerstag bis Sonntag nicht nur um Literaturhaus Fantastisches.

Stuttgart - Dass am Samstag eine Modenschau im Wilhelmspalais einen Höhepunkt der diesjährigen Dragon Days bildet, zeigt schon: Buntheit ist Trumpf, das Motto „Vampire und Magier“ nicht ganz so eng zu fassen und akademische Sortierwut in das Menschheitshorizonte erweiternde Seriöse hie und die schnöde Unterhaltung da nicht der Reflex, auf den Festivalkurator Tobias Wengert mit der am Donnerstag startenden und bis Sonntag dauernden Veranstaltung zielt.

 

Die Berliner Designerin Sammy the Scissors näht in ihrem Atelier Redcat7 nah am Wunsch entlang, die Wirklichkeit in etwas Fantastisches zu verwandeln. Sie entwirft auch für das in Ludwigsburg beheimatete Comicteam Verena Klinke und Felix Mertikat die Damenmode, die in der ausgefeilten Dampfkraft- und Magiewelt von „Steam Noir – Das Kupferherz“ getragen wird. Am Modenschauabend wird also auch über den gerade erschienen dritten Band der Serie gesprochen werden, und am Freitag um 15 Uhr wird Mertikat in der Stadtbibliothek einen Workshop zum Thema Mode und Comic abhalten.

Das Festival will multimedial sein

Dass dieses von seiner Basis im Literaturhaus diesmal vielfach in die Stadt hinausgreifende Festival des Fantastischen sich nicht wirklich auf ein Thema begrenzen lässt, hat mit einem doppelten Vorsatz zu tun. Das Festival will multimedial sein, also Fantastik in allen Erscheinungsformen bieten, und zugleich bewusst machen, dass der Südwesten für Fantastik einen, wie man in der Fantasy sagen würde, magischen Knotenpunkt darstellt.

So kommt der Träger des neuen Fantastikpreises namens Schwäbischer Lindwurm, Tad Williams, der am Freitag um 20 Uhr bei Hugendubel aus seinem neuen Roman „Die dunklen Gassen des Himmels“ liest, zwar aus den USA. Dessen deutscher Verlag Klett-Cotta aber gilt noch immer als die feinste Adresse für Fantasy hierzulande – und ist in Stuttgart ansässig.

Interaktives Erleben mit einer App

Lange nahm Klett-Cotta keinen deutschsprachigen Autoren in die prestigeträchtige Fantastikreihe Hobbitpresse auf und unterstützte so vornehm still das Urteil, die ganze deutsche Szene bliebe hinter der angelsächsischen Qualität zurück. Darum hatte es große Signalwirkung, als mit Oliver Plaschka endlich ein deutscher Autor im Verlag von Tolkien und T.H.White publiziert wurde. Am Samstag um 18.30 Uhr liest Plaschka im Literaturhaus aus seinem neuen Roman „Das Licht hinter den Wolken“.

Was mit dem multimedialen Aufbruch er Fantastik gemeint ist, kann man vielleicht am besten am Samstag um 16 Uhr erfahren, wenn Daniel Lieske seinen Comic „Wormworld Saga“ vorstellt. Den kann man zwar auch in klassischer Papierform kaufen. Aber entwickelt wird er für Tablets, auf denen man ihn mittels einer App interaktiv erlebt, mit filmischen Elementen. Lieske wird auch sein Geschäftsmodell erklären: die App und ihre Geschichten sind gratis, Lieske lebt vom Verkauf der Fanartikel drumherum.