Laut Osiander-Chef Christian Riethmüller unterscheiden Kunden kaum zwischen Teil-Lockdown und Lockdown. Daher blieben sie fern. Breuninger bestätigt: Am ersten Tag des Teil-Lockdowns rauschte der Umsatz um 50 Prozent in den Keller.

Stuttgart - Das Telefon von Sabine Hagmann steht in diesen Tagen kaum still. Die Anrufer beim Handelsverband Baden-Württemberg an der Stuttgarter Weinsteige sind meist Einzelhändler mit dem gleichen Wunsch: „Macht was!“ Denn offenbar denken (zu) viele Kunden, die Läden seien ebenso wie viele andere Bereiche des öffentlichen Lebens geschlossen. Christian Riethmüller, der Chef von Osiander, bestätigt das: „Kunden kamen am Samstag in den Laden und meinten, sie müssten sich noch schnell für den totalen Lockdown eindecken.“ Nach Erfahrungen des Buchhändlers differenzieren zu wenige zwischen Lockdown und Teil-Lockdown. Die Folge: eine leere Innenstadt, leere Läden. „Die Frequenzen sind dramatisch nach unten gegangen“, sagt Riethmüller, „es ist der Wahnsinn.“

 

Solidarität zwischen Handel und Gastro

Auch Cristian Witt, der Konzernsprecher von Breuninger, sieht die Lage mit Sorge: „Am Montag hatten wir 50 Prozent weniger Umsatz.“ Und: „Der November und der Dezember sind die wichtigsten Monate im stationären Handel.“ Auch bei Breuninger herrscht Solidarität mit allen anderen vom Teil-Lockdown betroffenen Bereichen. Nicht zuletzt mit der Gastronomie, die in der Regel ebenso stark in einen Infektionsschutz investiert habe wie Breuninger selbst. Gerade das Traditionskaufhaus trifft die Gastro-Schließung hart. Denn das Handelskonzept ist stark mit Events und Gastronomie verzahnt. Diese Verzahnung, die auch eine vitale Innenstadt ausmacht, animiert einen Händler daher zu einem eingängigen Vergleich: „Im Grunde ist es so, dass man uns die Läden zwar öffnen lässt, aber alle Zufahrtsstraßen schließt.“

700 Mitarbeiter, eine Infektion

Auch Christian Riethmüller vertritt wie Christian Witt die These, dass beim Teil-Lockdown die Verhältnismäßigkeit verloren gegangen sei. Wie in der Gastronomie und Hotellerie gebe es im Handel kaum Infektionen: „Bei unseren 700 Mitarbeitern hatten wir bislang einen Corona-Fall.“

Um größeren Flurschaden zu vermeiden, versucht Sabine Hagmann nun auf allen Kanälen SOS zu funken: „Einkaufen ist im Einzelhandel auch im November weiterhin möglich und dringend erwünscht! Auch in der Corona-Krise ist es im Einzelhandel so sicher wie sonst nirgends.“ Möglichen Sorgen vor einer Ansteckung begegnet sie so: „In ganz Baden-Württemberg ist im Übrigen bislang kein einziger Fall einer Ansteckung mit dem Corona-Virus beim Einkaufen bekannt.“