In der Falbenhennenstraße im Stuttgarter Süden dreht der Südwestrundfunk eine Kinder- und Jugendserie.
S-Süd - Der kleine Kürbis auf der Treppe darf bleiben. Er ist das so genannte Easter egg in der Kinder- und Jugendsendung Motzgurke TV. Mit dem englischen Begriff für Osterei werden in Filmen versteckte Elemente bezeichnet. Der Kürbis hat mit der Handlung der Kinder- und Jugendserie Motzgurke TV nämlich gar nichts zu tun. Weder werden an diesem Tag in der Falbenhennenstraße die Außenszenen für eine Halloween-Folge gedreht, noch sollen die Zuschauer später sehen, dass im Herbst gedreht wurde. Dem Filmteam des SWR gefällt der Kürbis mit dem geschnitzten Gesicht aber so gut, dass er nicht aus Bild genommen wird.
Das ist eine der wenigen spontanen Entscheidungen an diesem Drehtag, der ansonsten bis ins kleinste Detail geplant ist. Wenn die Kinderreporter Charlotte, Meike und Dean später für die Kamera mit ihrem Hausmeister Hartmut Griesgrämer, genannt Motzgurke, über ihre Fundstücke aus dem Sperrmüll streiten, dann haben andere bereits vorgearbeitet.
Nicht zuletzt mussten die Anwohner zustimmen
Zu diesen Männern und Frauen im Hintergrund von Motzgurke TV gehören die Requisiteure Gert Schumann und Peter Roggow. An einem Drehtag im Heusteigviertel werden die Außenszenen für fünf Folgen aufgenommen. Damit alle geplanten Szenen gefilmt werden können, haben Schumann und Roggow bereits 16 Tage damit verbracht, die nötigen Requisiten für die fünf Folgen zu besorgen. Eine davon ist der Dolly, den die Kinderreporter, mit ihren Fundstücken aus dem Sperrmüll von Hausmeister Motzgurke bauen wollen. Diesen Kamerawagen benötigen Charlotte, Meike und Dean für ihre eigenen Drehs, denn in Motzgurke TV gehen die Zehn- und Zwölfjährigen allen möglichen Behauptungen auf den Grund, die ihr Hausmeister so aufstellt, und verfassen dazu Filmbeiträge. Ihr Studio ist zugleich die Werkstatt von Motzgurke. An Inspiration fehlt es den jungen Reportern also nicht.
Zumal für die zündenden Ideen ja auch die Drehbuchschreiber der Kika-Sendung im Hintergrund sorgen. Einer davon ist der SWR-Redakteur Nicolas Caspar. Er und seine Kollegen nutzen die Architektur des Hinterhofs in der Falbenhennenstraße als Inspiration für die Geschichten. Am Ende der Einfahrt zum Hof gibt es beispielsweise einen Stahlträger. Ein Glücksfall für die Folge „Strafe muss sein“, die am 15. Dezember im Kika ausgestrahlt wird. Dort verfängt sich Hausmeister Motzgurke in einem Netz, das er selbst als Falle aufgebaut hat. Damit sich Volker Zack Michalowski, der Motzgurke spielt, später beim Dreh nichts bricht, sorgen die Requisiteure, die ein Netz besorgt haben, das ansonsten bei der Absicherung von Baustellen seinen Einsatz findet. Der Stahlträger ist ein zusätzliches Plus der Außenkulisse, die bereits eine Fülle von Kriterien erfüllt. Neben einer Werkstatt mit Industrieoptik wollten die Macher von Motzgurke TV keine Neubauatmosphäre, dafür viel Licht und wenig störende Geräusche. Nicht zuletzt mussten die Anwohner zustimmen. „Es war eine lange und mühsame Suche nach dem richtigen Hinterhof für Motzgurke TV“, sagt Produktionsleiter Sebastian Rau.
Innenaufnahmen werden in Göppingen gedreht
Zum Glück für das Drehteam haben die Anwohner nicht nur zugestimmt, drei davon helfen sogar mit. Der Fotograf Uwe Ditz zum Beispiel gehört dazu. Hinter den vergitterten Fenstern, hinter denen sich in der Kinder- und Jugendserie Werkstatt und Filmstudio befinden, ist in der Realität das Aufnahmestudio des Porträt- und Modefotografen. An den Drehtagen kommt Ditz extra früher, um die Gitterfenster der Werkstatt von innen abzuhängen, damit seine Utensilien nachher nicht im Film zu sehen sind. Und die Studiotür erscheint im Fernsehen als Eingang zur Werkstatt der Kinder. Die Gitterfenster hat das Filmteam übrigens für die Innenaufnahmen nachgebaut. Diese werden in Göppingen gedreht.
Dort hat es die Kostümbildnerin Heidi Heinrich leichter. Beim Außendreh muss sie nämlich nicht nur die Überkleidung beachten. „Gerade wenn es kalt ist, muss man an alles denken, auch an Einlegesohlen und warme Unterwäsche“, sagt sie und eilt davon, um Volker Zack Michalowski seinen Hausmeisterkittel für die erste Szene zurechtzurücken. Kaum hat sich der Schauspieler der warmen schwarzen Jacke entledigt, ist er Motzgurke und nimmt seine Holzabfälle in die Hand, um sie – an dem kleinen Kürbis vorbei – zum Sperrmüllllager an der Einfahrt zu tragen.