Vier Folgen der ZDF-Krimiserie dreht die Bavaria derzeit in ihren Studios. Dort werden fast alle Innenaufnahmen gemacht, denn das Gebäude ist für Soko Stuttgart zum Polizeirevier umgebaut worden.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Die beiden Polizeibeamten vor dem Bavaria-Gebäude im Römerkastelle sind falsch, ebenso die Einsatzwagen. Der aufmerksame Beobachter erkennt dies an den normalen Stuttgarter Autokennzeichen. „So dürfen wir damit auch im Straßenverkehr rumfahren“, erklärt Hansgert Eschweiler, der für die Soko Stuttgart die Öffentlichkeitsarbeit macht. Kurz vor der Sommerpause für Kommissare und Bösewichte in der nächsten Woche dreht das Team in diesen Tagen in seinen Studios die Innenaufnahmen für vier neue Folgen der ZDF-Vorabendserie.

 

Zwei Stunden Arbeit für eine zwei Minuten Szene

Gearbeitet wird nicht chronologisch. Der Drehplan richtet sich nach der Location. Innenaufnahmen werden konzentriert im Römerkastell gemacht. Deshalb nehmen am Montag die Kommissarin Selma Kirsch (Yve Burbach) und ihr Kollege Rico Sander (Benjamin Strecker) dort eine Verdächtige (Chiara von Galli) in die Zange. Die junge Frau kommt aus der Szene der „Costume Player“, einem Milieu, in dem sich die Akteure wie Comicfiguren kleiden und in diese Rollen schlüpfen. „Das ist so komplett verrückt“, kichert der Regisseur Patrick Winczeswksi nach dem Probedurchlauflauf der Szene. Erst lässt er die Totale der Verhörsituation drehen, bei der die beiden Kriminalbeamten mit der Verdächtigen am runden Tisch im Kommissariat sitzen. Danach werden die Nahaufnahmen von jedem der Darsteller gemacht – das ist notwendig für die Schnitte. Zwei Minuten und 15 Sekunden wird die Szene in der 160. Folge mit dem Titel „Major Mimis Ende“ sein. Die Arbeit daran dauert mehr als zwei Stunden. Gedreht wird von zehn bis 20 Uhr – mit einer kurzen Mittagspause, in der sich das Set am Cateringwagen vor dem Studio stärken kann.

Der Bart des Kommissars ist zu lang geworden

Dort holt sich Kommissar Jo Stoll (Peter Ketnath) einen Espresso, bevor er in den ausrangierten SSB-Bus steigt. Der fungiert als Kostüm-, Maske- und Lounge-Bus. Ketnath hatte drei Tage Drehpause, und sein Bart hat nun schon Löckchen. Für die Kommissar-Rolle muss er auf fünf Millimeter gestutzt sein. „Das ist die Kunst bei einer Serie: alle Anschlüsse müssen stimmen“, sagt die Maskenbildnerin Jutta Wagner. „Wenn einer ein Pflaster im Gesicht hat, muss das stets an derselben Stelle sein“, bemerkt sie und fügt belustigt hinzu, dass selbst bei James Bond Fehler zu sehen sind. „Da wird Daniel Craig verprügelt, hat Wunden im Gesicht und geht in der nächsten Einstellung gestylt durch die Stadt.“

Der Außendreh war in Nürtingen

Beim parallel laufenden Dreh im Polizeipräsidium sind Wagners Kolleginnen mit den Schminkutensilien zur Stelle. Vor jeder Klappe wird noch einmal abgetupft oder der Pferdeschwanz der Kommissarin geordnet. Damit die Schminke bei Hochsommertemperaturen nicht davon fließt, habe jeder Maskenbildner eigene Tricks, verrät die Stylistin. Zum Beispiel Tücher, die mit Menthol getränkt sind und in den Nacken gelegt werden. „Ich genieße die Maske“, gibt Ketnath zu. „Man baut eine Figur ja von außen nach innen auf“, erklärt der Schauspieler. Jo Stoll ist fast schon zu seinem Alter Ego geworden, denn zehn Monate im Jahr lebt Ketnath als Kommissar in Stuttgart. In der Serie ist sein Zuhause ein Boot, das am Stuttgarter Hafen liegt. Dessen Innenausstattung ist in den Bavaria Studios nachgebaut, gleich neben Schrottis (Michael Gaedt) Werkstatt und gegenüber der Tür 5.1 „Kriminaltechnik“, hinter der die Gerichtsmediziner tätig sind. Diese werden auch in der Folge 161 herausfinden, dass ein toter Gymnasiast, der am See gefunden wurde, keines natürlichen Todes gestorben ist. Vergangene Woche war das Team für den Dreh der traurigen Szene in Nürtingen am Baggersee. Vernommen wurde am Dienstag im Römerkastel eine Schülerin, die von Lara Mandoki gespielt wird. Im Frühling werden die vier Folgen ausgestrahlt. „Soko Stuttgart“ läuft seit sieben Jahren und behauptet seinen Marktanteil von durchschnittlich 20 Prozent – sogar im Hochsommer schalten drei Millionen Zuschauer am Donnerstag ein.