Hinter den Kulissen beim Krimidreh der „Soko Stuttgart“ im Modelleisenbahnclub Vaihingen. Das Motiv für den Mord im Modelleisenbahnclub wird voraussichtlich im Novmeber im ZDF aufgelöst.

Vaihingen - Es ist 9 Uhr morgens. Im Zwischengeschoss der S-Bahn Haltestelle Universität geht es zu wie in einem Bienenstock. Eigentlich sollte die Leiche schon auf den H0-Gleisen der Modellbahnanlage liegen, aber der Oberbeleuchter Peter Schöllhorn ist noch nicht ganz mit dem Standort der Scheinwerfer einverstanden. Manche Szenen benötigen eben mehr Zeit zur Vorbereitung als andere. „In der Regel realisieren wir bei Außendrehtagen etwas weniger als 6,5 Minuten für eine Folge“, erklärt der Pressesprecher Hansgert Eschweiler. Damit ist die Produktion der überregional ausgestrahlten ZDF-Krimiserie Soko Stuttgart relativ aufwendig. Für die Darsteller bedeutet das Qualitätsniveau der Serie, die im Schnitt rund vier Millionen Zuschauer vor die Fernseher lockt, vor allem eins: am Set warten.

 

Leiche ist nicht gleich Leiche

Rund zwei Stunden später sind die ersten Probeaufnahmen beendet und das Opfer wird erschlagen. Zumindest modelliert die Maskenbildnerin Jutta Wagner dem Schauspieler Klaus Barocka ein stumpfes Schädeltrauma auf den Hinterkopf und einen Silikonblutfleck auf die Gleise. Dass dafür rund ein Dutzend verschiedene Blutsorten zum Einsatz kommen, erfährt der Zuschauer normalerweise nicht.

„Das spannende bei der Soko-Reihe ist für mich, dass ich die Wunden in verschiedenen Stadien kreieren muss“, sagt Wagner. Bei einer frisch erschlagenen Leiche fließt helleres Kunstblut als bei einer im Leichenschauhaus. Wagner plaudert weiter aus dem Nähkästchen beziehungsweise aus dem Make-up-Köfferchen: „Bei einem Außendreh in der Sonne herrschen ganz andere Bedingungen. Eine Leiche darf natürlich nicht schwitzen und das Blut darf auch nicht wieder anfangen zu fließen.“

Stundenlange Arbeit für sechs Minuten Filmmaterial

Barocka scheint das ziemlich egal zu sein. Nachdem ihm die Modelllok des Schweizer Krokodils, Typ Märklin Hamo Be 6/8 III, gefühlt zum fünften Mal an die Stirn gefahren ist, erscheinen erstmals die Fernsehkommissare Martina Seiffert, gespielt von Astrid M. Fünderich und Jo Stoll, der im wahren Leben Peter Ketnath heißt. „Was haben wir denn hier“, fragt Fünderich. Ein stumpfes Schädelhirntrauma, antwortet die Gerichtsmedizinerin. Der genretypische Dialog und die Suche nach der Tatwaffe beginnen.

Bis fast 13.30 Uhr wird genau diese Szene gedreht: aus allen Winkeln, jeder Schauspieler einmal in der Nahaufnahme, einmal von vorne, einmal von hinten. Bis knappe sechs Minuten Filmmaterial im Kasten sind, dauert es Stunden. Neben dem Warten zeichnet die Arbeit am Filmset vor allem die Ruhe aus. Alle paar Minuten verkündet die Regieassistentin „Ruhe Bitte, wir drehen“. Für die „Leiche“ ist das die leichteste Übung. Die Fernsehkommissarin Fünderich hat sicherheitshalber einen dicken Wälzer im Handgepäck; ihr Kollege Mike Zaka Sommerfeldt, der den Kriminaltechniker Jan Amaud mimt, schreibt hinter den Kulissen Postkarten.

„Alles ist heil geblieben“

„Trotz der Hektik, den unvorhergesehenen Überraschungen an den beiden Drehtagen und dem ganzen Aufwand, der getrieben wurde, hat uns unsere Mitwirkung in dieser ganz anderen Arbeitswelt sehr gut gefallen“, sagt das Vereinsvorstandsmitglied Peter Anhalt. Nicht nur die Lok, die an der Stirn der Leiche entgleist, musste auf Vordermann gebracht werden, sondern die gesamten Räumlichkeiten der Modelleisenbahner wurden „fernsehtauglich“ gestaltet. Energiesparlampen wurden gegen altmodische Glühbirnen ausgetauscht, ein kleines Polizeirevier – eine maßstabsgetreue Version des Reviers in der Soko-Reihe – extra in die Anlage integriert.

Zumindest bis zur Mittagspause gegen 14 Uhr konnte nicht eindeutig geklärt werden, ob das Krokodil als Tatwaffe herhalten musste. Aber Vorstandsmitglied Anhalt beruhigt: „Alles ist heil geblieben.“