Die Autoren schreiben jahrelang an einem Drehbuch für einen Film – ohne zu wissen, ob ihr Werk jemals verfilmt wird. Die Chancen steigen, wenn die Bücher ausgezeichnet werden – ein wichtiger Preis wird jetzt auf der Berlinale vergeben.

Ludwigsburg - Es hat fast schon Tradition: Ludwigsburger Filmemacher und Filmakademie-Absolventen werden oft und gerne mit renommierten Preisen bedacht. Auch am Mittwoch, 15. Februar, könnte es wieder spannend werden. Auf der Berlinale, die bis zum Sonntag in Berlin stattfindet, wird zum 19. Mal der Thomas-Strittmatter-Preis der MFG Filmförderung Baden-Württemberg für Drehbuchautoren verliehen. Auf der Liste der Nominierten stehen auch Autoren aus Ludwigsburg und solche, die ihr Handwerk an der dortigen Filmakademie gelernt haben. Aus 40 Einreichungen hat die Jury Nora Fingscheidt für „Systemsprenger“, Juliette Alfonsi und Matthias Drescher für „Die Reise des Elefanten Soliman“ sowie Barbara Ott für „Kids Run“ ausgesucht. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 20 000 Euro dotiert.

 

Das Drehbuch entstand in einem Café

Hinter dem Drehbuch für einen Film steckt viel Arbeit. Bei den Ludwigsburgern Juliette Alfonsi und Matthias Drescher waren es drei Jahre, die sie in das Buch zu ihrem Animationsfilm über einen Elefanten investiert haben. Hauptsächlich fand die Arbeit in einem Café in Ludwigsburg statt. Oben, im ersten Stock, direkt am Fenster und mit Blick auf die wuselige Wilhelmstraße. „Hier war es immer so schön ruhig“, erzählen die beiden. Seit fünf Jahren arbeiten sie im Film- und Fernsehlabor Ludwigsburg, in dem Drescher der Geschäftsführer ist, an Drehbüchern.

Obwohl sie „vom Charakter unterschiedlicher nicht sein könnten“, wie Alfonsi und Drescher erzählen, ergänzen sie sich beim Schreiben perfekt. „Das Schreiben ist durchaus streitintensiv. Und manchmal dauert es, ehe man erkennt, dass die Ideen des anderen doch die besseren sind“, sagt Drescher (45). Auch beim Thema Humor gebe es immer wieder Auseinandersetzungen, gerade auch bei diesem Drehbuch zu einem Kinderfilm. „Wir haben bei vielen Szenen überlegt: Worüber lachen eigentlich Kinder? Und finden Eltern das dann auch lustig?“, sagt Drescher. Dennoch seien sie sich sicher, dass sich am Ende immer die bessere Idee durchsetze.

Drehbuchautoren schreiben viel für den Papierkorb

Allerdings bleibt die Arbeit oft auch fruchtlos: „Etwa 80 Prozent aller unserer Bücher schreiben wir für den Müll. Wir verbringen unendlich viel Zeit damit, umherzulaufen und Leuten unsere Filmstorys zu erzählen – in der Hoffnung, dass etwas davon auch verfilmt wird“, erzählt Juliette Alfonsi (29). Bei der Geschichte um den Elefanten Soliman, die auf wahren Begebenheiten aus dem Jahr 1550 beruht, sind sie jedoch zuversichtlich, dass sie jemanden für die Verfilmung gewinnen können – sofern sie den Thomas-Strittmatter-Preis denn tatsächlich gewinnen. Denn unter den Nominierten, und somit im Rennen um den Preis, befindet sich ernst zu nehmende Konkurrenz. Die Filmakademie-Absolventin Barbara Ott (33) ist keine Unbekannte. Ihr Abschlussfilm „Sunny“ wurde mit zahlreichen Auszeichnungen und Preisen bedacht.

Nun reichte die in Berlin lebende Drehbuchautorin und Regisseurin ihr Buch zu „Kids Run“ ein. Das Projekt ist unabhängig von einem Preis schon weit gediehen: „Die Dreharbeiten für die Reihe ‚Das kleine Fernsehspiel‘ im ZDF sollen im Herbst beginnen“, erzählt Ott. Obwohl sie als harte Konkurrentin gilt: Sie freut sich, gemeinsam mit den anderen Autoren auf der Nominierten-Liste zu stehen. Man kennt sich in der Branche, man schätzt sich – und man gönne auch dem anderen den Preis.

Barbara Otts und Nora Fingscheidts Drehbücher werden verfilmt

Für Barbara Ott ist die Nominierung das „Tüpfelchen auf dem i“, wie sie sagt, für die anderen hängt daran der Anfang einer Finanzierung eines möglichen Filmdrehs. Auch die vierte Nominierte, Nora Fingscheidt, hofft mit dem Preis auf eine Anschubfinanzierung ihres eingereichten Drehbuchs „Systemsprenger“. Dieses soll mit der kineo Filmproduktion realisiert werden.