Marc Biadacz, Florian Toncar und Markus Frohnmaier sondieren ihre Positionen in den jeweiligen Fraktionen: Nach der Wahl beginnt die Arbeit.

Böblingen/Berlin - In gewisser Weise betreten alle drei neu gewählten Bundestagsabgeordneten aus dem Wahlkreis Böblingen Neuland. Marc Biadacz (CDU) ist ein absoluter Neuling im Bundestag, Florian Toncar muss mit seiner FDP nach der vierjährigen Berlinabstinenz nun wieder Fraktionsstrukturen aufbauen und die Partei von Markus Frohnmaier (AfD) zieht sowieso zum ersten Mal in den Bundestag ein.

 

„Es werden spannende Tage“, sagt Marc Biadacz. Sein Flieger nach Berlin geht am Dienstag um 7.30 Uhr. Um 12 Uhr steht bereits die Landesgruppensitzung an, um 15 Uhr trifft sich die CDU-Fraktion. Der Böblinger Bundestagsneuling hat schon einige Mails bekommen zu seinem neuen Arbeitsplatz, etwa vom Noch-Fraktionschef Volker Kauder. Am Mittwoch gibt es von der Bundestagsverwaltung dann eine Informationsveranstaltung zum Thema Büro und Mitarbeiter. „Wie genau alles läuft, lasse ich auf mich zukommen“, sagt der 38-Jährige. Er stellt sich auf intensive Wochen ein, der Weg bis zur Regierungsbildung werde lang werden, sagt er. An seinem bisherigen Arbeitsplatz in einer Agentur für digitale Handelswerbung wird er noch einmal vorbeischauen – um den Abschied zu regeln.

Experte für Digitalisierung

Als Experte für die Digitalisierung will sich Marc Biadacz in der CDU-Fraktion positionieren und in einer neuen Regierung sein Knowhow zur Verfügung stellen. Bei den Themen vernetztes Auto und autonomes Fahren dürfe keine Minute mehr verschlafen werden, ist er überzeugt. Mit seinen neuen Kollegen Jens Spahn und Steffen Bilger hat er außerdem schon eine Verabredung in Berlin: „Wir wollen Themen definieren, wo wir als junge Abgeordnete Akzente setzen können“, erklärt er. Zur AfD abgewanderte CDU-Wähler wieder zurückzugewinnen sieht Marc Biadacz als eine ihrer Aufgaben an.

Florian Toncar, der immerhin bereits über acht Jahre Erfahrung als Parlamentarier verfügt – von 2005 bis 2013 – nahm deshalb am Montagmorgen um 6.40 Uhr den ersten Flieger nach Berlin. Um 9.30 Uhr begann die Sitzung des Bundesvorstands der FDP mit der künftigen Fraktion im Hans-Dietrich-Genscher-Haus, der Parteizentrale. Anschließend stand ein Treffen der Landesgruppe Baden-Württemberg auf dem Programm, bevor sich dann die Fraktion zu Gesprächen zurückzog. Noch verfügen die neuen Parlamentarier über kein eigenes Büro im Bundestag. Erst wenn voraussichtlich am 24. Oktober sich der neue Bundestag konstituiert, müssen die alten Abgeordneten ihre Büros räumen. „Ich rechne nicht vor November damit, eigene Räume zu haben“, sagt Toncar.

Toncar im Fraktionsvorstand

Der 38-Jährige spielt ein wichtige Rolle in seiner Fraktion. Von den rund 80 neuen Abgeordneten verfügen nur etwa 30 über Erfahrungen als Parlamentarier. Toncar ist einer davon. Es ist davon auszugehen, dass er sowohl bei inhaltlichen Fragen als auch bei den Koalitionsverhandlungen ein wichtiger Akteur sein wird. Bereits am Montag wurde er zu einem von drei parlamentarischen Geschäftsführern gewählt und gehört damit dem Fraktionsvorstand an. Inhaltlich würde er „ gerne bei haushalts- und finanzpolitischen Fragen mitwirken“, sagt er, stellt aber klar: „Welche Aufgaben ich übernehmen werde, das wird sich erst mit der Zeit klären. Wenn ich für Aufgaben angefragt werde, werde ich Ja sagen.“

Ähnlich zurückhaltend gibt sich auch Markus Frohnmaier. Doch auch bei ihm kann man davon ausgehen, dass der 26-Jährige trotz seiner Jugend eine wichtige Rolle in der künftigen AfD-Fraktion spielen wird. Dafür spricht schon seine Medienpräsenz. Auf mehreren Online- und Fernsehportalen war er am Wahlabend und am Tag danach im Talk zu sehen. Frohnmaier hielt sich deshalb bereits am Wahltag in Berlin auf, feierte dort zusammen mit seinen Parteikollegen den Sieg. Und war vor Ort, als am Tag darauf der große Streit losbrach. Die Chefin Frauke Petry verkündete ihren Austritt aus der Fraktion, will eine eigene Gruppierung aufmachen. Mitten drin in den Krisengesprächen: Markus Frohnmaier. Ein Wechsel zu Petry kommt für ihn nicht in Frage. „Ich wurde für die AfD gewählt und bleibe dieser Partei treu. Alles andere wäre auch Betrug am Wähler.“ Auf sein Ergebnis von 11,7 Prozent im Wahlkreis Böblingen ist er stolz. „Ich hatte anders als die anderen Kandidaten keine Strukturen im Kreis.“ Die will er nun schaffen und ein Büro im Wahlkreis eröffnen.