34 Jahre lang dauerte das Martyrium: So lange soll ein Mann aus Bayern seine eigene Tochter vergewaltigt und dabei drei Söhne gezeugt haben.

Nürnberg - Der Vorwurf erinnert an den Fall „Fritzl“: Über 34 Jahre hinweg soll ein Rentner aus Mittelfranken seine Tochter regelmäßig vergewaltigt und dabei drei Kinder mit ihr gezeugt haben. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth hat nach eigenen Angaben vom Dienstag nun wegen der nicht verjährten Fälle Anklage erhoben - unter anderem wegen Vergewaltigung in rund 500 Fällen. Der Behörde zufolge räumt der 69-Jährige den Sex mit seiner Tochter zwar ein, spricht aber von stets einvernehmlichen Kontakten.

 

Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft jedoch hat der Mann seine Tochter zum ersten Mal im Alter von 12 oder 13 Jahren zum Geschlechtsverkehr gezwungen - mit Schlägen. Seitdem habe er sie mehrmals in der Woche missbraucht. Als Erwachsene brachte die heute 46-Jährige den Angaben zufolge drei behinderte Söhne von ihm zur Welt. Zwei von ihnen starben bereits im Kindesalter.

 Versuchte Erpressung

Erst zu Beginn dieses Jahres kamen die mutmaßlichen Taten ans Tageslicht - wegen einer anderen kriminellen Handlung. Die Frau hatte einen Arzt für die Behinderung eines der Kinder verantwortlich gemacht und versucht, die Gattin des Mediziners zu erpressen. Dafür wurde sie zu einer Bewährungsstrafe verurteilt - und bekam eine Bewährungshelferin, der sie sich letztlich anvertraute.

Das jahrzehntelange Stillhalten des Opfers versuchte Oberstaatsanwältin Antje Gabriels-Gorsolke mit Abschottung und hohem psychischen Druck zu erklären: „Das ist sehr schwer nachvollziehbar, aber der Vater soll sehr autoritär gewesen sein und die Frau ständig beim Einkaufen und Autofahren begleitet und soziale Kontakte unterbunden haben.“

Die Frau ist das einzige Opfer

Die Frau lebte bis zuletzt im elterlichen Haushalt im nördlichen Teil Mittelfrankens - genauere Angaben über den Heimatort wollte die Staatsanwaltschaft nicht machen. Offenbar ist sie das einzige Opfer des mutmaßlichen Täters: „Bei den Geschwistern haben wir keinerlei Anhaltspunkte auf Missbrauch“, erläuterte Gabriels-Gorsolke.

Da viele der Vergewaltigungen im Elternschlafzimmer oder im Kinderzimmer der Tochter stattgefunden haben sollen, hat zumindest die Mutter des Opfers wohl einige der Vorfälle mitbekommen. Doch die Mitwisserschaft sei nur für Übergriffe nachweisbar, die bereits verjährt seien, berichtete Gabriels-Gorsolke. Die Anklage richte sich deshalb allein gegen den Vater und greife Fälle der vergangenen 20 Jahre auf.

13 Zeugen und zwei Sachverständige

Der mutmaßliche Täter sitzt seit März in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft rechnet damit, dass das Landgericht die Anklage schon bald zur Hauptverhandlung zulassen wird. Für den Prozess hat die Behörde unter anderem 13 Zeugen und 3 Sachverständige benannt.

Missbrauchsfälle in dieser Dimension werden nur selten bekannt. Weltweites Aufsehen erregte etwa im April 2008 der Fall des Österreichers Josef Fritzl, der seine Tochter 24 Jahre lang in einem Keller gefangen hielt und sie unzählige Male vergewaltigte. Dabei zeugte er mit ihr sieben Kinder. Im Frühjahr dieses Jahres verurteilte das Landgericht Koblenz einen Mann, der seine Tochter, eine Stieftochter und deren Zwillingsbruder unter anderem jahrzehntelang missbraucht hatte. Mit der Stieftochter zeugte er acht Kinder, wovon eines früh starb.