Mitte September findet in Stuttgart der erste bundesweite Leseclub statt. Wer mitmachen will, braucht jetzt ein Buch, damit er später mit dem Schriftsteller und anderen Lesern darüber sprechen kann.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-West - Ein Buch lesen und hinterher mit dem Autor drüber quatschen? Das ist schon reichlich exklusiv und kommt im Leben so gut wie nie vor. Aber der Leseclub ermöglicht genau das: Eine kleine Gruppe von Lesern knöpft sich das gleiche Buch vor und trifft sich hernach in moderierter Runde, um mit dem Verfasser zu debattieren. Der Leseclub ist eine Veranstaltungsidee, die bundesweit verwirklicht wird – in Stuttgart am Freitag, 17. September. Drei Autoren stehen dann an drei verschiedenen Orten ihrer Leserschaft zur Verfügung.

 

Auf Augenhöhe mit Autoren

Das Prozedere ist simpel: Man wählt einen der angebotenen, aktuellen Buchtitel aus und kauft sich das entsprechende Ticket. Das Buch bekommt man anschließend kostenlos zugeschickt. Bis zum Festivaltag ist Zeit zum Lesen. Am 17. September treffen sich alle mit der Lektüreerfahrung im Kopf, um miteinander in lockerer Atmosphäre, auf Augenhöhe und natürlich mit dem Autor zu sprechen.

In Stuttgart stehen die Bücher dreier Autoren zur Auswahl. Die Schweizer Autorin Judith Keller, Jahrgang 1985, ist mit ihrem neuen Roman „Oder?“ vertreten. Das Buch beginnt immer wieder von vorne,und die Autorin lässt ihre Leser teilhaben am überschwänglichen Arbeiten am Text. „Der Roman Judith Kellers balanciert souverän auf der Grenze zwischen Nouveau Roman und Sesamstraße“, schreibt ihr Verlag. Das Buch erschien im März dieses Jahres. Ihr Abend beginnt um 19.30 Uhr im Kultur Kiosk in der Lazarettstraße 5 in S-Mitte.

Ganoven und Sinnsucher

Im Line-up der Autoren erscheint ferner Michel Decar, Jahrgang 1987, aus Augsburg, mit seinem im Frühjahr erschienen Buch „Die Kobra von Kreuzberg“. Es handelt sich um einen Abenteuerroman, ein Ganovenstück mit weiblicher Heldenbesetzung inklusive Liebesgeschichte. „Michel Decar beschwört mit Verve und Tempo eine Welt, in der Diebstahl die einzige Möglichkeit geworden ist, zu bekommen, was einem zusteht“, heißt es im Klappentext. Der Autor ist um 19.30 Uhr im Literaturhaus in der Breitscheidstraße 4 in S-Mitte zu Gast. Kai Wieland, geboren 1989 in Backnang, beschreibt in seinem Roman „Zeit der Wildschweine“ den Selbstfindungstrip zweier junger Männer. Das Buch erschien bereits im vergangenen Jahr und erzählt von einem Reisejournalisten, der in Begleitung eines Fotografen Frankreich durchstreift. „Ein dringlicher Roman über Halt und Entwurzelung in der globalisierten Welt“, urteilt sein Verlag. Wieland wird um 19.30 Uhr in der Raupe Immersatt in der Johannesstraße 97 in S-West mit den Lesern diskutieren. Die Tickets kosten 29 Euro und inkludieren ein kostenloses Leseexemplar, das zugesandt wird, den Leseclubabend und ein Getränk mit Snack dazu.

Das erste bundesweite Leseclubfestival findet von Anfang September bis Mitte Oktober in gut zehn deutschen Großstädten statt, darunter Berlin, Hamburg, Frankfurt, Leipzig und Düsseldorf. Ursprünglich war das Festival für den 23. April, den Welttag des Buches geplant, musste aber pandemiebedingt verschoben werden. Für fast alle der insgesamt 50 Leseclub-Veranstaltungen wurden nun Ersatztermine organisiert.