Der baden-württembergische Landtag hat mehrere Möglichkeiten prüfen lassen, wie das Raumproblem des Parlaments zu lösen wäre.

Stuttgart - Wenn der Landtag von Baden-Württemberg seine drängenden Raumprobleme über einen kompletten Neubau in der Nähe des Hauptbahnhofes lösen wollte, müssten dafür 112 bis 124 Millionen Euro veranschlagt werden. Das geht aus einem Gutachten des Stuttgarter Beratungsbüros Drees und Sommer hervor. Im Auftrag der Landtagsverwaltung wurden drei Neubau- und Erweiterungsszenarien geprüft - neben einem Neubau auf dem Areal um die frühere Berlitz-Schule und auf dem Gelände des ehemaligen Versatel-Hochhauses stehen alternativ zusätzliche Flächen im Neuen Schloss und ein Erweiterungsbau im Akademiegarten dahinter zur Diskussion. Die kleineren Varianten würden weniger kosten, sind bisher aber zum einen vom Land, zum anderen von der Stadt abgelehnt worden. Nach der gutachterlichen Prüfung dürfte es eine erneute Debatte über das Für und Wider und die Machbarkeit der einzelnenen Varianten geben.

Neubau


Diese Idee geht am weitesten und ist aus der Not heraus entstanden, dass Landtagspräsident Peter Straub im Rathaus eine Abfuhr für seinen Wunschstandort im Akademiegarten erhielt und sich Oberbürgermeister Wolfgang Schuster in der Pflicht sah, eine Alternative vorzuschlagen. Das Areal um die ehemalige Berlitz-Schule liegt neben der alten Bahndirektion und gehört in weiten Teilen der Stadt. Das alte Versatel-Hochhaus gegenüber will ein Investor abreißen und durch einen Neubau ersetzen, sobald sich ein Mieter oder Käufer findet, was bis jetzt nicht der Fall ist. Lange war für beide Areale die Beratungsgesellschaft Ernst&Young im Gespräch gewesen. Diese aber hat sich jüngst zur Abwanderung an den Flughafen entschieden, worauf für beide Areale die Suche nach einem Nutzer aufs Neue beginnt. Seitens des Hochhauseigentümers, der Carlyle Group, heißt es denn auch, dass man für den Landtag "gesprächsbereit" sei, der Rest ist vor allem eine Preisfrage.

Die Gutachter stellen klar, dass der Flächenbedarf für den Landtag im Falle eines Umzugs in Richtung Hauptbahnhof "nur auf beiden Grundstücken gemeinsam umsetzbar" wäre. Für den mit 112 bis 124 Millionen Euro veranschlagten Neubau spräche, dass der Landtag mit einem Schlag von allen bisher beklagten funktionalen Einschränkungen befreit wäre. Als kritisch wird bewertet, dass "hohe Grunderwerbskosten zu erwarten" seien und "je nach Verwendung der Bestandsgebäude hohe Nachnutzungskosten entstehen". Mit dem Neubau verbunden wäre zweifelsohne "ein vollständig verändertes Erscheinungsbild".