Jahrelang ist das Verschwinden von zwei jungen Männern offenbar nicht aufgefallen. Erst ein dritter Vermisstenfall hat die Polizei in Sontheim auf eine grausige Spur geführt. Jetzt müssen ein Mann und seine zwei Söhne vor Gericht.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Ellwangen - Die Aufklärung eines Vermisstenfalls hat die Heidenheimer Kripo in Sontheim an der Brenz auf die Spur eines offenbar jahrelang geheim gehaltenen Familiendramas geführt. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Ellwangen gegen einen 55-jährigen Mann Anklage wegen dreifachen Mordes erhoben. Auch seine 30 und 33 Jahre alten Söhne müssen wegen Mordes auf die Anklagebank.

 

Anfang Juni hatte die Polizei bei einer Durchsuchung im Garten der Familie in dem 5500-Einwohner-Ort Sontheim kurz vor der bayerischen Grenze die Leichenteile eines 59-jährigen Mannes gefunden. Er war seit Mitte Mai vermisst worden. Die Ermittler sind davon überzeugt, dass der 55-Jährige zusammen mit seinem 33-jährigen Sohn den Mann im Dachgeschoss des Hauses zu Boden geschlagen und gefesselt hatte.

Leiche kommt in Gefriertruhe

Der Mann, bei dem der 55-jährige eine Garage gemietet hatte, sollte Verträge unterzeichnen, die angebliche Vorauszahlungen auf ein Grundstücksgeschäft in Höhe von 130 000 Euro dokumentieren sollten. Diese Papiere hätten die Täter später den Erben vorlegen wollen. Dass der Geschäftspartner den Abend nicht überleben sollte, habe demnach bereits festgestanden. Nach der Unterzeichnung hätten Vater und Sohn den 59-Jährigen erdrosselt, in eine Gefriertruhe gesteckt und später in Teile zerlegt und vergraben.

Inzwischen ist die Staatsanwaltschaft aber davon überzeugt, dass noch zwei weitere Morde auf das Konto der Familie gehen. Bereits im Jahr 2008 soll der 55-Jährige den Ehemann seiner Tochter unter einem Vorwand von der Arbeit abgeholt und anschließend in einer Garage in Sontheim erwürgt haben. Im Jahr 2014 erging es einem weiteren Lebensgefährten der Tochter nicht anders. Auch er sei in die Garage geführt, geschlagen und schließlich erwürgt worden. Hier hätten sich beide Söhne beteiligt. Angeblich habe das Opfer die Frau körperlich misshandelt. Die Leiche sei später in Teile zerlegt und ein halbes Jahr darauf an unbekannter Stelle in der sizilianischen Heimat der Familie entsorgt worden.

Angeklagter bisher nicht vorbestraft

Ob das Verschwinden der beiden ersten Opfer über Jahre nicht weiter aufgefallen war, konnte der Sprecher der Staatsanwaltschaft nicht sagen. Der 55-Jährige und sein 33-jähriger Sohn seien nicht vorbestraft. Der jüngere Sohn habe bereits wegen Diebstahlsdelikten vor Gericht gestanden, erklärte die Staatsanwaltschaft.