Der Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers hat in der englischen Woche nur einen von 9 möglichen Punkten geholt. Dass beim 2:4 in Münster über weite Strecken die Leistung stimmte, ist da nur ein schwacher Trost.

Münster - Manchmal stellt ein Endergebnis die Leistung einer Mannschaft nur unzureichend dar. Denn trotz der Flut an Gegentoren boten die Stuttgarter Kickers in der Fußball-Drittligapartie bei Preußen Münster eine über weite Strecken disziplinierte, laufstarke und offensivfreudige Vorstellung. Doch durch die vermeidbare 2:4-(1:1-)Niederlage beim Tabellenzweiten hat die Elf des Trainers Horst Steffen zunächst den Kontakt zu den direkten Aufstiegsplätzen verloren.

 

Aus der englischen Woche mit Spielen in Wehen, gegen Dresden und in Münster haben die Kickers nur einen von neun möglichen Punkten geholt. Entsprechend groß war der Frust bei Sportdirektor Michael Zeyer über den Spielausgang. „In den entscheidenden Situationen haben wir uns zu blöd angestellt. Es war wesentlich mehr drin. Das war kein starker Gegner, das ärgert mich umso mehr.“

Marc Stein mit einem Schnitzer vor dem 1:1

Völlig blind agierten die Hausherren aus Münster allerdings auch nicht. Es war ein Duell auf gutem Niveau mit vielen Strafraumszenen. Nur waren die Kickers in der Tat dann nicht auf der Höhe, wenn es ernst wurde. Sinnbildlich war das 1:1, als Marc Stein einen ungefährlichen langen Ball von Marco Pischorn per Kopf an Keeper Rouven Sattelmaier vorbei legte, so dass Philipp Hoffmann freie Bahn hatte und die Kugel mit dem langen Bein ins leere Tor spitzeln konnte (29.).

„Danach hatten wir etwas Unordnung“, stellte der Trainer Steffen fest. Und Zeyer ergänzte: „Wir bringen uns selbst in Verlegenheit.“ Das war auch deshalb bitter, weil Gerrit Müller, der das 1:0 (19.) nach Fabio Leuteneckers Anspiel mit einem herrlichen Schlenzer von der Sechzehnerkante erzielt hatte, gut und gerne auf 2:0 hätte erhöhen können, das Leder jedoch nach Erich Berkos Pass aus kurzer Distanz über die Latte jagte (25.).

Im zweiten Durchgang hätten die Stuttgarter, ehe sie in Rückstand gerieten, längst führen können. „Man hatte eigentlich immer das Gefühl, dass wir dran sind mit dem 2:1“, sagte Steffen. Elia Soriano (47./56.) hatte zwei gefährliche Abschlüsse, Berko scheiterte aus guter Position an SCP-Torwart Niklas Lomb (60.). „Doch etwa ab der 65. Minute haben wir uns zu viele Ballverluste geleistet“, ergänzte der Coach.

Das bis dahin sehr stabile Mittelfeldzentrum mit Sandrino Braun und Enzo Marchese verlor ein wenig die Übersicht, die Innenverteidiger Stein und Manuel Bihr, der lange sehr präsent wirkte, waren mehrfach einen Schritt zu spät bei präzisen Vorlagen. Und Fabian Baumgärtel ließ Hoffmann dreimal auf den Kopf von Marcel Reichwein flanken.

Münsters Stoßstürmer, der ganz zu Beginn schon an Sattelmaier gescheitert war (9.), blieb zunächst erneut am Keeper hängen, setzte den nächsten Versuch drüber – und drückte den dritten, nachdem sich Berko zuvor auch noch hatte tunneln lassen, dann doch zum 2:1 hinter die Linie (70.). Dabei wären er und sein Assistgeber zu diesem Zeitpunkt fast schon ausgewechselt gewesen, ihre Ersatzleute lauerten bereits am Spielfeldrand.

Münster kontert mit Erfolg

Ein Preußen-Joker stach dann direkt nach dem Tausch: Braun verlor die Kugel, ehe Rogier Krohne, gerade im Spiel, Sattelmaier per Lupfer zum 3:1 keine Chance (73.) ließ. „In der zweiten Hälfte hat Münster fast nur gekontert, aber über die Seiten gut umgeschaltet“, analysierte Zeyer. „Und wir hatten eben zehn schwache Minuten.“

Doch die Kickers kamen nochmal. Lomb musste einen Leutenecker-Freistoß entschärfen (76.), ehe der eingewechselte Lhadji Badiane im Strafraum Berko ideal für dessen Kopfball zum 2:3 bediente (83.). Der Belagerungszustand rund um das SCP-Tor blieb in der Endphase allerdings erfolglos. „Ich dachte eigentlich, wir könnten noch ausgleichen“, meinte Steffen. „Die Mannschaft hat an sich geglaubt und Gas gegeben.“ Stattdessen besorgte Amaury Bischoff bei einem Konter sogar noch das 4:2 (90.+2). „Wir müssen jetzt unsere Wunden lecken und weiter machen“, resümierte der zerknirschte Steffen nach der dritten sieglosen Begegnung am Stück.