Am Freitag hatten die Verantwortlichen bei Mercedes noch skeptisch drein geblickt – doch beim Großen Preis von China gelang der dritte Doppelsieg in Folge in dieser Formel-1-Saison. Dennoch gefällt sich nicht nur Weltmeister Lewis Hamilton als Tiefstapler. Klicken Sie sich zudem durch die Höhepunkte von 1000 Großen Preisen.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart - Lewis Hamilton hatten noch ziemlich viel Energie. Kaum war der Champion aus dem Silberpfeil geklettert, drückte er jeden, den er kriegen konnte, an seine Brust, selbst Daimler-Konzernchef Dieter Zetsche bekam seinen Knuddler ab. Hamilton sah ungefähr so aus, als hätte ihn der Sieg beim Großen Preis von China etwa körperlich so gefordert wie ein Formel-1-Game an der Spielkonsole. Der fünfmalige Weltmeister hatte auch beim Interview genügend Luft, sich darüber auszulassen, dass sein Sieg beim 1000. Grand Prix der weltumspannenden Rennserie „etwas ganz Besonderes darstellt“. Und dass es natürlich ein Doppelerfolg für Mercedes gewesen sei, weil Valtteri Bottas ähnlich stressfrei in Schanghai auf Platz zwei gerast war.

 

Der dritte Doppelsieg in Folge für die Sternpiloten

Dritter Doppelsieg in Folge für die Sternpiloten aus Brackley, besser ist das Team nie in eine Saison gestartet. Drei perfekte Wochenenden, das gelang zuletzt Williams vor 27 Jahren mit der Fahrerpaarung Nigel Mansell und Ricardo Patrese. 2014 ist Mercedes ähnlich gut weggekommen, beim Auftakt-Grand-Prix fiel Hamilton beim Sieg von Nico Rosberg zwar aus, danach standen die beiden Teamkollegen fünfmal hintereinander nach Großen Preisen auf dem Podium auf den Plätzen eins und zwei. Nach dieser erneuten Demonstration in China wunderten sich allerdings einige, als Hamilton seine Analyse bekanntgab: „Es war nicht das einfachste Wochenende für Mercedes. Wir haben nicht gewusst, wo wir stehen, denn Ferrari war zuletzt sehr schnell. Man hat wieder gesehen, wie knapp es zwischen uns allen ist.“

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Bei Mercedes ist die zweitliebste Disziplin nach dem Gewinnen von Formel-1-Rennen anscheinend die Tiefstapelei. Also eine übertrieben vorsichtige Einordnung der allgemeinen Situation. Die Worte von Motorsportchef Toto Wolff hörten sich auch so an als würde er einen bösen Geist wecken, wenn er sich zu überschwänglich freuen würde. „Heute hat es sehr einfach ausgesehen, aber das war es nicht“, sagte der Österreicher, „auf der Pole-Position zu stehen und dann das Rennen so zu kontrollieren, ist super. Ich bin glücklich. Ich hätte nach dem Freitag nicht gedacht, dass es möglich sein würde, dass wir so kontrollieren.“ Silber ist wieder mal Trumpf. Lewis Hamilton (68 Punkte) agiert nah am Optimum, Herausforderer Sebastian Vettel lieg nur auf WM-Platz vier und die Lücke zum Vorfahrer der Serie beträgt nun 31 Zähler.

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Experten schätzten Ferrari stärker ein, in China wurde kolportiert, der Motor leistet 40 PS mehr als der von Mercedes. Daher ist es keine Tiefstapelei, wenn Wolff behauptet, das Auto von Charles Leclerc und Vettel habe einen Vorteil in der Spitzengeschwindigkeit. „Ich denke, dass unser Auto etwas mehr Luftwiderstand hat. Das kann man beim Speed und der Leistung sehen.“ Doch Mercedes liegt in den Kurven vorn, zudem steht sich die Scuderia mit Patzern auf der Piste und in der Strategie oder mit Defekten noch oft selbst im Weg.

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Denn auch in der Renntaktik hat Wolffs Mannschaft die Nase vorn. Das Weltmeister-Team brillierte mit zwei Boxenstopps direkt nacheinander – erst wechselte Hamilton die Reifen, kaum war er losgefahren, stoppte Bottas. „Wir hätten sonst Valtteris Position an Vettel verloren“, sagte Wolff. Mercedes mag Ferrari im Topspeed knapp unterlegen sein, im Paket aber ist das gesamte Team die Nummer eins. Tiefstapeln ist da nicht unbedingt angebracht. Aber das weiß vermutlich auch Toto Wolff.

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