Von Freitag bis Sonntag findet im Freibad Sindelfingen der dritte Splashdiving-Cup statt. Bei dieser Sportart wird die Arschbombe zur Kunstform – sehr zum Vergnügen des Publikums, das sich wieder einmal auf ein großes Spektakel freuen darf.

Alle Augen sind auf den Zehnmeterturm gerichtet. Ein Springer schraubt sich durch die Luft. Kurz vor dem Ende scheint ihm die Übung völlig in die Hose zu gehen. Mit einem satten Klatschen taucht er mit dem Hintern voraus ins Becken, das Wasser spritzt meterweit in alle Richtungen. Aber statt gnadenlos die Null-Punkte-Tafeln hochzuhalten, vergeben die Kampfrichter Höchstnoten, das Publikum jubelt. Schließlich ist dies hier kein olympisches Turmspringen, sondern ein Arschbombenwettbewerb – genauer gesagt, der Splashdiving-Cup. Der findet am Wochenende zum dritten Mal im Sindelfinger Freibad statt.

 

Worum geht es bei diesem Sport?

Anders als bei Disziplinen wie Kunstspringen, ist das Ziel beim Splashdiving nicht, beim Eintauchen möglichst wenig Wasser zu verdrängen. Stattdessen geht es darum, mit großer Körperfläche und damit geringer Eintauchtiefe aufzukommen und damit das Wasser so weit und hoch wie möglich spritzen zu lassen. Es gibt mehr als ein Dutzend offiziell registrierte Eintaucharten („Splashdowns“), darunter die klassische Arschbombe oder Paketsprung (Fachbegriff „Cannonball“), das „Board“ (eine sitzende Position mit gestreckten Beinen) oder „Big Cat“ (erinnert an eine gebeugte Gebetshaltung).

Wer organisiert den Wettkampf?

Ausrichter ist die Splashdiving Crew Sindelfingen. Der vor sieben Jahren gegründete Verein besteht aus 35 Mitgliedern, davon 25 Aktive, die sich jeweils freitags zum Trainieren im Sindelfinger Freibad treffen. Der erste von dem Verein veranstaltete Wettkampf war der Ba-Wü-Cup 2019, seitdem findet, abgesehen von einer pandemiebedingten Unterbrechung 2020, der Splashdiving-Cup jedes Jahr in Sindelfingen statt. Mit der strenger reglementierten Splashdiving-WM, die ebenfalls bereits mehrfach in Sindelfingen ausgetragen wurde, hat der Cup übrigens nichts zu tun – auch wenn die Beteiligten sich gut kennen und einander in sportlicher Freundschaft verbunden sind.

Wie läuft der Wettkampf ab?

Die bisher gemeldeten 45 Teilnehmenden treten in verschiedenen Disziplinen an, darunter Zehnmeter-Splashdiving, Zehnmeter-Synchron-Splashdiving, Zehnmeter-Trampdiving (Trampolinsprung), Best Splash (hier geht’s um den schönsten Wasserspritzer) und Dreimeter-Best-Trick (mit Schwerpunkt auf die Flugphase). Nach Einspringen und Night-Diving am Freitag, 9. Juni, startet der Wettkampf am Samstag, 10. Juni, ab 8 Uhr. Die ersten Entscheidungen stehen um 11 Uhr an. Mit Wettkämpfen, Show-Programm und Night-Diving wird am Samstag bis um Mitternacht gesprungen, am Sonntag, 11. Juni, geht es ab 9 Uhr los, die Siegerehrung ist für 15 Uhr geplant.

Was gilt für den Badbesuch?

Das Sindelfinger Freibad hat am Wochenende regulär geöffnet. Nur das Sprungbecken ist gesperrt. Wer sich die Veranstaltung anschauen möchte, zahlt nichts außer dem regulären Freibadeintritt. Wer sich traut, darf sogar selbst bei dem Wettkampf mitmachen. Anmeldungen sind laut Vereinsgründer und Crew-Chef Christian Carli aus Filderstadt bis Samstagvormittag möglich.

Was sind die Highlights?

Tollkühne Nachwuchsspringer sind schon am Samstag ab 11 Uhr beim U16-Finale zu sehen. Ab 13 Uhr beginnt dann die Splashdiving-Qualifikation. Spektakel und Spaß versprechen ab 15 Uhr das Trampolinsprung-Finale vom Zehner und ab 16 Uhr das Finale im Belly Flop (Bauchklatscher) vom Einmeterbrett. Ab 17.30 Uhr startet das Highdiving von einem 20 Meter hohen Kran mit anschließenden Showacts. „Da springen so ein paar Verrückte mit Inlineskates oder auf Skiern und Bobbycars vom Zehner“, sagt Christian Carli. Am Sonntag steht ab 11 Uhr das „Best-Splash-Finale“ und ab 12 Uhr das Synchron-Finale mit Sprüngen vom Zehnmeterturm an. Wer nach besonderen Typen Ausschau hält, darf sich auf den Klippenspringer Osama Ali freuen. Mit seinen millionenfach geklickten Videos gilt der als Ossy 0815 bekannte Österreicher in der Splashdiving-Szene als echter Social-Media-Star.

Wie gefährlich ist der Sport?

Verletzungen kommen beim Splashdiving durchaus vor. Christian Carli erinnert sich noch gut daran, wie vor zwei Jahren jemand beim Sprung vom Dreier mit einem Fuß aufs Brett prallte und sich dabei mehrere Brüche zugezogen hat. Ein anderer Springer war beim Sprung vom Zehner aufs Steißbein geknallt und hatte sich dabei zwei Rückenwirbel angebrochen. „Beim Sprung aus dieser Höhe landest du mit 50 Km/h auf der Wasseroberfläche“, erklärt Carli. „Beiden geht es aber wieder gut und sie springen auch beim Cup mit“, versichert der Crew-Chef, der es mit seinen bald 48 Jahren lieber vorsichtig angeht und nur noch ausgewählte Sprünge macht. Aber selbst diese schlauchen Rücken, Wirbelsäule und Gelenke – weswegen sein Körper ihm nach jedem Mal immer nur noch eins zuschreie: „Lass den Scheiß!“