Der Banken-Stresstest ist sinnvoll, um die Krisensicherheit der europäischen Geldinstitute im Blick zu haben. Dennoch hat auch das System zur Überprüfung der Kreditinstitute seine Fehler, meint Klaus Dieter Oehler.

Frankfurt - Es war der damalige Arbeitsminister Norbert Blüm, der wortreich immer wieder versicherte: Die Renten sind sicher. Spätestens seit der Finanzkrise von 2007/2008 fragen sich aber die Bundesbürger und auch die Bürger in der Europäischen Union: Wie sicher sind eigentlich unsere Banken? Es ist daher richtig und verantwortungsvoll, dass sowohl die europäische Bankenaufsicht EBA als auch die Europäische Zentralbank in regelmäßigen Abständen die Zuverlässigkeit des Finanzsystems unter die Lupe nehmen. Die Sache hat allerdings (mindestens) einen Haken.

 

Dritter Bankenstresstest

Der am Freitagabend vorgelegte dritte Bankenstresstest etwa untersucht die Kapitalausstattung von 48 Banken aus 15 Staaten, die immerhin für 70 Prozent der Bilanzsumme der europäischen Kreditwirtschaft stehen. Basis für den „Stresstest“ sind jedoch die Bilanzzahlen von 2017 – das ist in der heutigen schnelllebigen Zeit lange her. Im vergangenen Jahr zum Beispiel regierte in Italien noch keine Regierung, der man eher eine europafeindliche Grundstimmung nachsagt. Und einen Haushaltsstreit zwischen Rom und der Europazentrale in Brüssel gab es auch noch nicht. Wie vage die Berechnungen sind, sieht man auch daran, dass im Krisenszenario ein Rückgang der europäischen Wirtschaftsleistung von 1,2 Prozent zugrundegelegt wird – für dieses Jahr, wohlgemerkt. Die Realität sagt acht Wochen vor Jahresende etwas anderes. „Irgendwie“ wurde in dem Test auch berücksichtigt, dass die Briten im kommenden Frühjahr aus der EU ausscheren werden – die Auswirkungen des Brexits, ob hart oder weich, die vor allem die Finanzwirtschaft treffen werden, sind aber nach wie vor völlig offen.

Der Banken-Tüv hat durchaus seine Fehler

Insgesamt ist der Stresstest sicher sinnvoll. Er ist in etwa vergleichbar mit dem Tüv, den jeder Autofahrer regelmäßig absolvieren muss. Aber auch der erfahrenste Tüv-Prüfer kann nicht vorhersagen, ob kurz nach dem Aufkleben der Plakette ein wichtiges Teil im Auto kaputtgehen wird. Daher bleibt beispielsweise die Deutsche Bank gelassen, obwohl ihr Ergebnis nicht so gut ausgefallen ist wie erhofft. „Wir werden die Bank weiter so managen wie bisher“, erklärt der Finanzchef James von Moltke. Und er hat recht damit, denn der Banken-Tüv hat durchaus seine Fehler. Positiv bleibt aber festzuhalten, dass auch dieser Test zeigt, dass die Banken spürbar besser auf neue Krisen vorbereitet sind und besser wissen, damit umzugehen.