Ihre Ausrüstung zahlen die DRK-Ehrenamtlichen selbst. Um Unterstützung bei den Kommunen werben sie dennoch, zumal sie sich neuerdings verstärkt um verletzte Kinder kümmern.

Ditzingen - Lutz Humbert hat schon einiges erlebt, er hat einiges ausgehalten, vor einem hat ihn sein Job als Helfer vor Ort aber bewahrt. Noch nie musste er sich eingestehen, er habe einem Baby nicht mehr helfen können. Er ist froh, dass er das noch nicht erleben musste. Einerseits. Andererseits lässt der Ditzinger DRK-Bereitschaftsleiter keinen Zweifel daran, dass er bei aller Empathie auch darauf vorbereitet ist. Im Zweifelsfall würde er hinterher das Gespräch mit einer Vertrauensperson suchen, um damit klar zukommen. In Bezug auf die technische Ausstattung ist er seit einiger Zeit ohnehin gut ausgerüstet.

 

In 13 Fällen waren Säuglinge und Kleinkinder in Not

Neben der Notfalltasche für Erwachsene hat der 25-Jährige eine Tasche für die Behandlung von Babys und Kleinkindern dabei. Diese enthält auch kleine Blutdruckmanschetten und Beatmungsbeutel für Kinder. Würde Humbert zur Beatmung das Gerät für Erwachsene nehmen, würde dem Baby die Lunge platzen: in den Beutel passt mehr Luft, als in der kleinen Lunge Platz ist. Ehe Humbert im Notfall zeitaufwendig dosiert, hätte er das Gerät längst zur Seite gelegt. „Vorher mache ich lieber eine Mund-zu-Mund-Beatmung.“

Seit dem vergangenen Jahr werden im Landkreis die Helfer vor Ort des Roten Kreuzes im Notfall auch zu Kindern und Babys gerufen, bei Fieberkrämpfen und Verbrühungen etwa. In diesem Jahr waren das bisher 13 von 140 Einsätze. Sind es 2018 also gut neun Prozent aller Einsätze, seien es 2017 sechs Prozent gewesen, so Humbert. Die Steigerung hat laut Humbert auch mit einem Umdenken in der Rettungsleitstelle zu tun. Nachdem es Helfer vor Ort flächendeckend gibt, seien sie stärker im Bewusstsein. Irgendwann habe die Frage im Raum gestanden, warum man Helfer zu Erwachsenen, nicht aber zu Kindern schicke.

Aus Spenden finanziert

Die Tasche kostet knapp 3000 Euro für Erwachsene, einschließlich des Defibrillators, etwas weniger sind es bei der Kinder-Ausstattung. Laut dem Rettungssanitäter Humbert enthalten die Taschen mehr, als im Land und vom DRK-Kreisverband vorgesehen ist. Humbert würdigt das sehr, zumal die Ausrüstung auch der sieben Ditzinger Ersthelfer über Spenden finanziert wurden. Humbert findet das richtig. „Es ist gut, dass es die Trennung gibt. Wir sind nicht der Rettungsdienst, und wollen es auch nicht sein. Wir wollen weder den Rettungsdienst ersetzen noch die Hilfsfristen aufweichen“, sagt Humbert. „Wir sind für die Bürger im Einsatz, nicht für den Rettungsdienst.“ Die gesetzlichen Hilfsfristen zwingt den Rettungsdienst in einer bestimmten Zeit am Einsatzort zu sein.

Landesverband teilt die Meinung

Humberts Meinung wird auch vom Landesverband geteilt. Helfer vor Ort und Rettungsdienst seien „zwei verschiedene Systeme, die am Ende demselben Zweck dienen, nämlich schnell Hilfe zu leisten“, sagt der Verbandssprecher. Die Helfer vor Ort seien zudem eine freiwillige Einrichtung. Die Ehrenamtlichen können nicht dazu verpflichtet werden, den Dienst aufrechtzuhalten, auch wenn sie selbst nicht mehr zur Verfügung stehen sollten und es keine Nachwuchskräfte gibt.

Von so einer Situation gehen die Ditzinger derzeit freilich nicht aus. Sie baten die Stadträte zuletzt ebenso wie der Nachbar-Ortsverein um einen Zuschuss für den Erwerb eines Einsatzfahrzeugs. Nur dieses erlaubt es ihnen, Sonderrechte zu nutzen, also Martinshorn und Blaulicht. Anders als etwa in Bayern, darf der Helfer vor Ort hierzulande kein Martinshorn nutzen, wenn er im Privatfahrzeug zum Einsatz fährt. Ein Sprecher des Innenministeriums begründet dies damit, dass es das Wesen eines Helfers vor Ort ist, lokal zu agieren, schnellstmöglich also gar zu Fuß am Einsatzort zu sein. Zudem seien die Helfer vor Ort unterschiedlich ausgebildet. Und um ein Auto unter Nutzung der Sonderrechte fahren zu können, müsse man dafür geschult sein.