Demnächst können Besucher mit einem Audio-Guide auf dem Hohenstaufen lustwandeln. Zahlreiche Prominente haben zum Gelingen des Projekts beigetragen.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Im Tal, wo heute Städte und Dörfer sind, war einst nur Wasser. Die Augen schweifen den Albtrauf entlang und die Gedanken zurück in die Urzeit: Jurameer, Saurier, aber auch die Geschichte des Höhlenmenschen Rulaman werden lebendig. Ute Wolf und Harald Immig besingen die „Blaue Wand“. Und es erklingt eine Sage, die von Riesenvölkern und deren Zerstörungswut erzählt und davon, wie der Herrgott seinen Garten wiederhergestellt hat. Mit den Sätzen „Auf dem Platz aber, wo er stand und die gute Erde durchsiebte, entstand der Bergkegel des Hohenstaufen. Daher ist die Gegend heute noch um ihrer Schönheit und Fruchtbarkeit willen berühmt“, endet der Text.

 

Bereits die erste Station eines neuen Audio-Guides, der von den Sommerferien an in der Gaststätte Himmel & Erde auf dem Bergplateau des Göppinger Hausbergs kostenlos ausgeliehen werden kann, macht Appetit auf mehr. Acht Plätze haben die Agentur Saltico und der Verein Berg Hohenstaufen ausgeguckt, um die Besucher mittels Headset zu informieren, zu unterhalten, aber auch genießen und „runterkommen“ zu lassen. Natürlich wird die Geologie gepriesen. Aber auch der Kaiser Barbarossa, das einst dort oben geplante Nationaldenkmal, die Burg, der Berg, die Staufer, Irene von Byzanz sowie Natur und Heimat erfahren ihre Würdigung.

Lieder und Musik, Geschichten und Gedichte

Dabei haben sich die Macherinnen und Macher um den Saltico-Geschäftsführer Andreas Schweickert und die Vereinsvorsitzende Beate Schwarz eine ganze Menge einfallen lassen. An jeder Station besteht die Gelegenheit, sich gemütlich niederzulassen, und es gibt weit mehr als nur Fakten. Lieder und Musik wurden ebenso zusammengetragen wie Geschichten und Gedichte, Erzählungen und Märchen, Legenden und Sagen. Auf diese Weise sind drei Stunden Programm entstanden; es kann allerdings portionsweise, individuell und für jeden Geschmack zusammengestellt werden.

„Wir wollten keine Führung im eigentlichen Sinne anbieten, sondern ein variables Angebot machen“, sagt Andreas Schweickert. Jeder Besucher habe an jedem Platz die Qual der Wahl. „Man kann sich entweder an einer einzigen Stelle alles anhören, abbrechen und ein anderes Mal wieder kommen, um den Rundgang fortzusetzen, oder man legt beziehungsweise setzt sich einfach hin und lässt sich nur musikalisch oder literarisch berieseln.“

Prominente als Sprecher im Einsatz

In einer Vorpremiere wurde vor Kurzem gezeigt, was die Audio-Guides den Gästen demnächst aufs Ohr geben. Auch dabei wurde nichts dem Zufall überlassen. Die Inhalte wurden mit Fachleuten abgestimmt. Für die Umsetzung wurden professionelle Sprecher und Prominente gewonnen, die einen Bezug zum Hohenstaufen haben. Schauspieler, wie etwa der in Göppingen geborene Bernd Tauber oder der Wiener Burgtheatermime Martin Schwab, gehören ebenso dazu wie der Wirtschaftsminister Nils Schmid, der Landrat Edgar Wolff und sein Vorgänger Franz Weber, Guido Till und Richard Arnold, die Oberbürgermeister aus Göppingen und Schwäbisch Gmünd, der Fernsehkoch Vincent Klink, der SWR-Moderator Matthias Holtmann, der Bad Boller Künstler Klaus Heider, der mit seiner rauchigen Stimme die Kyffhäusersage liest, und viele andere Autoren, Schriftsteller, Schauspieler und Erzähler aus der Region – insgesamt sind es rund zwei Dutzend.

Für Musik und Gesang zeichnen neben Immig und Wolf der in Hohenstaufen lebende Zupfgeigenhansel Thomas Friz mit seinem früheren Kollegen Erich Schmeckenbecher, die wallisische Harfenistin Catrin Finch sowie die Symphonic-Metal-Band Nightwish verantwortlich. „Alle Beteiligten, und das freut uns besonders, haben sich für die gute Sache ohne Honorar zur Verfügung gestellt und tragen damit einen weiteren Mosaikstein zur Aufwertung des Hohenstaufen bei“, erklärt Andreas Schweickert. Und Beate Schwarz ergänzt: „Wir wollen das Bewusstsein für das Wahrzeichen des Stauferlands fördern. Dazu gehört es, etwa mit den neuen Baumelbänken und den Outdoor-Liegen einen Platz zum Verweilen zu schaffen, aber eben auch, die Heimatkunde zu pflegen und die Leute für ihren Berg wieder zu begeistern.“

Schweickert: Wichtiges Marketinginstrument für Göppingen

Dass dies mit finanziellen Aufwendungen verbunden ist, steht außer Frage, und so sind Verein und Agentur auch mit dem Akquirieren von Sponsoren und Gönnern befasst. Für die Sitzgelegenheiten ist dies teilweise, für den Audio-Guide fast komplett gelungen. So steht die Kreissparkasse für die Anschaffung der Geräte gerade. Ist die deutsche Version dann erst fertig, soll umgehend eine englische und im nächsten Jahr eine italienische folgen.

„Dass wir mit der Gaststätte hier oben nicht das große Geld verdienen, war uns von Vorneherein klar“, betont Schweickert. Aber sie sei ein wichtiger Teil des Gesamtprojekts Berg, das sich neben Frisch Auf und Märklin zu einem wichtigen Marketinginstrument für Göppingen entwickeln könne. „Wir hoffen deshalb zumindest in der Anlaufzeit auch auf eine weitere Unterstützung durch die Stadt“, ergänzt er.

Hoch kommen, Oben Bleiben, Runterkommen

Kurierdienst
: Das Gipfelplateau des Hohenstaufen ist vom Ort aus zu Fuß in etwa 15 Minuten erreichbar. Für Menschen, denen ein Aufsteig nicht möglich ist, hat der Bergverein jedoch einen Kurierdienst eingerichtet. Den Sommer über werden an jedem Freitag Transportfahrten angeboten, die auf dem Parkplatz gegenüber des Göppinger Sportvereins starten. Los geht’s dort um 11 Uhr. Anmeldungen sind wegen der begrenzten Platzzahl allerdings erforderlich (Telefon: 0 71 61/ 96 59 40 71). Fahrtkosten: eine Spende an den Verein.

Führung
: An jedem ersten Sonntag im Monat bietet die Stadt Göppingen eine Führung auf ihrem Hausberg an. Treffpunkt ist um 14 Uhr an der Stauferstele auf dem Gipfelplateau. Am 2. Juni führt Margit Haas die Besucher in die Natur- und Kulturgeschichte des Hohenstaufen ein. Im Anschluss besteht dann noch die Möglichkeit zu einer Führung durch die Ausstellung „Die Staufer“ am Fuße des Berges.

Märchen
: In die fantastische Welt von Geschichten, Sagen und Märchen entführt Markus Herzig alte und junge Gäste der Gaststätte Himmel & Erde an jedem dritten Sonntag im Monat. Um 14 Uhr, um 15 Uhr und um 16 Uhr liest der Naturpädagoge und Erzähler kostenlos vor, bei gutem Wetter unter freiem Himmel.

Programm
: Auch sonst bieten der Verein Berg Hohenstaufen und die Gastronomen ein regelmäßiges Informations-, Kultur- und Unterhaltungsprogramm an. Neben einem Buchverleih und Spielen für drinnen und draußen soll es auch heuer wieder eine „Astronomische Nacht“, einen „Italienischen Abend“ und einen „Tag der Chöre“ geben: Angebote zum Runterkommen eben. Am 31. August um 17 Uhr startet dann die Kulturreihe „Staufische Weibsbilder“. Barbara Reik widmet ihr erstes historisches Tai-Chi-Musiktheater-Stück der Stauferkönigin Irene von Byzanz.

Weitere Informationen unter www.berg-hohenstaufen.de

Ein Konzept mit Hand und Fuß

Skeptische Stimmen hat es einige gegeben, nachdem das Unternehmen Saltico Management & Marketing vor Jahresfrist den Zuschlag bekommen hatte, die neu errichtete Gipfelgaststätte auf dem Hohenstaufen zu betreiben – und diese auch noch Himmel & Erde zu nennen. Die einen waren der Meinung, „dass die da oben doch nur das schnelle Geld machen wollen“. Andere sprachen äußerst despektierlich davon, „dass die Caterer der EWS-Arena so etwas eh nicht stemmen“.

Beides ist falsch, und beides hat der Saltico-Geschäftsführer Andreas Schweickert von Anfang an mit Nachdruck zu dementieren versucht. Schon nachdem er dem Gemeinderat die ausgetüftelte Konzeption vorgestellt hatte, sprach er vom „Gesamtprojekt Berg“. Dieses hat, innerhalb von nur zwölf Monaten, gewaltig an Kontur gewonnen, weil nicht nur darüber geschwätzt wurde, wie das im Stauferkreis in touristischen Belangen ansonsten regelmäßig der Fall ist. Diesmal wurde gehandelt.

Ein Verein hat sich gegründet. Ein Programm lädt Alt und Jung ein. Bücher und Spiele sind kostenlos auszuleihen. Es gibt an den besten Aussichtspunkten neue und ausgefallene Sitzmöbel. Ein Fahrdienst für Menschen, die schlecht zu Fuß sind, wurde eingerichtet. Mit einem neuen Audio Guide wird die Attraktivität des Hausbergs weiter gesteigert: Schweickert hat Wort gehalten.

Alleine lassen darf die Stadt die rührigen Bergfexe nun allerdings nicht. Sponsoren wollen in aller Regel, ehe sie sich engagieren, etwas sehen. Und für diese Vorleistung muss auch die Kommune geradestehen, sofern Verein und Agentur Hilfe brauchen.