Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

17. Juni 1971: US-Präsident Richard Nixon spricht erstmals vom „Krieg gegen Drogen“. Drogenmissbrauch sei der „Staatsfeind Nummer eins“.

 

1975: Unter dem Fahndungsdruck eskaliert die Gewalt: Drogenhändler im kolumbianischen Medellin massakrieren nach der Beschlagnahme von Kokain 40 Menschen. Die Kartelle bringen die Drogen auf dem Luftweg in die USA.

1986: US-Präsident Reagan verschärft die Gesetze gegen Drogenhandel. Sie sehen harte Mindeststrafen bei kleinsten Mengen vor. Mexiko wird neues Einfallstor der Schmuggler. Die Kokainvariante Crack überschwemmt die USA.

1989: Die USA stürzen den panamaischen Diktator Manuel Noriega wegen dessen Verwicklung in den Drogenhandel.

1993: US-Präsident Clinton macht Mexikos Kooperation beim Drogenkampf zur Bedingung für ein Freihandelsabkommen. Seither hat es dort Zehntausende von Toten gegeben.

Der Republikaner, der danach den Kampf gegen den Drogenkonsum mit Hunderten von Millionen Dollar aufrüstete, und 1973 die Antidrogenbehörde DEA gründete, ist längst Geschichte. Doch der Krieg, den er begann, lastet noch heute auf der Gesellschaft. Während im Rest der Welt längst flexiblere Methoden der Drogenprävention ausprobiert werden, sind die USA weitgehend ihrem harten Kurs treu geblieben. Kein Präsident seit Nixon hat es gewagt, davon prinzipiell abzuweichen. Unter konservativen Präsidenten wie Ronald Reagan wurde der puritanisch-verbissene Kampf verschärft, obwohl die USA mit ihrem in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gescheiterten, totalen Alkoholverbot ein abschreckendes historisches Beispiel erlebt haben.

Die Strafen sind in den vergangenen vierzig Jahren immer härter geworden. Selbst kleine Konsumenten landen oft für Jahre hinter Gittern. Experten schätzen, dass ein Viertel aller Gefangenen in den USA wegen Drogendelikten verurteilt wurden - weswegen die USA im Vergleich zur Bevölkerung mehr Gefängnisinsassen haben als jedes andere Land der Welt. Insbesondere für junge, schwarze Männer sind jahrelange Gefängnisaufenthalte zum Teil einer typischen Biografie geworden. Als 1995 eine offizielle Kommission des US-Kongresses nachwies, dass Schwarze und andere Minderheiten im Vergleich zu ihrem realen Drogenkonsum überdurchschnittlich häufig kriminalisiert werden, blieb dies politisch folgenlos.

"Der globale Krieg gegen Drogen ist gescheitert"

Rund 40 Milliarden Dollar gaben die USA nach Schätzungen der nationalen Drogenbehörde im Jahr 2010 für diesen Kampf aus - doch die Zahl der Drogennutzer ist dennoch auf rund 20 Millionen gestiegen. Kurz vor dem Jahrestag von Nixons "Kriegserklärung" haben die UN deshalb eine vernichtende Bilanz gezogen. "Der globale Krieg gegen Drogen ist gescheitert - mit verheerenden Folgen für Individuen und Gesellschaften rund um die Welt", heißt es im Untersuchungsbericht der Kommission zur Drogenpolitik. "Dies ist der vierzigste Jahrestag des größten, teuersten und destruktivsten sozialpolitischen Experiments der amerikanischen Geschichte", schreibt die "Washington Post".

Doch Barack Obama hat nach seinem Amtsantritt das Problem nur semantisch zu entschärfen versucht. Der von seinem Amtsvorgänger George W. Bush noch häufig gebrauchte Begriff des "Drogenkrieges" gehört nicht zu seinem Vokabular. In der Praxis hat sich aber wenig geändert. In einem dramatischen Appell haben zum Jahrestag Ex-Außenminister George Shultz und der ehemalige Notenbankchef Paul Volcker die US-Regierung deshalb aufgefordert, das Ruder endlich herumzureißen. Doch bis jetzt quittiert das Weiße Haus das traurige Jubiläum mit Schweigen.

Eine Chronik des Krieges gegen Drogen

17. Juni 1971: US-Präsident Richard Nixon spricht erstmals vom „Krieg gegen Drogen“. Drogenmissbrauch sei der „Staatsfeind Nummer eins“.

1975: Unter dem Fahndungsdruck eskaliert die Gewalt: Drogenhändler im kolumbianischen Medellin massakrieren nach der Beschlagnahme von Kokain 40 Menschen. Die Kartelle bringen die Drogen auf dem Luftweg in die USA.

1986: US-Präsident Reagan verschärft die Gesetze gegen Drogenhandel. Sie sehen harte Mindeststrafen bei kleinsten Mengen vor. Mexiko wird neues Einfallstor der Schmuggler. Die Kokainvariante Crack überschwemmt die USA.

1989: Die USA stürzen den panamaischen Diktator Manuel Noriega wegen dessen Verwicklung in den Drogenhandel.

1993: US-Präsident Clinton macht Mexikos Kooperation beim Drogenkampf zur Bedingung für ein Freihandelsabkommen. Seither hat es dort Zehntausende von Toten gegeben.

2000: Die USA rüsten im Antidrogenkampf in Kolumbien auf. In den Jahren danach geben sie dafür fast 5 Milliarden Dollar aus.

2004: Die US-Antidrogenbehörde DEA wird in Afghanistan stationiert.

2009: Barack Obamas neuer Drogenbeauftragter verfügt, dass der Begriff „Krieg gegen Drogen“ nicht mehr verwendet werden soll. In der Praxis ändert sich wenig.