Die Initiative für einen Cannabis Social Club hat es im Bürgerhaushalt der Stadt Stuttgart auf Platz 15 geschafft. In den Gemeinderatsfraktionen der Grünen und von SÖS-Linke-Plus gibt es Sympathie für das Projekt.
Stuttgart - Timo Strohmenger hat einen grünen Daumen. Im Wohnzimmer und vor allem auf der Terrasse gedeihen zahlreiche Pflanzen, zwischen Palmen und Farnen und allerlei anderem Grünzeug stehen eine Schlauchrolle und zwei Säcke frischer Blumenerde. Nein, Hanf gehört nicht zur Flora in Strohmengers trautem Heim. „Da hätte ich ein mulmiges Gefühl“, sagt der Cannabis-Aktivist aus Botnang. „Man muss bei uns ja schon mit einer Strafandrohung rechnen, wenn die Polizei an einem Tütchen nur Anhaftungen von Marihuana findet“, sagt er. Bei aller Gelassenheit: das ärgert den 43 Jahre alten Gastronomen.
Mit dem Kiffen angefangen hat der leidenschaftliche Mountainbiker, der mit seinem Rad möglichst jedes Jahr die Alpen überquert, bei der Bundeswehr. Zurzeit konsumiert Strohmenger das berauschende Kraut drei- bis fünfmal die Woche. „Nach einem stressigen Tag rauche ich mit einem Freund am Abend eine Tüte – so wie andere ihr Feierabendbier trinken“, erzählt er. „Nicht um mich wegzuballern und meinem Alltag zu entfliehen, sondern um mich zu entspannen. Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum ich dafür bestraft werden soll“, sagt Timo Strohmenger.
Teil einer europaweiten Kampagne
Weil sich der 43-Jährige damit nicht abfinden will und die Behandlung von Kiffern durch das Strafrecht als ungerecht empfindet, engagiert er sich für die Legalisierung des Rauschmittels. Seit Oktober des Vorjahres ist Timo Strohmenger Sprecher der Stuttgarter Initiative „CSC ist OK“. Hinter dem Kürzel CSC (Cannabis Social Club) verbirgt sich ein Konzept zur teilweisen Legalisierung von Cannabis. Die Idee: Erwachsene ab 21 Jahren gründen einen Verein und bauen ihr Gras selbst an.
Die Initiative, die Teil einer bundesweiten, ja europaweiten Kampagne ist, hat es unter den 3122 für den Stuttgarter Bürgerhaushalt eingereichten Vorschlägen auf Platz 15 geschafft. Insgesamt 845 Bürgerstimmen unterstützen die Idee, dass die Stadt beim Bundesinstitut eine Ausnahmegenehmigung für eine „Abgabestelle von Cannabisprodukten“ beantragt.
Der Vorschlag steht auf der Seite der Stadt zum Bürgerhaushalt im Netz unter den „Top 130“, welche die Stadt prüft. Die Verwaltung weist in ihrer ersten Stellungnahme („eine Alternative zum Schwarzmarkt“) aber schon mal auf die Strafbarkeit des Erwerbs und Besitzes dieses Rauschmittels hin und auf die gesundheitlichen Risiken. Bis heute habe der Bund kein Modellprojekt in Deutschland zugelassen, und eine Gemeinderatsdrucksache zum Thema Cannabis gebe es bis heute auch nicht.